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Das Magische Messer

Das Magische Messer

Titel: Das Magische Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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fröstelte. Die Schatten hatten ihren Gedanken zugehört.
     
    Und wart ihr an der Evolution des Menschen beteiligt?
     Ja
     
    Warum?
     Aus Rache
     
    Rache für – ach so! Rebellierende Engel! 
    Suche das Mädchen und den Jungen. Verliere keine Zeit mehr.
     
    Nach dem Krieg im Himmel – Satan und das Paradies – aber das hat doch gar nicht stattgefunden, oder? Soll das heißen, dass ihr – Aber warum?
    Du musst die Schlange spielen
     
    Sie nahm die Hände von den Tasten und rieb sich die Augen. Als sie wieder hinsah, standen die Worte immer noch da.
     
    Wo? 
    Geh zu einer Straße namens Sunderland Avenue. Dort steht ein Zelt. Überliste den Wächter und gehe durch. Nimm Proviant für eine lange Reise mit. Du wirst beschützt werden. Die Gespenster werden dich nicht anrühren. Bevor du gehst, zerstöre diese Geräte.
     
    Ich verstehe das nicht _ warum ich?
    Und was ist das für eine Reise? Und –
    Du hast dich dein ganzes bisheriges Leben darauf vorbereitet. Deine Arbeit hier ist beendet. Deine letzte Aufgabe in dieser Welt ist, zu verhindern, dass sie den Feinden in die Hände fällt. Zerstöre die Geräte. Tu es jetzt, und dann geh sofort.
     
    Mary Malone stieß den Stuhl zurück und stand schwankend auf. Sie presste die Finger an ihre Schläfen und merkte dabei, dass die Elektroden noch an ihrem Kopf befestigt waren. Geistesabwesend nahm sie sie ab. Sie hätte natürlich einfach nicht glauben können, was sie getan hatte und was sie immer noch vor sich auf dem Bildschirm sah, aber in der letzten halben Stunde hatte sie die Dimension von Glauben und Zweifel überhaupt hinter sich gelassen. Etwas war geschehen, und sie war wie elektrisiert.
    Sie schaltete Detektor und Verstärker aus. Dann formatierte sie unter Umgehung sämtlicher Sicherheitscodes die Festplatte des Computers und löschte den gesamten Inhalt. Sie entfernte die Schnittstelle zwischen Detektor und Verstärker, die sich auf einer speziell angepassten Karte befand, legte sie vor sich auf den Boden und trat, in Ermangelung eines anderen schweren Gegenstandes, mit dem Absatz ihres Schuhs darauf. Als Nächstes riss sie die Verbindungsdrähte zwischen elektromagnetischem Schutzschild und Detektor heraus. Den Schaltplan, den sie in einer Schublade des Aktenschrankes fand, zündete sie an. Konnte sie noch etwas tun? Was Oliver Payne über das Programm wusste, konnte sie nicht löschen, aber die dazugehörige Hardware hatte sie gründlich zerstört.
    Sie stopfte einige Unterlagen aus einer Schublade in ihre Mappe und nahm zuletzt auch noch das Poster mit den Hexagrammen des Yijing herunter, faltete es zusammen und steckte es in die Manteltasche. Dann machte sie das Licht aus und ging.
    Der Sicherheitsposten stand am Fuß der Treppe und sprach in sein Telefon. Als sie herunterkam, steckte er es weg und begleitete sie stumm zum Nebeneingang. Durch die Glastür beobachtete er, wie sie wegfuhr.
     
     
    Anderthalb Stunden später parkte sie ihr Auto in einer kleinen Straße in der Nähe der Sunderland Avenue. Sie hatte sich zuerst auf einer Karte von Oxford orientieren müssen, da sie sich in diesem Stadtteil nicht auskannte. Bis zu diesem Augenblick hatte sie wie mechanisch unter dem Eindruck ihrer übergroßen Aufregung gehandelt, doch als sie jetzt in der Dunkelheit des frühen Morgens aus dem Auto stieg, die kühle Nachtluft einatmete und alles um sie herum friedlich war, überkam sie plötzlich Misstrauen. Wenn sie nun träumte? Wenn ihr nur jemand einen Streich spielte?
    Gut, es war zu spät, sich darüber Gedanken zu machen. Sie steckte mittendrin. Sie holte den Rucksack aus dem Auto, mit dem sie so oft zum Zelten nach Schottland oder in die Alpen gefahren war, und dachte daran, dass sie zumindest wusste, wie man unter freiem Himmel überlebte. Im schlimmsten Falle konnte sie immer noch einfach wegrennen, in die Berge …
    Es war lächerlich.
    Aber sie setzte den Rucksack auf, schloss das Auto ab, bog in die Banbury Road ein und ging sie zwei- bis dreihundert Meter entlang bis dorthin, wo die Sunderland Avenue links vom Kreisverkehr abzweigte. Sie kam sich so dumm vor wie noch nie in ihrem Leben.
    Doch als sie um die Ecke bog und die seltsam geformten, an Kinderzeichnungen erinnernden Bäume sah, die auch Will gesehen hatte, wusste sie, dass zumindest eines stimmte: Unter den Bäumen stand auf der anderen Seite der Straße im Gras ein kleines rot-weißes Zelt aus Nylon, wie es Elektriker aufstellen, um sich bei der Arbeit vor Regen zu

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