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Das Magische Messer

Das Magische Messer

Titel: Das Magische Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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Malone?«
    »Mein Vater ist Physiker und kennt sie.«
    Allmählich ging es leichter, dachte Lyra. Ihre Anspannung löste sich etwas, und die Lügen kamen ihr flüssiger über die Lippen.
    »Und sie hat dir gezeigt, an was sie gerade arbeitet, nicht wahr?«
    »Ja. Die Maschine mit dem Bildschirm … Ja, all das.«
    »Und du interessierst dich für solche Sachen? Naturwissenschaften und so weiter?«
    »Ja. Besonders für Physik.«
    »Und wenn du erwachsen bist, willst du auch Physikerin werden?«
    Für diese Frage verdiente er nur einen finsteren Blick, den er auch bekam. Doch schien er unbeeindruckt. Er sah mit seinen hellen Augen kurz die junge Frau an, dann wandte er sich wieder Lyra zu.
    »Und warst du überrascht über das, was Dr. Malone dir zeigte?«
    »Hm, schon, aber ich war ja darauf vorbereitet.«
    »Durch deinen Vater?«
    »Ja. Weil er an denselben Dingen forscht.«
    »Ach so. Verstehst du denn etwas davon?«
    »Ein wenig.«
    »Dein Vater beschäftigt sich also auch mit dunkler Materie?«
    »Ja.«
    »Ist er auch schon so weit wie Dr. Malone?«
    »Er macht nicht genau dasselbe. Einige Dinge kann er besser, aber er hat keine solche Maschine mit Wörtern auf dem Bildschirm.«
    »Wohnt Will auch bei deinen Freunden?«
    »Ja, er –«
    Sie brach ab. Sie wusste sofort, dass sie einen schrecklichen Fehler gemacht hatte.
    Und das wussten auch die anderen, und im nächsten Augenblick waren sie schon aufgesprungen, um zu verhindern, dass Lyra hinausrannte, doch irgendwie stand Dr. Malone im Weg, und Sergeant Clifford stolperte und fiel zu Boden und versperrte dem Inspektor den Weg. Das verschaffte Lyra die Zeit, hinauszurennen und die Tür hinter sich zuzuschlagen. Dann lief sie, so schnell sie konnte, zur Treppe.
    Zwei Männer in weißen Mänteln kamen aus einer Tür, und sie stieß mit ihnen zusammen. Pantalaimon war plötzlich eine kreischende, flügelschlagende Krähe, und die beiden Männer erschraken so sehr, dass Lyra sich aus ihrem Griff befreien konnte. Sie raste gerade die letzten Stufen der Treppe zum Erdgeschoss hinunter, als der Pförtner den Hörer auf  legte, hinter der Theke entlangeilte und ihr zurief: »He da! Du! Halt!«
    Doch die Klappe, die er anheben musste, um hinter ihr herlaufen zu können, war am anderen Ende der Theke, des  halb hatte Lyra die Drehtür erreicht, bevor der Pförtner sie festhalten konnte.
    Hinter ihr ging die Lifttür auf und der Mann mit den hellen Haaren stürmte heraus. Er war schnell und stark –
    Und die Tür ließ sich nicht drehen! Pantalaimon kreischte aufgeregt: Sie drückten auf der falschen Seite!
    Lyra schrie vor Angst auf, machte kehrt und stürzte in das andere Abteil. Mit ihrem ganzen Gewicht und unter Aufbietung all ihrer Willenskraft stemmte sie sich gegen die schwer  fällige Scheibe und brachte sie gerade noch rechtzeitig in Bewegung, um den Händen des Pförtners zu entgehen, der seinerseits dem hellhaarigen Mann im Weg stand, so dass Lyra ins Freie gelangte und wegrennen konnte, bevor die beiden Männer durch die Tür waren.
    Sie stürzte über die Straße, ohne auf die Autos zu achten, die mit quietschenden Reifen bremsten, rannte in eine Lücke zwischen zwei hohen Gebäuden und dann wieder über eine Straße, auf der der Verkehr aus beiden Richtungen kam. Ge  schickt wich Lyra Fahrrädern aus, der Mann mit den hellen Haaren war ihr immer auf den Fersen – oh, wie sie vor ihm Angst hatte!
    In einen Garten – über einen Zaun – durch ein Gebüsch – Pantalaimon als Mauersegler über sich, der ihr zurief, welche Richtung sie einschlagen sollte; hinter einen Kohlenschuppen geduckt, während die Schritte des Mannes auf der anderen Seite vorbeieilten, sie hörte ihn nicht einmal keuchen, so schnell war er, und so ausdauernd. Dann sagte Pantalaimon: »Jetzt zurück – zurück zur Straße –«
    Also kroch sie aus ihrem Versteck und hetzte über das Gras zurück, durch das Gartentor hinaus und wieder über die breite Banbury Road. Wieder schlüpfte sie zwischen den Autos hindurch, wieder quietschten Reifen; dann rannte sie die Norham Gardens entlang, ein ruhige, von Bäumen und hohen viktorianischen Häusern gesäumte Straße in der Nähe des Parks.
    Sie hielt an, um Atem zu schöpfen. Einer der Gärten wurde von einem niedrigen Mäuerchen und einer hohen Liguster  hecke umschlossen, und dort setzte sie sich und drückte sich in den Liguster.
    »Sie hat uns geholfen!«, sagte Pantalaimon. »Dr. Malone hat sie aufgehalten. Sie steht auf unserer

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