Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Magische Messer

Das Magische Messer

Titel: Das Magische Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
Vom Netzwerk:
Seite.«
    »Ach Pan«, sagte Lyra, »ich hätte das über Will nicht sagen sollen – ich hätte besser aufpassen müssen –«
    »Du hättest gar nicht herkommen dürfen«, sagte Pantalaimon streng.
    »Ich weiß, das auch …«
    Aber sie hatte keine Zeit, sich in Reue zu ergehen, denn Pantalaimon flatterte auf ihre Schulter und sagte: »Pass auf – da hinten –« Im nächsten Augenblick war er schon wieder eine Grille und in ihrer Tasche verschwunden.
    Sie stand auf, bereit loszurennen, als ein großer, dunkel  blauer Wagen leise am Bordstein neben ihr hielt. Sie über  legte schon, in welche Richtung sie rennen sollte, als das Fenster im Fond des Wagens aufging und ein Gesicht heraussah, das sie kannte.
    »Lizzie«, sagte der alte Mann aus dem Museum, »wie nett, dich wieder zu sehen. Kann ich dich irgendwohin mitnehmen?«
    Er öffnete die Tür und rückte zur Seite, um Platz zu machen. Lyra stieg sofort ein, obwohl Pantalaimon sie durch die dünne Baumwolle in die Brust zwickte. Den Rucksack hielt sie mit beiden Händen umklammert. Der Mann lehnte sich über sie und zog die Tür zu.
    »Du siehst aus, als hättest du es eilig«, sagte er. »Wo willst du hin?«
    »Nach Summertown bitte«, sagte sie.
    Der Fahrer trug eine Schirmmütze. Alles an dem Wagen war glatt und weich und kraftvoll, und in dem geschlossenen Innenraum roch es stark nach dem Eau de Cologne des alten Mannes. Der Wagen fuhr an und glitt lautlos über die Straße.
    »Mit was hast du dir denn die Zeit vertrieben, Lizzie?«, fragte der alte Mann. »Hast du noch etwas über die Schädel herausgefunden?«
    »Ja«, sagte sie und sah aus dem Heckfenster. Von dem Mann mit den hellen Haaren keine Spur. Sie hatte ihn abgeschüttelt! Und jetzt, wo sie in dem tollen Auto eines reichen Mannes saß und in Sicherheit war, würde er sie nie finden. Für einen Augenblick genoss sie ihren Triumph.
    »Auch ich habe einige Nachforschungen angestellt«, sagte der Mann. »Ein Freund von mir, der Anthropologe ist, sagt, dass sie außer den ausgestellten Schädeln noch einige andere in der Sammlung haben. Einige davon sind wirklich sehr alt. Neandertaler.«
    »Ja, das habe ich auch gehört«, sagte Lyra, die keine Ahnung hatte, wovon er sprach.
    »Und wie geht es deinem Freund?«
    »Welchem Freund?«, fragte Lyra alarmiert. Hatte sie ihm auch von Will erzählt?
    »Dem Freund, bei dem du wohnst.«
    »Ach so, meiner Freundin. Ja, danke, es geht ihr gut.«
    »Was macht sie? Ist sie Archäologin?«
    »Ehm … Sie ist Physikerin und beschäftigt sich mit dunkler Materie.« Lyra hatte sich noch immer nicht ganz unter Kontrolle. In dieser Welt zu lügen war viel schwieriger, als sie an  genommen hatte. Und noch etwas machte ihr zu schaffen: Der alte Mann war ihr auf irgendeine, längst vergessene Weise vertraut, aber es wollte ihr nicht einfallen, woher.
    »Dunkle Materie?«, sagte er gerade. »Wie faszinierend! Erst heute Morgen habe ich darüber etwas in der Times gelesen. Das Universum ist voll von diesem geheimnisvollen Zeug, und niemand weiß, was es ist! Und deine Freundin forscht also daran?«
    »Ja. Sie weiß sehr viel darüber.«
    »Und was willst du später einmal werden, Lizzie? Viel  leicht auch Physikerin?«
    »Vielleicht«, sagte Lyra. »Mal sehen«
    Der Fahrer hustete leise und der Wagen wurde langsamer.
    »Oh, wir sind in Summertown«, sagte der alte Mann. »Wo möchtest du abgesetzt werden?«
    »Ach – gleich hinter diesen Läden – von dort kann ich laufen. Vielen Dank.«
    »Biege nach links in die South Parade ein und halte dann bitte rechts an, Allan«, sagte der alte Mann.
    »Sehr wohl, Sir«, sagte der Fahrer.
    Wenig später hielt der Wagen lautlos vor einer öffentlichen Bibliothek. Der alte Mann hielt die Tür auf seiner Seite auf, so dass Lyra an seinen Knien vorbei musste, um auszusteigen. Zwar war der Wagen sehr geräumig, aber trotzdem war es Lyra unangenehm, und sie wollte den Mann nicht berühren, so freundlich er auch war.
    »Vergiss deinen Rucksack nicht«, sagte er und gab ihn ihr.
    »Danke«, sagte sie.
    »Ich hoffe, wir begegnen uns wieder, Lizzie. Und grüße deine Freundin von mir.«
    »Auf Wiedersehen.« Lyra blieb auf dem Gehweg stehen, bis der Wagen um die Ecke gebogen und verschwunden war. Dann machte sie sich auf den Weg zu den Buchen. Sie hatte einen Verdacht, was den Mann mit den hellen Haaren betraf, und wollte das Alethiometer dazu befragen.
     
     
    Will las die Briefe seines Vaters zum zweiten Mal. Er saß auf der Terrasse,

Weitere Kostenlose Bücher