Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Magische Messer

Das Magische Messer

Titel: Das Magische Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
Vom Netzwerk:
Unter  schied gemacht hätte. Tullio quälte den alten Mann, und sobald er gewusst hätte, wie man das Messer verwendet, hätte er bei der nächsten Gelegenheit uns beide umgebracht. Wir mussten gegen ihn kämpfen.«
    »Ich habe nur so ein schlechtes Gewissen deswegen, Will. Ich meine, er war ihr Bruder. Und ich wette, dass wir an ihrer Stelle auch versucht hätten, an das Messer zu kommen.«
    »Ja«, sagte Will, »aber wir können nicht zurück und ungeschehen machen, was geschehen ist. Wir mussten das Messer haben, um das Alethiometer zurückzubekommen, und wenn wir es ohne Kampf bekommen hätten, hätten wir nicht gekämpft.«
    »Ja, stimmt«, gab Lyra zu.
    Will war wie Iorek Byrnison ein echter Kämpfer, deshalb war sie bereit ihm zu glauben, wenn er sagte, es wäre besser, nicht zu kämpfen. Sie wusste, dass er es nicht aus Feigheit sagte, sondern aus taktischer Überlegung. Er war jetzt wieder ruhiger und sein Wangen waren nicht mehr gerötet. Nachdenklich sah er an ihr vorbei.
    Dann sagte er: »Wichtiger ist jetzt wahrscheinlich, darüber nachzudenken, was Sir Charles oder Mrs. Coulter tun wer  den. Wenn deine Mutter diese besondere Leibwache hat, von der sie sprachen, diese Soldaten, denen man die Dæmonen abgeschnitten hat, vielleicht hat dann Sir Charles Recht, dass die Gespenster ihnen nichts anhaben können. Denn weißt du, was ich glaube? Ich glaube, die Gespenster fressen die Daemonen der Menschen.«
    »Aber Kinder haben doch auch Dæmonen und Kinder fallen sie nicht an. Also können es nicht die Dæmonen sein.«
    »Dann ist es bestimmt der Unterschied zwischen den Dæmonen von Kindern und denen von Erwachsenen«, sagte Will. »Da gibt es doch einen Unterschied, nicht wahr? Du hast gesagt, die Dæmonen von Erwachsenen würden die Gestalt nicht ändern. Es muss damit zusammenhängen. Wenn diese Soldaten von Mrs. Coulter überhaupt keine Dæmonen haben, hat das vielleicht dieselbe Wirkung …«
    »Stimmt!«, sagte Lyra. »Das könnte sein. Und sie hätte vor den Gespenstern sowieso keine Angst, sie hat vor nichts Angst. Und sie ist so klug, Will, wirklich, und so skrupellos und grausam, ich wette, sie könnte auch noch die Gespenster herumkommandieren. Sie würde ihnen befehlen wie anderen Leuten, und sie müssten ihr gehorchen. Lord Boreal ist auch stark und klug, aber sie wickelt ihn um den kleinen Finger. Will, wenn ich daran denke, was sie vielleicht vorhat, bekomme ich wieder Angst … Ich werde das Alethiometer fragen, wie du gesagt hast. Dem Himmel sei Dank, dass wir das wenigstens wiederhaben.«
    Sie faltete den Samt auf und strich mit den Händen liebe  voll über das massive Gold.
    »Ich werde es nach deinem Vater fragen«, sagte sie, »und wo wir ihn finden können. Schau her, ich stelle die Zeiger so, dass sie –«
    »Nein, frag zuerst nach meiner Mutter. Ich möchte wissen, wie es ihr geht.«
    Lyra nickte und drehte an den Zeigern. Dann legte sie das Alethiometer in den Schoß, strich sich die Haare hinter die Ohren und senkte den Kopf, um sich zu konzentrieren. Will sah zu, wie der dünne Zeiger in einem bestimmten Rhythmus um das Zifferblatt kreiste, immer wieder anhielt und dann weiterschoss wie eine Schwalbe auf Nahrungssuche, und er beobachtete Lyras Augen, aus denen Entschlossenheit und tiefes Verstehen sprachen.
    Sie kniff die Augen zusammen und sah auf.
    »Sie ist immer noch in Sicherheit«, sagte sie. »Diese Freundin, die sich um sie kümmert, ist sehr nett zu ihr. Niemand weiß, wo deine Mutter ist, und die Freundin verrät sie auch nicht.«
    Will hatte gar nicht gewusst, wie sehr er sich um seine Mutter gesorgt hatte. Er merkte, wie ihm jetzt ein Stein vom Herzen fiel, doch spürte er, als ein Teil der Spannung von ihm wich, die Schmerzen der Wunde stärker.
    »Danke«, sagte er. »Und jetzt frag nach meinem Vater –«
    Doch noch bevor Lyra damit anfangen konnte, hörten sie draußen einen Ruf.
    Sie sahen einander an. Das untere Ende des Parks, das an die ersten Häuser der Stadt grenzte, war von Bäumen gesäumt, und dort bewegte sich etwas. Pantalaimon verwandelte sich in einen Luchs, lief zur offenen Tür und spähte hinunter.
    »Es sind die Kinder«, sagte er.
    Will und Lyra standen auf. Eins nach dem anderen kamen die Kinder aus den Bäumen, insgesamt vielleicht vierzig bis fünfzig. Viele hatten Stöcke dabei. Voran ging der Junge in dem gestreiften T-Shirt, und er hielt keinen Stock in der Hand, sondern eine Pistole.
    »Da ist Angelica«, flüsterte Lyra und zeigte auf

Weitere Kostenlose Bücher