Das magische Portal - Weltennebel
Horrormeldungen. Wie immer war Fehenius an seiner Seite, doch die Geschichte schien den Regenten kaltzulassen.
Auch Torgal stand mit unbewegter Miene neben Darian und wartete, beobachtete den jungen König aber aus zusammengekniffenen Augen. »Wir erbitten dringendst Eure Hilfe«, flehte der Mann mit den blonden Haaren. Er trug einen Arm in einer blutdurchtränkten Schlinge und war sehr verzweifelt.
»Aber die Dunkelelfen wagen sich sonst selten so weit in die Nähe des Elfenlandes. Ihr lebt doch beinahe an den Rändern der großen Wälder, nicht wahr?«, fragte Fehenius mit beißender Stimme.
»Ja, Lord Fehenius.« Der Mann warf Darian einen hilfesuchenden Blick zu. »Aber sie haben viele von uns getötet. Wir können die Ernte nicht einbringen. Wir werden hungern im Winter und …«
»Du willst doch nur Gold herausschlagen«, behauptete Fehenius kalt, dann deutete er verächtlich auf die Armschlinge. »Am Ende hat dich nur ein Hund gebissen, und jetzt bist du hier, um zu betteln.«
Von Torgal war ein empörtes Schnauben zu hören, doch Darian war bereits aufgesprungen. »Das reicht, Fehenius. Ich reite selbst mit fünfzig Mann in das Dorf, dann werden wir ja sehen, was wirklich passiert ist, und falls nötig die Dunkelelfen vertreiben.« Er nickte dem Bauern zu. »Ihr könnt Euch hier ausruhen und Eure Wunde behandeln lassen.«
Mit dankbarem Blick verneigte sich der junge Mann und trat zurück.
»Mein Herr«, protestierte Torgal erschrocken, »das ist gefährlich, und Ihr …«
»Es wird Zeit, dass ich meine neuen Fähigkeiten ausprobiere.« Mit grimmigem Gesichtsausdruck zog Darian sein Schwert. »Ich habe lange genug hier herumgesessen.«
Trotz seiner Abhängigkeit verspürte Darian einen wachsenden Drang, sich zu beweisen. Er sehnte sich danach, endlich als wahrer Erbe seines Vaters in dessen Fußstapfen zu treten.
Fehenius wirkte ein wenig verwirrt. Dann klatschte er jedoch übertrieben in die Hände. »Wie Euer Großvater! Der alte Isarius hat seine Angriffe auch immer selbst geleitet.«
»Mein König, ich ersuche Euch …«, flüsterte Torgal ihm ins Ohr, aber Darian wollte nichts hören. Er musste unbedingt aus Fehenius’ Dunstkreis heraus und die Burg verlassen, sonst würde er noch ersticken. Bis der Junge, den er heute auf die Dracheninsel geschickt hatte, hoffentlich mit Readonn im Geleit zurückkehrte, würde ohnehin einige Zeit vergehen.
»Wir brechen morgen auf«, sagte er bestimmt und verließ den Raum.
In dieser Nacht konnte Darian nicht schlafen. Eine halbe Ewigkeit lang wälzte er sich im Bett herum, dann stand er auf und zog sich an. Die Wache vor seiner Tür zuckte zusammen, wahrscheinlich war der Mann eingenickt.
»Ich möchte allein sein«, sagte Darian, als der Mann sich anschickte, ihm zu folgen.
»Aber Hauptmann Torgal befahl …«
»Bin ich der König oder ist Torgal es?«, erwiderte Darian ruhig, dann ging er festen Schrittes die Treppe hinab. Fackeln erhellten die Burg, und in dem Kamin in der Eingangshalle flackerte noch die restliche Glut des Vorabends. Darian trat in den Innenhof hinaus und sog die frische, klare Nachtluft ein. Eine Luft, die niemals Autoabgase verpestet hatten, in der niemals ein Flugzeug geflogen war. Eigentlich war es wunderschön hier – wenn nicht einige Dinge verdammt falschgelaufen wären. Mittlerweile machte sich Darian keine Illusionen mehr, dass Nordhalan noch zu ihm kam. Entweder der Zauberer hatte ihn im Stich gelassen, oder er war tot. Zwar suchten Torgals Männer weiterhin das ganze Land nach ihm ab, aber Darian hatte alle Hoffnung aufgegeben. In Gedanken versunken schritt er über den Burghof. Als er Stimmen hörte, versteckte er sich schnell im Schatten eines großen Baumes.
Ein Stallbursche zog ein kicherndes Mädchen mit sich, und die beiden verschwanden in einem der Vorratshäuser. Für einen Augenblick beneidete Darian das junge Pärchen. Sie hatten keine Verantwortung zu tragen, mussten keine Entscheidungen wider ihr Gewissen treffen. Häufig fragte sich Darian, was geschehen würde, wenn Fehenius eines Tages starb. Zwar hatte der Regent ihm versprochen, ihm zu gegebener Zeit das Rezept des Trankes zu verraten, aber Darian traute dem Mann nicht. Angewidert zog er die kleine Flasche aus seiner Hosentasche.
»Soll ich den Rest meines jämmerlichen Lebens von dir abhängig bleiben?«, fragte er wütend. Mit zornigen Schritten eilte er in Richtung Meer. Hier waren die Mauern etwas niedriger, und der Wind riss an Darians Haaren. Es
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