Das magische Portal - Weltennebel
reden, aber er glaubte es Jarredh von Northcliff schuldig zu sein.
»Darf ich Euch etwas fragen, mein Herr?«, begann Torgal ernst.
Darian, der gerade eine Gruppe Baumnymphen beobachtet hatte, drehte sich um. »Was möchtet Ihr wissen?«
Torgal straffte die Schultern. »Ich habe gesehen, wie Ihr in Dörfern den Armen Gold und Silber zusteckt. Zudem lasst Ihr denen, die unter Euren Steuern leiden, heimlich Korn und Gemüse zukommen.«
Ertappt zuckte Darian zusammen.
»Keine Sorge, ich glaube nicht, dass ein anderer davon weiß«, versicherte Torgal rasch, der Darians Gesichtsausdruck richtig deutete. Der junge König hatte wohl gehofft, dass niemand seine milden Gaben bemerken würde. »Aber bitte verratet mir eins: Wieso lasst Ihr Fehenius auf der Burg wohnen und ihn all diese sinnlosen Gesetze erlassen? Es ergibt keinen Sinn, wenn das niedere Volk all seine Waffen abgeben muss.«
Darian musste schlucken, versuchte dann aber bestimmt zu klingen. »Es ist besser so, schließlich hat es schon einige Tote gegeben, wenn die Männer betrunken aus den Tavernen gekommen und in Streit geraten sind.«
»Die Bauern tragen in den Tavernen in der Regel gar keine Schwerter, und viele können sich nicht einmal eine solche Waffe leisten«, erwiderte Torgal scharf und beugte sich weiter vor. »Ist der Grund nicht vielmehr, dass sich niemand gegen die neuen Steuererhöhungen wehren können soll, die Fehenius schon wieder plant?«
Ruckartig stand Darian auf und drehte Torgal den Rücken zu. Und da vergaß der alte Hauptmann für einen Augenblick all seine Erziehung und Ausbildung, trat zu Darian und fasste ihn an den Schultern, so wie er es bei einem Freund getan hätte.
»Ich weiß, dass viel Gutes in Euch steckt. Ich habe es damals gesehen, als ich Euch das erste Mal traf.« Der ältere Mann blickte Darian fest in die Augen. »Ihr könntet ein wunderbarer König sein, so wie Euer Vater, wenn Ihr Euch nur von Fehenius lösen würdet.«
Darian starrte ihn stumm an, und der Hauptmann fuhr fort. »Womit hat er Euch in der Hand? Darian, erpresst er Euch mit irgendetwas?«
Für einen Augenblick schien es, als würde Darian etwas sagen wollen. Er fuhr sich mit der Hand über die Augen, runzelte die Stirn und biss sich auf die Unterlippe. Aber dann machte er sich mit einer wütenden Handbewegung los. »Niemand erpresst mich!«
»Aber Ihr hattet Fehenius doch schon fortgejagt«, wandte Torgal ein.
»Schluss jetzt! Ihr seid nur der Hauptmann, nicht der König, vergesst das nicht.« Darian stapfte zu seinem Bündel und wickelte sich in seine Decke.
Resigniert ließ Torgal die Schultern hängen. Einen Moment lang hatte er das Gefühl gehabt, Darian würde sich ihm anvertrauen, aber dieser Augenblick war leider viel zu schnell verflogen.
Innerlich bebend dachte Darian über das Gespräch mit Torgal nach . Fehenius wurde immer gieriger, er selbst immer verzweifelter. Zu gern hätte Darian Torgal alles gesagt, sein Gewissen erleichtert und seine Last geteilt. Schließlich war der Hauptmann derjenige, der einem Freund am nächsten kam. Würde Torgal ihm helfen können? Schon wollte Darian aufstehen, sackte dann wieder auf den harten Boden zurück. Heimlich und über mehrere Mittelsmänner hatte er erneut kleine Mengen des Trankes an sämtliche bekannten Heiler entsendet. Niemand hatte herausbekommen, worum es sich bei der Flüssigkeit handelte. Es schien hoffnungslos. Außerdem schämte sich Darian zuzugeben, dass er süchtig nach dem Trank war. All seine Hoffnungen lagen nun bei Readonn, der ihm vielleicht helfen konnte – dann musste er Torgal auch nicht die Wahrheit sagen. Es würde ihm leichter fallen, dem Hüter der Steine sein dunkles Geheimnis anzuvertrauen. Denn Torgal und seine Männer sprachen stets mit so viel Bewunderung und Achtung von seinem Vater und Bruder, dass er sich seiner eigenen Schwäche unendlich schämte.
Darians Augen wandten sich dem knisternden Lagerfeuer zu, und er beobachtete die Funken, die über dem Holz aufstoben. Damals in Schottland hatte Mia Feuergeister beschworen. Nichts wünschte er sich sehnlicher in diesem Augenblick, als dass sie bei ihm wäre und es erneut tat.
In diesen felsigen Tiefen seines Gefängnisses fragte sich Nordhalan inzwischen, ob er einen Geist gesehen oder vielleicht geträumt hatte. Ununterbrochen hielt er Ausschau nach dem bärtigen Mann, doch er sah ihn nicht wieder. Irgendwann resignierte er und glaubte, sich tatsächlich geirrt zu haben.
Drei Tage nach seiner
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