Das magische Portal - Weltennebel
Beschützer der Nebelhexen und aller magischer Wesen, die auf dieser Insel weilen.«
»Ich will den Nebelhexen nichts tun«, versicherte Darian, wobei er selbst bemerkte, wie dünn und zittrig seine Worte klangen.
»Worin liegt dann deine Absicht?«
Darian schluckte und entschloss sich, bei der Wahrheit zu bleiben. »Ich möchte das Grab von Aramia besuchen.« Er senkte den Blick. »Ich habe sie sehr geliebt.«
Der Berggeist sah ihn aus seinen tief in den Höhlen liegenden grauen Augen an. »Kein Mensch liebt eine Nebelhexe«, dröhnte er mit einer mächtigen Stimme, die Darian an das Donnern einer Lawine erinnerte, und kam drohend näher.
Menhir schnaubte panisch, rollte mit den Augen und war kurz davor durchzugehen. Nur mit äußerster Mühe gelang es Darian, das Pferd unter Kontrolle zu halten.
»Doch, ich liebe sie!«
»Beweise es.« Der Berggeist hatte ihn beinahe erreicht und ragte über fünfzehn Fuß groß vor Darian auf. Dieser bekam urplötzlich keine Luft mehr und hatte das Gefühl, als legten sich unsichtbare Seile um seinen Brustkorb, drückten ihn mit aller Macht zusammen.
»Lilith, sie weiß es, sie kann es bestätigen«, keuchte Darian, und bemerkte, wie ihm langsam die Sinne schwanden.
Doch das beklemmende Gefühl verflüchtigte sich so schnell, wie es gekommen war, und der Culahan wich zurück.
»Lilith, die Heilerin, wird für dich bürgen, hast du gesagt?«
Darian nickte und rieb sich den Hals. Auch Menhir unter ihm schüttelte sich, so als hätte er die gleiche Beklemmung verspürt.
»Warte hier.« Der Berggeist verschwand in einer plötzlich aufkommenden Nebelschwade, und Darian atmete auf. Er fragte sich, ob er tatsächlich warten oder lieber die Gunst der Stunde nutzen und weiterreiten sollte. Doch mit Liliths Hilfe würde er zumindest sicher das Grab finden, und so verharrte er, nicht ohne immer wieder nervös die düsteren Felswände hinaufzublicken. Jetzt war die Sonne wieder verschwunden, und die unheimliche Präsenz des Bergmassivs drohte ihn zu ersticken. Auch der sonst so nervenstarke Menhir zuckte bei jedem kleinsten Geräusch zusammen, woraufhin ihm Darian beruhigend über die dichte schwarze Mähne strich.
»Niemand tut uns etwas, keine Angst«, murmelte er, wohl mehr, um seine eigene Unsicherheit zu überspielen.
Erst jetzt fiel Darian auf, dass die Wölfin gar nicht mehr in seiner Nähe war. Hatte auch sie Angst vor dem Berggeist bekommen und das Weite gesucht? Er hoffte, dass sie bald wiederkäme, denn sie hatte ihm schon häufiger das Leben gerettet, und er befürchtete, dass er ihre Hilfe auf dieser feindlich anmutenden Insel noch nötig haben könnte.
Eine für ihn endlos erscheinende Zeit lang geschah überhaupt nichts, dann materialisierte sich wie aus dem Nichts erneut eine durchscheinende Gestalt vor ihm. Diesmal war es nicht der Culahan, sondern eine Frau mit bleichem, leicht elfisch anmutendem Gesicht und langen Haaren, die wie Nebelschwaden um ihren Kopf wehten. Ein langes, gräuliches Gewand umspielte einen schlanken Körper.
»Folge mir, der Culahan wird deine Weiterreise nicht behindern«, sagte eine leise Stimme, zart wie ein Windhauch.
»Wer bist du?«, stammelte Darian und griff Menhirs Zügel fester.
»Ich bin der Geist einer Nebelhexe.« Die Stimme des Wesens klang traurig. »Vor langer Zeit wurde ich getötet, nun warte ich darauf, dass mein Liebster zu mir kommt, damit wir gemeinsam die Weiterreise antreten können.«
»Das … ähm … tut mir leid.« Darian blickte sich unbehaglich um. Er fragte sich, ob Mias Geist hier vielleicht auch irgendwo herumschwebte.
»Komm jetzt, ich bringe dich zur Gedenkstätte der Nebelhexen und der anderen Bewohner der Insel.« Das Wesen schwebte vor Menhir und kam bisweilen sehr nahe an Darian heran, dem dann immer ein kalter Schauer die Wirbelsäule entlangfuhr. Während der ersten Meilen saß er stocksteif im Sattel und wagte kaum, sich zu bewegen. Daher fiel ihm auch erst nach einer Weile auf, dass Menhir keinerlei Anzeichen von Angst vor dem Geist der Nebelhexe zeigte. Zunächst wunderte er sich, aber dann erinnerte er sich, dass das Pferd im Elfenreich wahrscheinlich mit Geistern und Ähnlichem aufgewachsen war. Nur der Culahan hatte Menhirs Nerven wohl ein wenig überstrapaziert.
Der Tag schritt weiter voran, und der Stand der Sonne zeigte Darian, dass er nach Westen ritt. Sie überquerten sanfte Hügel und passierten Täler, in denen wilde Bäche sich ihren Weg durch das Moorland suchten. Ihm fiel
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