Das magische Portal - Weltennebel
ohne dass er ein Geräusch gehört hatte, stand plötzlich Lilith vor ihm. Klein, zierlich, mit dieser merkwürdigen Knollennase im Gesicht.
»Du!«, schrie er voller Wut und sprang auf.
Lilith hob eine Hand. »Wenn Ihr vorhabt, mich zu schlagen, muss ich Euch enttäuschen, das wird Euch nicht gelingen.«
»Ich wollte nicht …«, setzte er an und brach dann ab. Normalerweise schlug er keine Frauen, doch bei Mia wäre es beinahe geschehen, und er wusste, dass er immer öfter die Kontrolle verlor. Schnaubend griff er nach dem letzten Rest Schnaps und trank ihn provokativ aus.
»Meint Ihr, so kommt Aramia zu Euch zurück?«, fragte Lilith und deutete auf die leere Flasche.
»Ob Aramia zurückkommt?«, höhnte Darian und lehnte sich gegen den Felsen. »Das ist mir doch scheißegal. Sie hat mich betrogen und belogen, sie hat mich verzweifeln lassen. Dann steht sie plötzlich vor mir und verschwindet wieder, ohne irgendeine Erklärung.« Er spuckte auf den Boden.
»Wenn sie Euch gleichgültig wäre, würdet Ihr nicht seit Tagen nach ihr suchen«, stellte Lilith gelassen fest.
In Darian kochte erneut Zorn hoch, und seine Augen funkelten gefährlich. »Ich habe über sechs Jahre um sie getrauert – vollkommen sinnlos –, und jetzt ist sie fort, kaum dass ich sie wiedergefunden habe!«
Mit zwei Schritten war Lilith bei ihm, fasste ihn mit für ihre zierliche Statur überraschender Kraft am Arm und schob ihn zu dem kleinen Teich, in den die Quelle sich ergoss.
»Seht Euch an, vielleicht erkennt Ihr dann, wieso sie Euch verlassen hat.«
»Ich habe schon besser ausgesehen«, murmelte Darian und fuhr sich schuldbewusst über den ungepflegten Bart.
»Es ist nicht Euer ungepflegtes Äußeres, es sind nicht Eure schmutzigen, abgerissenen Kleider, so etwas hätte sie nicht gekümmert.«
»Was ist es dann?«
Ein trauriges Lächeln erschien auf Liliths Gesicht. »Eure Augen, Euer ganzes Auftreten. Ihr habt ihr Angst gemacht.«
»Aber … warum?«, stammelte er, dann senkte er beschämt den Blick. Nur um kurz darauf wieder von unbändigem Zorn durchflutet zu werden.
»Ihr habt mich alle betrogen. Du, Ohaman, Mia. Sie hatten alle Recht – Nebelhexen sind Abschaum.«
Lilith schüttelte betrübt den Kopf, ging aber nicht auf seine Schuldzuweisungen ein.
Mit einem verächtlichen Schnauben ging er zur Satteltasche seines Pferdes, nahm eine kleine Flasche heraus und trank davon.
»Das hier, das ist mein einziger Freund. Mit ihm kann ich euch ganzes widerwärtiges Gewürm vergessen«, spie er aus.
»Was ist das?«
»Keine Ahnung.« Darian nahm noch einen Schluck, und die Droge tobte durch sein Blut. Für kurze Zeit verzerrte sich alles, und er konnte Liliths Fragen kaum noch folgen. Torkelnd ging er zu einem Stein und setzte sich.
Irgendwann hörten auch Liliths drängende Fragen auf, und Darian dämmerte langsam in eine Art Halbschlaf hinüber.
Im Morgengrauen wachte er mit dröhnenden Kopfschmerzen auf und stellte überrascht fest, dass Lilith noch hier war. Als er erneut die kleine Flasche an den Mund führte, hielt sie seine Hand fest.
»Bitte, sagt mir, was das für ein Trank ist, vielleicht kann ich Euch helfen.«
Verächtlich schnaubend machte sich Darian los und nahm einen tiefen Schluck. Nachdem die Wirkung eingesetzt hatte, seufzte er erleichtert.
»Niemand kann mir helfen. Ich habe, glaube ich, alle Heiler des Landes befragt. Irgendetwas ist in dem Mittel, das mich abhängig macht.«
»Vielleicht habt Ihr alle Heiler befragt, aber noch keine widerwärtige Nebelhexe wie mich«, sagte sie mit einem süßen Lächeln, das sogar von ihrer Knollennase ablenkte.
»Ich habe es aufgegeben. Und selbst wenn«, er sah sie verächtlich an, »von dir würde ich ohnehin keine Hilfe wollen.«
»Auch dann nicht, wenn ich Euch Aramia zurückbringe und sie Euch Eure Fragen beantwortet?«
Mit einem Satz sprang Darian auf. »Dann führ mich zu ihr, verdammt.«
»Nicht, so lange Ihr in solch einem Zustand seid.«
Er wollte ihre Hände ergreifen, doch als er eine Art Stromschlag spürte, wich er erschrocken zurück.
»Miststück«, knurrte er und rieb sich die Handgelenke, die sich nun merkwürdig pelzig anfühlten.
»Ich sagte doch, Ihr könntet mir keine Gewalt antun«, wiederholte sie ruhig.
In Darian brodelte es, dann versuchte er sich wieder zu beruhigen und rieb sich die Schläfen. »Gut. Wie also kannst du Mia zu mir zurückbringen?«
»Wenn es mir gelingt, Euch wieder in den Mann zurückzuverwandeln, der Ihr
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