Das magische Portal - Weltennebel
Kopfschmerzen an.
»Als seine Lebenszeit abgelaufen war, entschied er sich, freiwillig ein Moorgeist zu werden, um weiterhin bei seiner Geliebten bleiben zu können«, erklärte sie, so als wäre das gar nichts Besonderes. »Ich glaube, auf ihre Art sind die beiden sehr glücklich.« Nachdem sie in Darians angespanntes Gesicht geblickt hatte, legte sie ihm tröstend eine Hand auf den Arm. »Ich sehe, dir geht es nicht gut. Komm, ich werde dir noch ein paar Kräuter geben.«
Während der nächsten Tage wurde es stetig schlimmer. Lilith gab Darian immer weniger von dem Azetá, und obwohl ihre Tränke die Entzugserscheinungen tatsächlich zeitweise linderten, glaubte Darian, verrückt zu werden. Eingesperrt in seine Kammer schrie und tobte er in der Nacht und war jedes Mal schweißgebadet, wenn ihn endlich der Schlaf übermannte. Tagsüber konnte er seine Aggressionen kaum noch beherrschen. Häufig ging er auf Murk los, der seine Schläge und Tritte mittlerweile mit stoischer Gelassenheit an sich abprallen ließ und ihn einfach festhielt, bis die Wutanfälle nachließen.
Nach zwanzig Tagen in dem Dorf nahm Darian kein Azetá mehr. Er fühlte sich entsetzlich, konnte kaum noch schlafen, selten das Essen bei sich behalten, und verließ auch die Hütte nicht mehr. Wiederholt hatte er Lilith angefleht, ihm etwas von dem Trank zu geben, versucht zu fliehen, aber die Dorfbewohner achteten gut auf ihn. Seit einiger Zeit wussten sie von seiner Sucht und versuchten alle, ihm zu helfen. Für die Bewohner der Nebelinsel war es selbstverständlich, sich umeinander zu kümmern, ganz gleich welche Probleme der Einzelne hatte, ganz gleich welcher Abstammung er war.
Auch in dieser Nacht lag Darian in Liliths Hütte, mit den Händen an sein einfaches Holzbett gefesselt. Liliths Schlaftrank hatte vor kurzem seine Wirkung gezeigt, trotzdem schlief Darian unruhig. Er zitterte am ganzen Körper und murmelte wirres Zeug vor sich hin. Schon drei Tage lang hatte er keinen Azetá mehr genommen und glaubte nicht, dass er den Entzug überleben würde.
Mitten in der Nacht öffnete jemand den Riegel. Ein paar mal schon hatte er seine Lederbänder zerrissen – nicht ohne sich dabei die Handgelenke blutig gescheuert zu haben –, daher hielt Lilith die Tür zu seinem Zimmer immer verriegelt, obwohl er inzwischen nicht mehr die Kraft hatte, sich aus eigenem Antrieb zu befreien.
Leise knarrend öffnete sich die alte Holztür, und im schwachen Schein des heruntergebrannten Feuers wurde eine schmale Gestalt im Wohnraum sichtbar.
»Aramia, du sollst doch nicht herkommen«, ertönte plötzlich eine Stimme aus dem Dunkel.
Ertappt fuhr Aramia herum. Im Nachtgewand stand Lilith vor ihr und funkelte sie wütend an.
»Du sagtest doch, durch den stärkeren Schlaftrank schläft er jetzt die Nacht durch. Er wird mich nicht bemerken.« Vorsichtig trat Aramia näher und setzte sich neben Darian auf das Bett.
Er murmelte etwas, zerrte im Schlaf an seinen Fesseln und zitterte unkontrolliert, woraufhin Aramia ihrer Freundin einen erschrockenen Blick zuwarf.
»Das wollte ich dir ersparen«, seufzte Lilith.
»Aber er schafft es doch«, flüsterte Aramia mit heiserer Stimme und streichelte Darian über die wirren halblangen Haare.
»Ich gebe die Hoffnung nicht auf, aber es sind erst drei Tage ohne den Trank, und er ist fast am Ende seiner Kräfte.«
Tränen traten in Aramias Augen. »Ich wäre so gerne bei ihm und würde ihm helfen. Bitte, Lilith, lass mich bei ihm bleiben.«
»Nein. Er wird nur von dem Azetá loskommen, wenn er das Ziel vor Augen hat, dir wieder vollkommen gesund und bei klarem Verstand gegenüberzutreten.«
»Aber ich …«
»Wenn er dich jetzt sieht, wirst du alles verderben. Er wird mit dir fortgehen wollen und denken, er kann ohne Azetá auskommen, doch er wird wieder rückfällig werden. Vertrau mir.«
Aramia biss sich auf die Lippe und streichelte über Darians Wange. »Dann lass mich heute Nacht bei ihm bleiben, und lös seine Fesseln. Ich passe auf, dass ihm nichts geschieht.«
Lilith zögerte, dann nahm sie seufzend noch etwas von dem Schlaftrank und träufelte ihn Darian in den Mund. »Bei Morgengrauen musst du fort sein. Und weck mich, falls er um sich schlägt.« Sie löste die Lederfesseln, woraufhin Aramia Darian dankbar in den Arm nahm und ihn an sich drückte.
Als Darian am nächsten Morgen von Lilith geweckt wurde, stellte er verwundert fest, dass er nicht mehr gefesselt war.
Sie reichte ihm einen Becher voll
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