Das magische Portal - Weltennebel
interessiert. »Das mag sein, aber es tut nichts zur Sache. Morgen werdet Ihr dort Eure Weihe erhalten, aber zunächst möchte ich Euch in den heiligen Hain führen.«
Noch immer starrte Darian ungläubig auf den Steinkreis und fragte sich, ob er nicht doch träumte.
Schließlich fasste Readonn ihn am Arm und führte ihn auf einen etwas westlich gelegenen Hain zu. Uralte, mächtige Eichen wuchsen hier. In der Mitte, auf einer Lichtung, stand ein weiterer, jedoch sehr viel kleinerer Steinkreis. Er maß gerade einmal zwanzig Schritte Durchmesser und wurde von nur fünf mannshohen Monolithen begrenzt, die durch querliegende Steine miteinander verbunden waren. Im Zentrum befand sich eine schwach glimmende Feuerstelle.
Mit einer Handbewegung ließ der Hüter der Steine die Glut aufflammen und bedeutete Darian, sich zu setzen. Er hatte eine Mahlzeit aus Haferkeksen, hartem, goldgelbem Käse und erhitztem Holundersaft vorbereitet.
Vor lauter Aufregung hatte Darian gar nicht bemerkt, wie hungrig er gewesen war. Nun langte er kräftig zu, und irgendwie überkam ihn hier, in dieser mystischen Atmosphäre und mit Readonn an seiner Seite eine Ruhe, wie er sie schon lange nicht mehr verspürt hatte. Endlich schlug Readonn seine Kapuze zurück, und Darian blickte in das freundliche Gesicht eines Mannes, dessen Alter man unmöglich schätzen konnte. Er trug einen kurzen Bart, der ein etwas kantig aussehendes Gesicht bedeckte. Die dunkelblonden Haare hatten nur wenige graue Strähnen, doch seine Augen strahlten die Weisheit vieler Jahre aus. Obwohl Darian den Mann an diesem Tag zum ersten Mal begegnet war, erfüllte ihn doch das Gefühl, ihm vertrauen zu können.
»Ihr seid Jarredhs Sohn«, stellte Readonn nun mit einem einnehmenden Lächeln fest.
»Wahrscheinlich«, murmelte Darian verlegen, »ich habe ihn nie kennengelernt.«
»Nein, das habt ihr nicht, und das ist bedauernswert. Ich kannte Euren Vater viele Sommer lang, und er hat mich häufig auf der Insel aufgesucht.« Seine blau-grauen Augen wurden traurig. »Ich nannte Jarredh einen Freund.«
Diese Worte weckten Darians Interesse. Der Fremde war ein Freund seines Vaters gewesen und wusste wahrscheinlich mehr über ihn als Darian selbst.
»Meint Ihr, ich bin wirklich sein Sohn? Sehe ich ihm ähnlich?«
»Wie kommt Ihr darauf, dass Ihr es nicht sein könntet?« Ein irritierter Ausdruck zeigte sich auf Readonns Gesicht.
»Wenn nicht, werde ich morgen von einem Drachen gegrillt«, grummelte Darian und machte ein sehr missmutiges Gesicht.
Zu Darians Überraschung begann der Hüter plötzlich laut zu lachen. »Wer hat Euch das denn erzählt?«
Darian runzelte die Stirn. Er wollte Edur nicht verraten. »Das ist mir so zu Ohren gekommen.«
»Nur eine Kindergeschichte, um dumme, machtgierige Leute wie Fehenius davon abzuhalten, auf die Dracheninsel zu kommen und zu versuchen, sich als König über Northcliff auszurufen.«
»Dann werde ich also nicht dem Drachenfeuer zum Opfer fallen, falls ich nicht Jarredhs Sohn bin?«
Lächelnd schüttelte Readonn den Kopf, dann sah er Darian mit wehmütigem Blick an. »Ich sehe viel von Eurem Vater in Eurem Gesicht und einiges von Eurer Mutter, aber noch mehr ähnelt Ihr Eurem Bruder. Ich hätte Atorian zur Königsweihe führen sollen, wenn Jarredh abgetreten wäre.«
Zu seiner Überraschung fühlte Darian leise Trauer um die Familie, die er niemals gekannt hatte, in sich aufsteigen.
»Ich weiß so wenig von dieser Welt. Wie soll ich denn König werden, wenn ich nichts über mein Land weiß?« Er lachte bitter. »Ich hatte keine Ahnung, dass Zwerge, Elfen und Drachen etwas anderes sein können als Märchen für Kinder.«
»Von Nordhalan habe ich erfahren, dass Ihr in einer seltsamen Welt aufgewachsen seid, aber hat man Euch dort wirklich nichts über die anderen Völker erzählt?«, wunderte sich Readonn.
»Samukal hatte kein Interesse daran.« Darians Tonfall hatte einen bitteren Klang angenommen.
Kopfschüttelnd erwähnte Readonn, dass er selbst stets wenig mit dem Oberhaupt der Zauberer zu tun gehabt hatte und dass es während der wenigen Treffen meist Differenzen gegeben hatte. Dennoch hatte er niemals auch nur vermutet, dass Samukal ein derart dreister Verräter war.
»Und nun, Darian, trinkt einen Schluck von diesem Gebräu.« Er hielt ihm eine Schale mit einer nach Kräutern riechenden Flüssigkeit hin. »Es wird Euch helfen, Eure Gedanken und Sinne zu reinigen. Ich werde zu meiner Hütte gehen und eine Karte von Albany
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