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Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou

Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou

Titel: Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Wickert
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aus mit der Orangenplantage von Hariris Schwiegervater telefonierte.
    Jacques hörte seine Mailbox ab: »Sie haben zwei neue Anrufe.«
    Margaux. Ja, er hätte sie anrufen sollen und hatte ein schlechtes Gewissen. Aber dann sagte er sich, alles, was er ihr erzählt hätte, wäre in einen Artikel geflossen. Na ja, und um ehrlich zu sein, dann war da die Sache mit Jil.
    Der zweite Anruf war von Kommissar Mahon. Spannende Entwicklung! Mehr deutete Jean nicht an. In der Zeit, in der alles abgehört wurde, in Marokko wahrscheinlich nicht nur von den Amerikanern, sicher auch von den Franzosen und auch vom heimischen Geheimdienst, hielt er sich zurück.
    Nach fünf Minuten kam Ali schnellen Schritts zurück.
    »Alles klar?«, fragte Jacques.
    »Ja, ich habe dem Mann, der das Telefon abhob, nur kurz und knapp gesagt, was passiert ist und gleich wieder eingehängt. Vorsichtshalber habe ich das Telefon im Café benutzt. Kostete drei Dirham.«
    Ali schaute Jacques an. Der nickte. Drei Dirham mehr auf der Rechnung.
    Brahim fuhr los.
    »Könnt ihr mich im Dorf bei meiner Schwester absetzen?«, fragte Ali. »Das würde mir Zeit sparen.«
    Brahim sah zu Jacques. Der nickte. Weshalb nicht?
    Die kerzengerade Straße schien direkt im Sonnenuntergang zu verschwinden.
    Brahim fuhr in gemächlichem Tempo. Jeder versank in seine Gedanken.
    Jacques überlegte, ob er den Kommissar oder gar Margaux in Paris anrufen sollte, entschied sich aber dagegen. Ali und Brahim würden mithören. Er überlegte: Stecken dieselben Leute hinter dem Anschlag auf Rossi und Hariri mit dem Bagger wie die, die das Attentat in Marrakesch verübt hatten? Denkbar wäre es. Aber er sah darin keine Logik. Wenn das Attentat eine Warnung an Hariri war, damit er die Gelder auszahlte, dann war der Anschlag auf ihn persönlich sinnlos. Das war kein Unfall gewesen, der Bagger hatte auf Rossi und Hariri gewartet.
    »Ali, was glauben Sie steckt hinter dem Anschlag mit dem Bagger?«, fragte Jacques.
    »Der Unfall vorhin?«
    »Das war kein Unfall! Das war doch gezielt! Wer konnte wissen, dass Rossi und Hariri in die Berge fahren würden?«
    »Wissen Sie, Monsieur le Juge, ich will einmal ganz verwegen spekulieren: Können Sie sich vorstellen, dass schon eine junge Dame im Liebesnest von Hariri auf dem Berg gewartet hat? Vielleicht die, mit der er vor ein paar Tagen im ›Comptoir‹ gesprochen hat? Sie erinnern sich? Ich habe damals gesagt, sie ist auch die Geliebte des Generalstaatsanwalts. Es kann schon sein, dass der den Auftrag gegeben hat.«
    Brahim gab plötzlich Gas, der Wagen schleuderte leicht auf der staubigen Straße.
    »Was ist los?«, fragte Jacques.
    »Da ist irgendein Idiot in einem Lieferwagen, der fährt mir fast in den Kofferraum, weil er nicht überholen kann.«
    »Lassen Sie ihn doch vorbei.«
    Brahim knurrte. Wenn das so einfach wäre. Der Lieferwagen blendete auf, setzte zum Überholen an, fiel wieder zurück, weil auf der Gegenseite zwei Kamele geführt wurden, hupte, blendete wieder auf.
    »Können Sie nicht irgendwo ranfahren und halten? Der Kerl ist doch gefährlich«, sagte Jacques.
    »In einem Kilometer sind wir bei Alis Dorf. So lange muss er noch warten.«
    Brahim drückte den Gashebel noch stärker durch, doch der Lieferwagen fiel erst zurück, als sie das Dorf erreicht hatten. Laut hupend fuhr er an ihnen vorbei, als Brahim auf dem Dorfplatz anhielt, um Ali abzusetzen.
    Die Sonne war untergegangen.
    Einige spärliche Lampen erleuchteten den Platz, auf dem sich Jung und Alt tummelten.
    »Monsieur, unsere Abmachung gilt doch, oder?«, fragte Ali, als er ausstieg. »Ich melde mich in zwei, drei Tagen, dann werden Sie meinen Lohn hoffentlich auszahlen können.«
    Jacques nickte, gab ihm die Hand und nickte noch einmal: »Vielen Dank, Ali. Unsere Abmachung gilt natürlich.«
    Brahim bog wieder auf die Landstraße ein und fluchte. Wenige Hundert Meter weiter parkte der Lieferwagen. »Der Idiot. Seine Aggressivität hat ihn auch nicht schneller hierhergebracht.«
    Der Verkehr ließ im Dunkeln nach. Sie hatten das Dorf erst wenige Minuten hinter sich gelassen, als der Lieferwagen wieder heranpreschte und sein altes Spiel begann. Er blinkte auf. Nahm wieder Abstand. Hupte. Fuhr fast auf die hintere Stoßstange.
    Brahim drehte sich fluchend nach hinten um, aber Jacques rief ihm zu: »Lassen Sie sich nicht ablenken. Schauen Sie nach vorne.«
    Da raste ein riesiger Baulaster mitten auf der Straße auf sie zu. Über dem Fahrerhaus leuchteten plötzlich sechs

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