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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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dich gehen.« Áine streicht mir mit den Fingerspitzen über die Innenseite des Arms.
    »Wenn du mir sagst, wie diese Symbipanzerung funktioniert. Spürst du das?«
    »Es kitzelt«, antworte ich. »In die Fasern des Gewebes sind eine Million Mikrosensoren eingewoben. Der Stoff überträgt elektrische Signale auf meine Haut, und mein Gehirn sortiert sie.«
    »Dein Gehirn?«
    »Nanobots in meinem Nervensystem ordnen die Impulse und schicken eine Rückmeldung an den bioadaptiven Stoff der Panzerung.«
    Sie legt mir die Hände auf den Bauch. »Mmm, warm. Besser als Fäustlinge. Wir könnten einen starken, großen, hübschen jungen Mann wie dich hier brauchen. Und ich kenne Mittel und Wege, dafür zu sorgen, dass es sich für dich lohnt.«
    Ich stoße ihre Hände weg und trete zurück. »Das reicht jetzt allmählich.«
    Dann überrascht sie mich, indem sie auf die Linie zeigt, die sich von meinem Augenwinkel bis zum Ohr hinzieht. »Wo hast du die Narbe her?«
    »Ich habe einen Kampf gegen einen Big Daddy verloren.«
    Ich rechne damit, dass sie die Narbe liebkosen will, doch der Anblick hat den Ausdruck in ihren Augen verändert. Sie zieht den Ärmel ihrer Bluse hoch, woraufhin eine dicke Narbe zum Vorschein kommt, die über ihren Unterarm verläuft. »Die habe ich von einem stromführenden Draht. Der elektrische Schlag hat mich zehn Meter weit geschleudert.«
    »Ach ja?«, sage ich, denn dieses Spiel spielt man zu zweit. Ich ziehe die Rückseite meines Hemds hoch und zeige ihr ein wirres Muster purpurner Narben. »Ehe er mir den Schädel aufgerissen hat, hat der Big Daddy mich mit Säure bespritzt.«
    »Pfff«, macht sie, »das ist doch nicht so wild.« Sie hebt ihr Haar und zeigt mir eine zerklüftete Linie vernarbten Gewebes. »Ich bin von einem Kran gesprungen und auf der Gleiskette gelandet. Hätte mich beinahe skalpiert. Und ich habe keine teuren Knochensäger, die mich hinterher wieder zusammenflicken können. Maeve musste das machen.«
    Ich kneife das Auge zusammen, greife danach und drehe heftig. Es klickt, und ich ziehe den Augapfel aus der Höhle. »Synthetischer Augapfel. Diesmal kannst du es nicht toppen.« Ich lächele siegessicher und setze die Prothese wieder ein.
    »Das ist doch nur eine Fleischwunde.« Sie rollt ein Hosenbein hoch und zeigt mir die Wunde, der sie ihr Humpeln verdankt. Die Haut ist erhaben wie ein Vulkankrater, und das Innere des Kraters ist eine glänzende Masse aus rotem und rotbraunem Gewebe. Die Wunde ist noch frisch und hat kaum zu heilen begonnen. »Die Dræu haben auf mich geschossen. Die beiden Mädchen, die bei mir waren, wurden von ihnen getötet. Mich haben sie zum Sterben auf dem Eis liegen lassen.«
    Ein versonnener Ausdruck tritt in ihre Augen, und wütend rollt sie das Hosenbein wieder herunter. Der Wettstreit ist vorbei.
    »Tut mir leid«, sage ich, weil mir nichts anderes einfällt.
    »Pfff. Sieh mich doch mal an.« Sie tritt in den Höhleneingang. Ihr schwerer Atem gefriert in der Luft. »Ich mache eine verdammte Närrin aus mir. Wegen eines Jungen. Der obendrein noch Regulator ist.«
    »Nein«, widerspreche ich.
    »Doch. Eine Närrin!« Sie bricht einen Eiszapfen ab und wirft ihn nach mir. Er zerbricht an meiner Brust. »Besser als Fäustlinge, sage ich. Sieh dir meinen Augapfel an, sagt er.« Sie bricht eine ganze Hand voll Eiszapfen ab und wirft einen nach dem anderen. »Mach den warm, Regulator. Und den. Und den.«
    Ich lasse das Eis an meiner Brust zerschmettern. Was ist passiert? In der einen Sekunde will sie mich verführen, in der nächsten pfeffert sie mir Eiszapfen an den Kopf.
    Ich gehe auf sie zu. »Geht es hier um die beiden anderen Mädchen? Die gestorben sind?«
    »Sprich mich nicht an!«, blafft sie. »Hau ab!«
    Einen Augenblick beobachte ich noch, wie ihr Atem in dem blauen Licht kondensiert. Wie sie sich die Nase mit dem Ärmel abwischt. Zähle mit, wie oft ihre Brust sich mühselig hebt. Ich bin hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, sie zu trösten, und dem heftigen Verlangen, so schnell von hier zu verschwinden, wie meine Füße mich tragen können.
    »Nimm Vorschlag b«, sagt Mimi.
    Ich höre nicht auf sie. »Áine, tut mir leid, was ich gesagt habe. Ich ...«
    »Bleib mir vom Leib!«, kreischt sie. Ihre Augen sind stark gerötet. »Raus hier! Hau ab!«
    Gern, denke ich und gehe durch die Luftschleuse zurück in den dunklen Tunnel. Das Leben wäre so viel einfacher, könnte man alle Probleme mit einem Armalite lösen.

KAPITEL 20
    H ÖLLENKREUZ ,

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