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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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rausgefahren?«
    Spiner schüttelt den Kopf. »Keine Ahnung.«
    »Verriegelt das Kreuz«, sage ich zu ihm. »Sorgt dafür, dass alle dort bleiben.«
    »Aber ...«, setzt er an.
    »Keine Widerrede! Alle bleiben im Kreuz. Und bewaffnet euch mit allem, was ihr habt. Es könnte bloß eine Kundschaftertruppe sein, aber wir dürfen kein Risiko eingehen.«
    Ein Schrei gellt. Als ich über die Schulter blicke, rennt Áine mit einem Gabelschlüssel in der Hand auf mich zu.
    »Was hast du vor?«, frage ich.
    »Ich gehe mit dir«, sagt sie und stürmt an mir vorbei. »Ich habe eine Rechnung zu begleichen, und dieser Zeitpunkt ist dafür so gut wie jeder andere.«

KAPITEL 21
    H ÖLLENKREUZ , A USSENPOSTEN F ISHER F OUR A NNOS M ARTIS 238. 4. 0. 00:00
    Der Gang, der nach Bedlam führt, ist der längste, der vom Höllenkreuz abgeht. Er endet an dem Aufgang, den wir genommen haben, als wir das erste Mal zum Kreuz gekommen sind. Die Minenbewohner haben die Hauptstrecke blockiert, indem sie strategisch gelegene Stollen und Schächte mit C-42 gesprengt haben. Wir gehen durch ein offenes Eisentor, bestehend aus vertikalen Stäben, deren Enden mit scharfkantigen Widerhaken versehen sind. Sie sehen aus wie Speere. Hier oben lebt der Wind auf und bläst mir das Haar ins Gesicht. Ich ziehe mir die Kapuze über den Kopf und stopfe mein Haar darunter.
    »Achtet auf Rost!«, rufe ich, denn hier, auf halbem Weg durch Bedlam, können wir nur auf Stahlstützen und den kahlen Baustählen eines verfallenen Viadukts gehen. Wer weiß schon, ob das Metall noch stabil genug ist, unser Gewicht zu tragen? Vienne hat die Führung übernommen, aber sie ist nicht die Einzige, um die ich mir Sorgen mache. Da ist auch noch Jenkins mit seinen schweren Stiefeln und den trampeligen Füßen. »Passt auf, wo ihr hintretet!«
    Meine Stimme verliert sich im Wind, der nicht nur pfeift, sondern auch grollt, ein Effekt, der auf die viereckigen Betonbauten und die Höhlendecke über uns zurückzuführen ist. Die Schnellbetonbauten zu meiner Linken zerfallen bereits. Die Gebäude, die einst das Handelsministerium der Orthokratie beherbergt haben, wie verblasste Schilder besagen, sind nur noch ein bröckelnder Haufen Beton und Stahl, der sich immer weiter über das Gleisbett ausbreitet.
    Vor uns hebt Vienne eine Hand, das Zeichen für uns, zu warten. Ich erkenne den Grund: Der Viadukt ist in der Mitte eingestürzt. Nur ein paar kreuz und quer über die Lücke geworfene Planken verbinden die beiden Teile. Wir gehen rasch hinüber, abgesehen von Jenkins, der neben der Furcht vor der Dunkelheit offenbar noch andere Phobien pflegt.
    »Ich habe Höhenangst«, sagt er, während er mit zitternden Knien und winzigen Kinderschritten die Planken betritt.
    »Komm schon, du Riesenschwachkopf«, sagt Fuse und versucht, ihn hinüberzuziehen.
    »Nein!«, sagt Jenkins. »Das tue ich nicht!«
    »Okay.« Ich mache Anstalten, davonzugehen. »Dann bleib hier.«
    Wenige Sekunden später ruft Jenkins: »Wartet!« Dann rauscht er mit aufgeblasenen Wangen und angehaltenem Atem an mir vorbei, die Blicke starr auf die andere Seite gerichtet.
    »Das nennt man harte Arbeit«, kommentiert Fuse kläglich und läuft voraus.
    An Ende des Viadukts betreten wir ein Gebäude, diesmal aus Marmor, nicht aus Beton. Hohe, mit Gewölbebögen abgestützte Decken, dorische Säulen und ein Dach mit einem riesigen Loch in der Mitte. Wer immer diesen Miniplast errichten ließ, wollte etwas Besonderes schaffen. Durch einen Vorraum erreichen wir einen Ballsaal von mindestens fünfzig Metern Breite, dessen Boden von umgestürzten Säulen und großen Marmorbrocken übersät ist. Auf allem liegt eine dicke Staubschicht. In der Mitte befindet sich ein ausgetrockneter Brunnen mit einem Podest für eine zerstörte Statue, von der nur die Füße übrig geblieben sind. In jeder Ritze, jeder Ecke, jeder Spalte hat sich braun-grauer Schimmel ausgebreitet. Der bloße Aufenthalt an diesem Ort vermittelt mir das Gefühl, ein Relikt zu sein.
    Hier drin ist die Luft so still, dass ich die Atemzüge jedes Einzelnen hören kann, das Geräusch unserer Schritte, das durch den Saal hallt, und Mimis Stimme, die sagt: »Achtung! Ich fange Biosignaturen auf, die sich von zwölf Uhr nähern.«
    Dem anderen Ende des Raumes. Dort muss es einen weiteren Eingang geben.
    »Sie kommen! Verteilt euch!«, flüstere ich. »Geht in Deckung. Vienne, du übernimmst die Führung. Kontrollier den Eingang auf der anderen Seite.«
    »Jawohl!« Gebückt

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