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Das Matarese-Mosaik

Das Matarese-Mosaik

Titel: Das Matarese-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Personal – mit Ausnahme der Vorgesetzten – alleinstehend und ungebunden war. Schließlich hatte man auch allen klargemacht, daß sämtliche Telefonate auf Band mitgeschnitten werden würden.
    Frank Shields überließ nichts dem Zufall. In der Agency hatte man bis jetzt keinerlei Fortschritte beim Aufspüren irgendwelcher Maulwürfe der Matarese gemacht. Sämtliches Personal von den obersten Hierarchiestufen bis hinunter zu einfachen Büroangestellten und Mitarbeitern des Gebäudedienstes wurde gründlich durchleuchtet, die Vorgeschichten der Leute ein zweites und drittes Mal überprüft, ihre Bankkonten, ihre Lebensweise und selbst die belanglosesten Angewohnheiten studiert. Es würde keinen zweiten Aldrich Ames geben.
    Das Bedrückende an der ganzen Prozedur war, daß die wenigen mit diesen Ermittlungsarbeiten betrauten Leute keine Ahnung hatten, weshalb sie das tun mußten. Es gab keinen kalten Krieg, keinen zentralen, äußeren Feind, keine spezielle Terroristenorganisation, keinerlei nachvollziehbaren Hinweise – nur die Anweisung, alles zu überprüfen. Wozu , um Himmels willen? Gebt uns einen Hinweis!
    Ungewöhnliches Verhalten, besonders in den Reihen der Mitarbeiter mit höherer Schulbildung; Angewohnheiten oder Hobbys, die nicht zu den Einkommensverhältnissen paßten; Clubs oder Vereinigungen, die sie sich nicht leisten konnten; Autos in ihrem Besitz; Schmuck, den ihre Frauen oder Freundinnen trugen. Und falls es Kinder gab, die teuere Privatschulen besuchten, wer bezahlte das Schulgeld? Alles, jedes .
    »Also bitte«, rief einer der Ermittler. »Das betrifft schließlich die Hälfte dieser Clowns in den oberen Etagen! Einige von denen betrügen ihre Frauen – als ob das etwas Neues wäre. Andere treffen ganz im stillen irgendwelche Übereinkünfte mit Schulen, Immobilienmaklern oder Autohäusern, indem sie einfach ihre
Langley-Ausweise zeigen – die Plastikkärtchen können sehr überzeugend wirken. Einige trinken zuviel und offengestanden tue ich das vielleicht auch, aber nicht soviel, um uns damit zu kompromittieren. Auf was läuft denn alles hinaus, wen suchen wir? Geben Sie uns einen Namen, ein Ziel, irgendwas .«
    »Das kann ich nicht«, hatte Deputy Director Shields zum Leiter des Ermittlungstrupps gesagt.
    »Ich will Ihnen was sagen, Frank. Wenn irgendein anderer als Sie damit ankäme, würde ich jetzt zum Direktor gehen und ihm sagen, daß derjenige spinnt.«
    »Da würde er Ihnen wahrscheinlich recht geben, aber zugleich würde er Ihnen auch die Anweisung geben, meine Befehle zu befolgen.«
    »Sie sind sich doch darüber im klaren, daß Sie mindestens drei- oder vierhundert anständige Leute in Mißkredit bringen, die sich bloß die Schuhe anders zubinden. Das wissen Sie doch?«
    »Das kann ich nicht ändern.«
    »Es ist aber schmutzig, Frank.«
    »Das sind die auch, und die sind hier – er ist hier, oder sie ist hier. Jemand, der sich mit dem Computer auskennt und direkt oder indirekt Zugang zu unserem geheimsten Material hat…«
    »Damit schränken wir die Suche immerhin schon einmal auf vielleicht hundertundfünfzig Leute ein«, fiel ihm der Ermittler trocken ins Wort, »wenn Sie nämlich das Wort ›indirekt‹ nicht zu sehr auf die Goldwaage legen … Herrgott noch mal, damit haben wir angefangen! Im Umkreis von dreißig Metern um das Direktorium gibt es keine Menschenseele, die wir nicht bis aufs Knochenmark durchleuchtet haben.«
    »Dann gehen Sie einen Schritt weiter und probieren es mit dem Tomographen, denn es gibt Verräter.«
    Das dreiköpfige Untersuchungsteam war mit seinem Latein am Ende; wenn sie alleine waren, diskutierten sie ernsthaft über die Zurechnungsfähigkeit des Deputy Director. Schließlich wäre es nicht das erste Mal, daß sich Paranoia breitgemacht hätte, die Erinnerung daran war stark ausgeprägt. Da gab es den klassischen, dokumentarisch belegten
Fall J. Edgar Hoovers im FBI und später einen DCI namens Casey, der im Begriff gewesen war, seine eigene nachrichtendienstliche Superorganisation aufzubauen, die niemandem verantwortlich war, jedenfalls nicht Langley oder dem Präsidenten oder dem Kongreß. Nein, Paranoia war für die CIA kein Fremdwort, aber Frank Shields war nicht paranoid. Das bewies die erste Nacht, die sie in dem Herrenhaus an der Ostküste von Maryland verbrachten.
    Cameron Pryce’ Kopf ruckte auf dem Kissen immer wieder hin und her. Plötzlich waren seine Augen weit geöffnet; irgend etwas hatte ihn geweckt, aber er wußte nicht, was es

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