Das Matarese-Mosaik
Krankenhausbehandlung auf das Anwesen seiner Familie zurückgekehrt.«
»Nicht so schnell, Brandon, das gehört alles mit zu der Spur. Aber Sie haben das Zauberwort erwähnt – ›Fotografien‹. In dem Augenblick, als wir das Zimmer betraten, wankte das alte Mädchen an eine Wand und rief, daß eines der Fotos
fehle. Sie fing zu schreien an, kreischte die ganze Zeit etwas wie ›Joshs Lieblingsbild‹.«
»So, so, Squinty, Sie hatten also wieder eine Spur gefunden, nicht wahr? Sie haben das arme alte Mädchen befragt und erfahren, daß es sich um ein Foto von Appleton und seinem engsten Freund gehandelt hatte. Zwei schneidige junge Männer, etwa gleich groß, vor einem Segelboot, beide kräftig gebaut, beide der gutaussehende Typ, wie er in den Privatschulen Neuenglands gezüchtet wird – so als ob sie Vettern sein könnten.«
»Näher sogar, Mrs. Appleton zufolge. Brüder. Bis einer in den Krieg zog und der andere plötzlich den Militärdienst verweigerte und in die Schweiz flog.« Shields griff in die Tasche und zog ein kleines Notizbuch heraus; es war zerknittert, die Seiten teilweise vergilbt. »Das habe ich aus einem Aktenschrank ausgegraben. Ich wollte sichergehen, daß ich bei unserem Gespräch die Fakten und die Namen richtig hatte. Wo waren wir?«
»Eine Fotografie…« Pryce, der immer noch an der Bootswand lehnte, war sichtlich fasziniert. »Die Fotografie.«
»O ja, richtig«, sagte der Deputy Director und blätterte in dem Notizbuch. »Es war nach dem Koreakrieg; Appleton stand im Jurastudium, als er in einen schrecklichen Zusammenstoß auf dem Massachusetts Turnpike geriet. Er wäre damals beinahe im Massachusetts General Hospital gestorben – zahlreiche Brüche, erhebliche innere Blutungen und schreckliche Verunstaltungen im Gesicht. Die Familie setzte Spezialisten aus der ganzen Welt ein, die rund um die Uhr tätig waren. Es schien hoffnungslos, aber offensichtlich war es das nicht. Und damit, Brandon, lag Ihr nächster Schritt ziemlich nahe. Sie suchten das Massachusetts General Hospital auf und begaben sich dort in die Verwaltungsabteilung. Die Dame dort ist inzwischen pensioniert, aber sie erinnert sich ganz deutlich an Sie.«
»Hat sie meinetwegen Schwierigkeiten bekommen?«
»Nein, aber Sie haben ihr in Ihrer Eigenschaft als enger Berater von Senator Appleton einen persönlichen Dankesbrief des Mannes versprochen, der bald Präsident werden sollte. Den hat sie nie bekommen; daran hat sie sich erinnert.«
»Verdammt, ich hatte keine Zeit zu schreiben«, sagte Scofield. »Weiter. Sie machen das wirklich sehr gut.«
»Die Krankenhausverwaltung hat Ihnen nicht sehr viel gesagt – das meiste war ärztliches Kauderwelsch mit über achtzig Seiten detaillierter Schilderung der einzelnen Behandlungsschritte der geleisteten Dienste und allem möglichen – aber Sie wollten mehr haben. Sie wollten Namen. Also hat sie Sie in die Personalabteilung geschickt, die damals schon komplett auf Computer umgestellt war, und deren Aufzeichnungen Jahre in die Vergangenheit reichten.«
»Die hatten damals einen jungen Schwarzen, der am Computer saß, und ohne ihn wäre ich erledigt gewesen«, schaltete sich Scofield ein. »Er war Student am MIT und hat sich im Krankenhaus nebenher das Geld für sein Studium verdient. Komisch, aber ich erinnere mich nicht an seinen Namen.«
»Das sollten Sie aber. Er heißt heute Dr. Amos Lafollet – Doktor der Philosophie – und ist eine Koryphäe in der Nuklearmedizin. Als ich ihn endlich aufgespürt hatte, sagte er, wenn ich Sie je zu Gesicht bekäme, solle ich Sie fragen, ob Ihnen die Widmung in seinem ersten Buch gefallen hat.«
»Ich wußte gar nicht, daß er eines geschrieben hat.«
»Also, ich habe es mir gekauft; es ist ein Standardwerk über Nuklearmedizin. Wollen Sie die Widmung hören? Ich habe sie hier.«
»Na klar.«
»›Für einen großzügigen Fremden, der wenig fragte und viel gab und einem jungen Mann seine Karriere ermöglichte, dieses Buch eingeschlossen‹ … Nicht schlecht für einen Fremden, dem die eigene Mutter sicherlich keine solche Widmung schreiben würde.«
»Meine Mutter dachte, ich sei entweder Gangster oder Berufsspieler. Aber zurück nach Boston, wenn ich bitten darf.«
»Aber sicher«, sagte Shields und wandte sich wieder seinen Aufzeichnungen zu. »Dr. Lafollet, damals ein junger Student, der an den Computern im Krankenhaus arbeitete, entdeckte, daß die beiden für die Behandlung Appletons zuständigen Chirurgen ersetzt
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