Das Matarese-Mosaik
worden waren, und fand zu seiner großen Verblüffung heraus, daß der eine Ersatzmann gestorben und der Name des anderen aus den Akten gelöscht worden war. Wer waren diese Leute? Es war unmöglich, das festzustellen.«
»Vergessen Sie die Krankenschwestern nicht, Frank«, sagte Scofield leise und starrte Shields an. »Für mich waren die äußerst wichtig.«
»Das waren sie allerdings.« Der Deputy Director nickte.
»Was ist mit den Krankenschwestern«, fragte Pryce.
»Vermutlich auf Anweisung der Appletonfamilie wurden anstelle der Krankenhausangestellten drei Privatschwestern eingesetzt, die alle in einem Bootsunfall ums Leben kamen – vier Tage, bevor Joshua Appleton entlassen und in das Haus seiner Familie zurückgebracht wurde, das damals gerade zum Verkauf stand. An einen sehr alten, sehr wohlhabenden Bankier namens Guiderone, einen Freund der Appletons, dem bekannt war, daß ihre finanzielle Lage nicht mehr rosig war.«
»Sagen Sie es ruhig, Squinty. An Nicolas Guiderone, den Hirtenjungen.«
»Sie hatten damals noch keine richtige Antwort auf Ihre Fragen, Brandon, aber Sie erkannten das Muster einer gewaltigen Verschwörung. Was Sie wirklich in der Hand hatten, waren die Namen der beiden ursprünglichen Chirurgen, von denen einer tot und der andere zwangspensioniert worden war. Er hieß Dr. Nathaniel Crawford. Er ist vor etwa fünfzehn Jahren gestorben, aber ich hatte einige Jahre vor seinem Tod noch Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Er hat sich ebenfalls an Sie erinnert, an Ihren äußerst beunruhigenden Anruf. Er hat mir gesagt, danach wären seine Alpträume zurückgekehrt.«
»Die hätte er nicht zu haben brauchen. Seine Diagnose war korrekt, aber man hat ihn getäuscht. Sein Patient, Joshua Appleton III., ist seiner Prognose gemäß im Krankenhaus gestorben.«
»In Gesellschaft der beiden unbekannten Chirurgen und vielleicht auch einer oder zwei der privaten Krankenschwestern«, fügte Shields hinzu. »Die Reihenfolge ist mir nicht bekannt und auch nicht, was Sie damals zu ahnen begannen, aber ich vermute, daß das der Zeitpunkt war, wo Sie den jungen Amos Lafollet dazu überredet haben, nach Washington zu fliegen und dort ein paar alte Röntgenaufnahmen zu besorgen.«
»Alles ging damals so schnell, daß ich mich auch nicht mehr an die Reihenfolge erinnere«, sagte Scofield und steuerte die Chris Craft in den schwachen Wind. »Taleniekov und Toni
wurden als Geiseln festgehalten; für langes Planen war keine Zeit. Ich befand mich halb im Blindflug, aber ich konnte nicht anhalten.«
»Und doch ahnten Sie schon, daß die Röntgenaufnahmen Ihren Verdacht bestätigen würden, so ungeheuerlich er auch sein mochte.«
»Ja«, sagte Scofield nachdenklich, den Blick aufs Wasser gerichtet, als liefe vor seinem inneren Auge das Geschehen jener Tage noch einmal ab. »Es waren Röntgenbilder, die vor so langer Zeit und an so unterschiedlichen Orten hergestellt worden waren, daß niemand sich an ihnen zu schaffen gemacht, geschweige denn sie beseitigt haben konnte.«
»Aber Sie hatten nur einen Satz dieser Aufnahmen und mußten sie mit einem anderen vergleichen. Das stimmt doch, Brandon?«
»Ja, allerdings«, sagte Scofield und drehte sich wieder zu Shields herum, »und da Sie so weit gekommen waren, hatten Sie natürlich auch eine ziemlich klare Vorstellung davon, wer es war.«
»Natürlich, aber ich hatte keine Möglichkeit, es zu beweisen, weil ja Sie den zweiten Satz Aufnahmen hatten. Sie stellten fest, wie ich es in jenem Zimmer am Louisburg Square feststellte, daß Appleton und sein engster Freund beide die Andover Academy besucht hatten. Sie fuhren hin, machten den Zahnarzt ausfindig – enge Freunde, insbesondere Jungs im Teenageralter, würden sicher zum selben Zahnarzt gehen – und überredeten den Arzt, Ihnen die Röntgenaufnahmen der beiden Jungen zu leihen. Und er hat Sie Ihnen sogar geschenkt; er hatte die Praxis übernommen und wollte die Unterlagen seines Vorgängers ohnehin ausräumen.«
»Und dann haben Sie die Wahrheit erfahren«, sagte Scofield. »Gute Arbeit, Frank, wirklich.«
»Und damit hatten Sie jetzt etwas in der Hand, um mit den Leuten zu verhandeln, die Antonia und Taleniekov in ihrer Hand hatten. Etwas, das Sie gegen ihre Freiheit eintauschen konnten.«
»Was hatte er in der Hand?« fragte Cameron Pryce verwirrt.
»Die Röntgenaufnahmen bewiesen, daß der Ehrengast in Appleton Hall an jenem Tag nicht Senator Joshua Appleton war, sondern ein Kommilitone und enger
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