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Das Mauerblümchen erringen (German Edition)

Das Mauerblümchen erringen (German Edition)

Titel: Das Mauerblümchen erringen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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überzogen.
                  „Ich wollte mit Ihnen ausreiten“, bekräftigte er noch einmal. Lucy durfte man nicht belügen, das wusste er genau.
                  Ihre Antwort bestand in einem leisen Lächeln, das Cyrus berührte wie ein heimlicher Kuss. Und sogleich schoss eine heiße Welle des Verlangens durch seine Lenden.
                  „Warum sollten Sie mich nicht begleiten?“, warf sie ihm über die Schulter zu, schon auf dem Weg zur ihrer Stute, einem hübschen Tier mit weißen Strümpfen und Kehlbart. „Franklin, Mr. Ravensthorpe wird mich begleiten. Sie können also hier bleiben.“
                  Ein paar Minuten später trotteten sie auf die Straße. Lucys Lakai war im Stall geblieben. Über dem Kopfsteinpflaster hing morgendlicher Dunst, der um die Beine ihrer Reittiere wirbelte.
                  „Hyde Park?“, fragte Cyrus.
                  Lucy nickte. „Zu dieser Stunde ist der Long Walk verlassen, und Tulip und ich können so schnell reiten, wie wir wollen.“ Sie warf ihm einen kecken Seitenblick zu. „Und wir reiten gern sehr schnell.“
                  „Tulip?“, fragte er. Kein Wunder, dass sie eine so verlockende Figur besaß. Sie sah aus, als wäre sie auf dem Pferderücken geboren worden. Sie war eine Diana, die sich mit ihrer Stute ohne Worte verständigen konnte.
                  Lucy erzählte ihm die Geschichte, wie ihr Pferd seinen Namen erhalten hatte, denn es hatte einmal ein ganzes Tulpenbeet verspeist. Doch Cyrus hörte schon wieder nicht zu. Er betrachtete ihre funkelnden Augen und ihr Haar, das im Licht des frühen Morgens heller wirkte — eher silbrig als honigfarben. Sie sah wie ein Schatz aus.
                  Die Art Schatz, den zu gewinnen ein Mann zu seiner Lebensaufgabe machen sollte. Der Plan aller Pläne. Cyrus kam sich vor, als sei er mit einem Zauberbann belegt worden, mit einer Besessenheit, die aus unergründlichen Tiefen kam. Er hätte ganze Tage damit verbringen können, die geschwungene Form ihrer Oberlippe zu studieren und ihr Haar zu betrachten, das unter dem lächerlichen Reithütchen glänzte. Selbst im Nebel glänzte es.
                  „Hören Sie mir eigentlich zu?“, fragte Lucy.
                  „Nein“, bekannte er offen — und merkte sogleich, dass rückhaltlose Offenheit auch ihre Nachteile hatte.
                  Doch Lucy lachte nur. „Sie sind wohl kein Morgenmensch. Meine älteren Brüder sind auch solche Muffel. Als sie noch zu Hause wohnten, habe ich sie morgens immer aus dem Bett gezerrt. Erst als meine Eltern meinten, ich sei nun alt genug, um von einem Reitknecht begleitet zu werden, habe ich sie morgens länger als sechs schlafen lassen.“
                  Sie hatten nun den Rand des Hyde Parks erreicht. Hier hing der Nebel dichter, er wirbelte zwischen den Baumstämmen herum. So sah alles geheimnisvoll und geradezu verzaubert aus.
                  „Wunderschön, nicht wahr?“, fragte Lucy. Sie nahm die Zügel straffer.
                  „Sie wollen hier einen Galopp wagen?“ Cyrus warf einen besorgten Blick auf den Weg, der scharf nach links abbog und im Nebel verschwand.
                  „Natürlich!“
                  „Das ist zu gefährlich. Die Wegbiegung ist problematisch.“
                  Ihre schönen Augen glitzerten verächtlich. „Normalerweise nicht, aber ich kann verstehen, dass Sie besorgt sind.“
                  Er trieb sein Pferd an Tulip heran, und ihre Knie streiften einander. Bei der leichten Berührung erbebte sein ganzer Körper vor Freude. „Sie misstrauen wohl meinen Fähigkeiten ... Möchten Sie eine Wette eingehen?“
                  „Ohne zu zögern, Mr. Ravensthorpe.“
                  „Cyrus.“
                  Sie zögerte kurz und wiederholte dann sanfter: „Cyrus.“
                  „Bis zum Ende des Weges?“
                  „Und wieder zurück.“ Ihre Augen tanzten.
                  „Und um welches Pfand wetten wir?“
                  Sie rümpfte die Nase. „Es gibt nichts, was ich von Ihnen haben möchte.“
                  „Zu schade“, bemerkte er. „Denn es gibt so vieles, was ich von Ihnen will.“
                  „Nein“, sagte

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