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Das Mauerblümchen erringen (German Edition)

Das Mauerblümchen erringen (German Edition)

Titel: Das Mauerblümchen erringen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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Ihrem Verhalten zu tun? Mussten Sie deshalb alle schönen Frauen der Gesellschaft meiden?“, fragte sie. „Fürchteten Sie, von einer plötzlichen Leidenschaft überkommen zu werden und ebenfalls nach Gretna Green durchbrennen zu müssen?“
                  „Nein“, erwiderte er ohne Zögern. „Übrigens sind Sie schön.“
                  „Haben Sie möglicherweise vermutet, dass nur eine heiß umworbene Frau gefährdet sei, mit einem Mann durchzubrennen?“
                  Er machte ein grimmiges Gesicht.
                  Lucy fuhr fort, denn dies musste gesagt werden. „Dazu kann ich Ihnen nur sagen, dass selbst wir Mauerblümchen Männer finden könnten, die unser Ruin wären.“
                  „Mein Vater hat den Ruf meiner Mutter nicht ruiniert. Ich bin zehn Monate nach ihrer Hochzeit zur Welt gekommen.“ Seine Stimme klang hart.
                  Lucy drehte ihre Hand, sodass sie nun die seine hielt statt umgekehrt, und drückte sie leicht. „Mein älterer Bruder wurde erst zwei Jahre nach der Heirat meiner Eltern geboren.“
                  Er nickte. „Ich hatte bereits erwogen, die Ehe erst einige Monate nach der Hochzeit zu vollziehen.“
                  Lucy konnte sich ganz genau die Reaktion der Frau vorstellen, die Cyrus dereinst heiraten würde. Und was, wenn sie diese Frau gewesen wäre? Die bloße Vorstellung entlockte ihr ein verächtliches Schnauben. Dann fiel ihr sein leicht entsetzter Blick auf.
                  „Ich bin schon wieder der aufgeblasene Wichtigtuer, nicht wahr?“
                  Sie biss sich auf die Lippen, um nicht zu lachen. „Wenn Sie sich angesprochen fühlen ...“
                  „Verdammt!“
                  „Ich wollte nicht darauf herumreiten, dass mein Bruder in angemessener Frist nach der Eheschließung zur Welt gekommen ist. Denn die Wahrheit ist, dass meine Eltern die Ehe erst ein Jahr nach der Hochzeit vollzogen haben.“
                  „ Wie bitte? “
                  „Während der Verlobungszeit haben sie gemerkt, dass sie einander nicht sonderlich mochten.“ Sie hielt inne. „Das ist eigentlich nicht die richtige Bezeichnung. Ich glaube, dass sie einander auf die Nerven gingen. Und doch haben sie sich mit der Zeit lieben gelernt. Und vielleicht waren sie sogar einigermaßen glücklich — bis Beata starb. Danach konnten sie ... es einfach nicht mehr.“
                  Cyrus nickte verständnisvoll. „Das tut mir leid.“
                  „Würden Sie denn“, Lucy bemühte sich um einen fröhlicheren Ton, und beinahe gelang es ihr auch, „eine Ehe, wie sie meine Eltern führen, einer skandalbehafteten Ehe vorziehen?“
                  Sein Gesicht veränderte sich nicht, während er über die Frage nachdachte. Es blieb so kühl und schön wie stets und ebenso unnahbar.
                  „Nein“, antwortete Cyrus schließlich, als er merkte, dass sie mit angehaltenem Atem wartete. „Sie decken alle meine Geheimnisse auf“, fuhr er fort. „Wovor haben Sie Angst?“
                  „Vor vielen Dingen.“
                  „Welcher Art?“
                  „Oh, zum Beispiel davor, dass ich niemals heiraten werde. Oder dass ich einen Mann heirate, der mich nicht glücklich macht, weil er eine andere liebt oder gar keine.“
                  „Ich würde annehmen“, bemerkte er trocken, „dass der Mann, der Sie heiratet, in seinem Leben gar keinen Platz für eine andere Frau haben wird.“
                  „Ich bin eine Frau, die nie von Männern Aufmerksamkeiten eingefordert hat“, erklärte Lucy, allerdings ein wenig unsicher — denn am Vorabend hatte sie ebendies getan.
                  „Wenn Ihr Mann erst einmal neben Ihnen liegt und sie auf dem Kissen ansieht, wird er keine andere Frau mehr anschauen.“ Seine Worte klangen so entschieden, dass nicht einmal Lucy deren Wahrhaftigkeit in Frage stellen konnte.
                  Sie hatte den Kopf gesenkt und betrachtete das Kopfsteinpflaster zu ihren Füßen. Die Sonne war zum Vorschein gekommen und hatte den Nebel aufgelöst.
                  Mit einer geschickten Drehung des Handgelenks verschränkte er ihre Finger ineinander. So gingen sie schweigend bis zum Ende der

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