Das Mauerblümchen erringen (German Edition)
ich im Leben noch nicht gehört“, sagte Lucy, jedoch nicht allzu erzürnt. Sie hatte in der Tat gewartet.
„Eingebildet und aufgeblasen“, gab er zu. „Ich weiß. Ich habe es völlig falsch angefangen, und deshalb muss ich jetzt beweisen, dass ich Sie wirklich heiraten will.“
Cyrus mochte zwar vorgeben, dass er keinen Plan hatte, doch von Planungen konnte er sich offenbar nie freimachen. Warum sollte sie ihm glauben, dass er sie liebte?
Weil er das unverhüllte Begehren in seinen Augen nicht vortäuschen konnte. Aber dennoch ... er hatte sich wie ein Esel benommen.
Lucy lächelte im Vollgefühl einer köstlichen Macht und fragte: „Wie wollen Sie mir das beweisen?“
Sein Mund legte sich auf ihre Lippen und mit einer geschmeidigen Bewegung hob er sie von der Mauer. Dann saß sie auf seinem Schoß, und er küsste sie wie ein Pirat: gefährlich und unwiderstehlich.
„Das reicht aber nicht“, meinte Lucy, als sie wieder zu Atem kam.
„Ich weiß.“ Er hielt ihren Blick fest. „Ich weiß, was ich tun muss.“
„Was?“
„Ich entführe Sie nach Gretna Green.“
Lucy klappte der Mund auf. „Das werden Sie nicht tun!“
„Aber ja.“ Er wirkte reichlich selbstzufrieden, dieser Narr. „Nur so kann ich Ihnen zeigen, dass Sie mir wichtiger sind als alles andere ... zum Beispiel ein Titel.“
„Titel?“ Sie schüttelte den Kopf. „Das können Sie mir später erklären. Ich fahre nicht nach Gretna Green!“
Er streifte ihre Lippen in einem flüchtigen Kuss und sie erbebte. Doch sie wiederholte ihre Worte mit Ingrimm und Nachdruck, denn sie mussten gesagt werden. „Ich fahre nicht nach Schottland, und Sie können mich nicht dazu zwingen, Cyrus.“
Er erstarrte sichtlich. „Weil ... Sie nicht wollen.“
„Ganz recht.“
„Aha.“ Nun schien sämtliches Leben aus seiner Stimme zu weichen. „Ich hatte Sie missverstanden. Entschuldigen Sie bitte.“
Doch da streckte sie zum ersten Mal die Hand aus und zog seinen Kopf zu sich heran. Er wirkte unwillig. Sie legte ihre Lippen auf seinen schön geschwungenen Mund und atmete seinen Geruch ein, der sie hungrig machte. Und glücklich.
„Ich weigere mich, nach Gretna Green zu fahren“, flüsterte sie. Dann leckte sie seine zusammengepressten Lippen.
Und spürte den Schauer, der ihn durchfuhr, als wäre es ihr eigener.
„Warum nicht?“ Nun klang seine Stimme wieder normal, wenn auch ein wenig heiser.
„Weil Sie mich nicht gefragt, sondern es schlicht und einfach befohlen haben.“
„Bitte, möchten Sie mich nach Gretna Green begleiten?“, fragte er.
„Nein.“ Es würde ihr stets schwerfallen, ihm einen Wunsch abzuschlagen, erkannte Lucy — und verstaute diese Information für spätere Zeiten. Doch sie musste ihm so oft wie möglich einen Strich durch die Rechnung machen, es war nur zu seinem Besten. „Es ist nicht notwendig, Londons Lästerzungen in Bewegung zu setzen, um mich zu heiraten“, sagte sie und fuhr ihm mit der Hand durch das seidige Haar. „Wir brauchen nur einen Skandal, um meine Eltern zu überzeugen — und das auch nur, weil Mutter nie ihren Traum von einem Titel aufgeben wird und zugleich von der Vorstellung einer Entehrung entsetzt ist. Wir brauchen doch nicht der ganzen Welt zu mitzuteilen, dass wir heiraten wollen, geschweige denn auf eine so leichtsinnige Weise.“
„Wir müssen für Ihre Eltern einen Skandal inszenieren“, sagte er langsam. „Und ich muss Sie bitten, mich nach Gretna Green zu begleiten, statt es zu befehlen.“
Cyrus lernte wirklich schnell. Lucy zwang sich zu einer ernsten Miene. „Ganz recht.“
Da erhob er sich und setzte sie auf seinen Platz. Und fiel, ohne auch nur einen Moment die Augen von ihr abzuwenden, auf die Knie.
Lucys Herz tat einen
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