Das Mauerblümchen erringen (German Edition)
hätten.
„Niemals.“
Epilog
„Und was hat Papa dann gemacht?“, fragte die junge — sehr junge — Dame, die vor Aufregung auf ihrem Stuhl hin und her rutschte. „Das ist meine Lieblingsstelle!“
„Er hat vergessen, sich wie ein Gentleman zu benehmen“, erwiderte ihre Mutter und warf ihrem Mann einen gespielt vorwurfsvollen Blick zu, obgleich sie dabei schmunzeln musste. Selbst mit einem Streifen Silber an den Schläfen sah Cyrus besser aus denn je.
„Papa vergisst das nie“, meldete sich Hazels Bruder Samuel zu Wort. „Denn er ist ein Herzog, und das ist viel besser als ein Gentleman!“
„Es gibt nichts Besseres, als ein Gentleman zu sein“, stellte Cyrus klar, beugte sich vor und hob seinen Fünfjährigen auf die Schulter.
„Nur einmal nicht, als du kein Gentleman warst“, betonte Hazel.
„Ein Gentleman — und auch ein Herzog — kann die Regeln des Anstands nur dann verletzen, wenn ... was geschieht?“, wandte sich Cyrus an Samuel.
„Wenn ein hinterhältiger Wurm eine Dame beleidigt“, kam Hazel ihrem Bruder zuvor.
„Genau“, bestätigte Samuel und vergrub seine Hände im väterlichen Haarschopf. „Spielen wir Pferd, Papa? Hü-hott!“
„Nein“, bestimmte Samuels Mutter und streckte die Arme nach ihm aus. „Komm her, mein kleiner Sam. Du siehst doch, dass Nanny Grey schon an der Tür steht. Es ist unhöflich, sie warten zu lassen.“
Als er wieder auf seinen Füßen stand, galoppierte Samuel zu seinem Kindermädchen, umkreiste sie laut wiehernd und lief endlich die Treppe hinauf.
„Er ist so laut “, stellte Hazel missbilligend fest. „Jetzt erzähl schon zu Ende, Papa. Du hast es mir versprochen!“
Cyrus nahm Lucys Hand und zog sie auf seinen Schoß. „Also, da war ein Maskenball, der zur Feier unserer Hochzeit gegeben wurde; da sind wir zum ersten Mal als Ehepaar eingeladen worden.“
Lucy lehnte sich an seine Schulter und genoss es, Cyrus´ großen Körper und starken Arm als Stütze zu haben.
„Und Mama trug ...“, drängte Hazel.
Cyrus drückte einen Kuss auf Lucys Ohr. „Deine Mutter hat wunderschön ausgesehen. Ich glaube, sie trug ein Kleid aus saphirblauer Seide, das sehr tief ausgeschnitten war. Sie sah einfach köstlich aus.“
„Ich dachte, Süßigkeiten wären >köstlich< und nicht Mütter.“ Hazel runzelte verwirrt die Stirn. „Wenn ich das Wort richtig verstehe.“
„Deine Mutter ist nicht so wie andere Mütter“, erklärte Cyrus. „Sie ist stets köstlich.“
Lucy neigte den Kopf nach hinten und lächelte ihn an. Er drückte einen Kuss auf ihre Lippen.
„Und sie hat die Smaragde getragen.“ Hazel wollte, dass die Geschichte weiterging. „Die Kette und die Ohrringe, die du ihr zur Hochzeit geschenkt hast, und die ich eines Tages erben werde.“
„Noch lange nicht, du gieriges Kind“, sagte Lucy. „Jedenfalls fürchte ich, dass der Herzog von Pole die Beherrschung verloren ...“
„Weil er ein abscheulicher Wurm ist!“, quiekte Hazel dazwischen.
„... und etwas Unverzeihliches gesagt hat“, fuhr Lucy unbeirrt fort. „Und dein Vater — der sonst so korrekt ist — hat ihn so hart aufs Kinn geschlagen, dass Seine Gnaden durch die Luft geflogen und auf den Tisch mit den Erfrischungen gefallen ist und alles mit sich zu Boden gerissen hat.“
„Kuchen überall“, erläuterte Cyrus und zeichnete mit dem Finger Muster auf Lucys Hals. „Der Boden war übersät mit Petit-Fours.“
„Gut, dass Samuel nicht dabei war“, sagte Hazel versonnen. „Er wäre bestimmt herumgekrabbelt und hätte sie gleich vom Boden weg gegessen. Er ist so ekelhaft.“ Und ein damenhafter Schauder überlief sie.
„Dann hat sich der Herzog wieder aufgesetzt ...“ Cyrus übernahm nun die Rolle des
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