Das Mauerblümchen erringen (German Edition)
Verlobten Rodney Durfey, dem künftigen Sir Rodney Durfey, Baronet, ihre Jungfräulichkeit geschenkt hatte, wusste sie ganz genau, was sie vom Leben wollte:
Und das war, nie mehr in Rodneys Nähe zu kommen.
Zu dumm, dass sie dies erst jetzt erkannte, als sie in der Scheune stand und ihre Unterröcke richtete. Doch zuweilen muss man einen Mann, der vor einem hingestreckt im Stroh liegt, scharfsichtig betrachten, um sich über seine Gefühle klarzuwerden. Ein kurzer Moment der Schwäche, zehn Minuten Unbequemlichkeit, und nun war sie eine Frau. Sie kam sich verändert vor.
Niederträchtiger.
„Verdammt, war das schön“, sagte Rodney, ohne Anstalten zu machen, seine Kleidung zu ordnen. „Du bist so eng wie ein ...“ Offensichtlich ließ ihn seine Vorstellungskraft im Stich. „Auf jeden Fall viel enger als meine Hand.“
Philippa rümpfte die Nase. „Meinst du nicht, du solltest allmählich aufstehen?“
„Ich habe so lange darauf gewartet, dass ich jetzt gar keine Kraft mehr habe. Schließlich passiert es nicht jeden Tag, dass ein Mann seine Unschuld verliert.“
„Oder eine Frau“, machte Philippa geltend und kämmte sich mit Hilfe der Finger Stroh aus dem Haar.
„Meine Freunde haben herumgestochert, seit sie Ständer hatten. Da du jetzt nicht mehr unschuldig bist, macht es wohl nichts, wenn ich ganz offen spreche. Ich habe mich für dich bewahrt. Wollte mir keine Krankheit einfangen.“
Die Anstandsregeln von Philippas Mutter griffen in so einer Situation nicht, dennoch sagte sie: „Danke.“
„Bist wirklich das hübscheste Ding auf der Welt mit deinem Haar, das in der Sonne glänzt“, sagte Rodney und räkelte sich wohlig. „Ich bin jetzt schon zehn Mal mehr in dich verliebt, Philippa. Und du weißt ja, dass ich dich geliebt habe, seit ich dich zum ersten Mal sah, seit —“
„Seit du mich in der Kirche gesehen hast, und da war ich sieben“, ergänzte Philippa düster.
„Damals warst du ein kleiner Engel, und jetzt bist du ein großer Engel. Und dein Busen ist auch ein Geschenk des Himmels. Verdammt, ich könnte es den ganzen Tag tun.“ Er streckte die Hand nach Philippas Knöchel aus. Sie schaffte es gerade noch rechtzeitig, ihm auszuweichen. „Soll ich heute Nacht in dein Fenster einsteigen? Du wolltest das ja nie, aber jetzt, wo das Aufgebot an St. Mary´s angeschlagen ist, könnten wir doch —“
„Nein“, erklärte Philippa kategorisch. „Auf keinen Fall. Und du solltest dich jetzt lieber bedecken. Was ist, wenn ein Stallbursche hereinkommt?“
Rodney sah an sich herab auf das rosafarbene Ding, das er sein Eigen nannte. Es lag auf seinem Schenkel wie drapiert, ein Anblick, der Philippa krank machte. „Ich wette, ich bin der größte Mann, den du je gesehen hast.“
Philippa verdrehte die Augen und begann ihr Haar zu Zöpfen zu flechten.
„Weil du nämlich nie einen anderen Mann gesehen hast“, fuhr er fort. „Das weiß ich. Du warst wirklich noch Jungfrau. Selbstverständlich. Ich musste mich wirklich anstrengen, weißt du das?“
Sie wusste es und knirschte bei der Erinnerung mit den Zähnen.
„Obwohl ich´s bei dir auch richtig gemacht habe“, fügte Rodney, wie immer blind gegenüber dem Offensichtlichen, an.
„ Was hast du gemacht?“
„Hast du nicht mitbekommen, wie ich an dir herumgefummelt habe? Und zwar genau da, wo man soll, damit du auch auf deine Kosten kommst. Ich nehme an, dass wir im nächsten Jahr zwei bis drei Mal am Tag Liebe machen werden. Werden wahrscheinlich wochenlang nicht aus dem Bett kommen. Nicht einmal zum Essen. Mein Papa hat mich schon in der ersten Ehewoche eingepflanzt, und ich beabsichtige, die Familientradition aufrechtzuerhalten.“
Falls Philippa nicht schon vorher entschlossen gewesen wäre, dann jetzt.
Sie würde Rodney Durfey nicht heiraten. Auch wenn er im Alter von neun Jahren dem ganzen Dorf seine Absicht kundgetan hatte, sie zu
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