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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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»Er wurde bei sich zu Hause bewusstlos gefunden… sie haben ihn ins Krankenhaus gebracht… und heute Morgen ist er gestorben.«
    »Wie wird die Beerdigung aussehen?«
    »Keine Ahnung. Ein Anwaltsbüro kümmert sich darum.« Ich ließ den Zettel aus den Fingern gleiten.
    Deirdre rief Alfredo zu sich. Er drückte sich im Hintergrund herum und wusste nicht, was er tun oder sagen sollte. »Bring uns einen Drink. Am besten etwas mit Alkohol.« Sie hob den Zettel vom Boden auf. »Was hältst du davon, wenn du dich nach draußen setzt, Jessica, und ich rufe diese Leute an. Alfredo kann oben über die andere Leitung aushelfen, falls es ein Sprachproblem gibt.«
    Der Taucherladen nahm das Erdgeschoss des Gebäudes ein. Darüber lagen meine Wohnung und eine Terrasse, die aufs Meer hinausging. Der Eingang zum Laden ging nicht zur Straße hin, sondern befand sich an der Seite des Gebäudes, und die gepflasterte Fläche davor führte zu einer Bootsrutsche und der Mole hinab. Ein Raum hinter dem Laden, auf der Seeseite, war in ein kleines Bootshaus umgewandelt worden, wo wir bei rauen Wetterverhältnissen das Zodiac-Schlauchboot unterbrachten.
    In meine Wohnung gelangte man über eine Treppe im Laden, hinter der Theke, oder von der Straße her, wo Stufen zur Terrasse hinaufführten.
    Wenn man die Treppe vom Laden hinaufstieg, lagen rechts zwei Schlafzimmer zur Straße hinaus, mit einem Bad dazwischen. Links vom Treppenabsatz war das Wohnzimmer, mit einer Tür, die rechter Hand auf die Terrasse ging. Ein Tresen teilte den Raum, hinter ihm befand sich die Küche, die ich allerdings mehr als Labor benutzte. Durch ein kleines Hochfenster in der Rückwand, die frontal zum Meer lag, kam etwas Licht herein.
    Ich ging durch das Wohnzimmer auf die Terrasse, unter einem Baldachin von Bougainvilleen hindurch, der den Eingang rahmte. Dann setzte ich mich an einen Tisch unter der palapa, einem kegelförmigen Grasdach, das von vier hohen, im Quadrat stehenden Pfosten getragen wurde. Von dort hatte ich einen Blick auf das Meer zwischen Cozumel und dem Festland, das nur achtzehn Kilometer entfernt und noch in Sichtweite lag.
    Dreißig Jahre zuvor gab es in diesem Abschnitt der Karibikküste Yukatans nichts außer einem Fischerdorf namens Puerto Juarez. Dann gründeten die mexikanische Regierung und eine Gruppe Unternehmer den Ort Cancun: auf einem Inselstreifen in der Form einer Sieben, mit einer Lagune zwischen den beiden Schenkeln und einem Pulverstrand auf der Ozeanseite. Danach begann sich das, was die Reisebroschüren als Maya-Riviera bezeichnen , entlang der Küste nach Süden auszudehnen.
    Ken Arnold war schon auf Yukatan gewesen, als Cancun noch gar nicht existierte, und er hatte sich mit noch nicht dreißig Jahren als einer der Pioniere in der Erforschung der Wasserwelt unter dem Kreidekarst der Halbinsel hervorgetan.
    Wie viele Taucher hatte ihn Jacques Cousteaus begeisterte Schilderung der Riffe von Cozumel Mitte der Sechzigerjahre in diesen Teil Mexikos gelockt. Bis dahin war die Insel nur ein Anlaufhafen für Kreuzfahrtschiffe gewesen, die die Karibik befuhren. Als Ken dann entdeckte, dass es auch auf Cozumel Zenoten gab, beschloss er zu bleiben und bekräftigte sein Interesse, indem er einen Laden für Taucher auf der Insel eröffnete, der, den ich zurzeit führte. Als in den Siebzigern jedoch die Entwicklung Cancuns begann, bot ihm die dortige Handelskammer an, ein weiteres Tauchzentrum zu eröffnen, und gewährte ihm zu diesem Zweck steuerliche Anreize.
    Alfredo erschien mit einem Glas Tequila für mich und stellte es auf den Tisch. »Ihre Freundin telefoniert«, sagte er und ging zurück in die Wohnung, »und ich höre auf der anderen Leitung mit.«
    »Danke«, sagte ich und trank einen Schluck. Es schüttelte mich, wie stets bei Tequila.
    Als ich Ken bei seinem Greenpeace-Besuch kennen lernte, machte er sich keine Illusionen mehr über die Veränderungen, die man der Landschaft sowie der Tier und Pflanzenwelt der Yukatanhalbinsel im Laufe von dreißig Jahren angetan hatte, doch er wusste, er war Teil ihrer Infrastruktur und kaum qualifiziert, etwas anderes zu tun. Nach seinem Vortrag auf der Rainbow Warrior erzählte ich ihm in einer Kaffeepause, ich sei in einigen Quellen und Höhlen in Nordflorida getaucht, und wir sprachen über die Unterschiede zwischen diesen und den Zenoten von Yukatan. Als er fragte, welche Beschäftigung ich nach meiner Zeit bei Greenpeace anstrebte, erwiderte ich, ich hätte noch keine konkreten

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