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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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aufklären?“
    „Wir reden hier möglicherweise von einem Plan, die Große Maschine von Ondinium zu manipulieren, und von einem Verbrecher, der offensichtlich vor nichts zurückschreckt, um sein Geheimnis zu wahren. Ich muss wissen, wie tief mein Bruder in diese Sache verstrickt war und wer außer ihm daran beteiligt war. Wenn noch andere Dekaturen ...“
    Nachdenklich betrachtete Taya den entschiedenen Zug um Cristofs Mund. Den Ausdruck kannte sie, er war ihr oft genug untergekommen, wenn sie in den Spiegel sah ... es war müßig, dagegen angehen zu wollen.
    „Herrin!“ Sie lehnte sich gegen die Brüstung. „Dafür soll ich meine Flügel riskieren? Alister war ein Lügner, Cristof ist eine Nervensäge und Viera –
    Viera ist ziemlich nett, aber ich schulde ihr nichts. Im Gegenteil, sie schuldet mir etwas.
    Aber ich mag sie, und ich mag ihren Sohn, und sie verdienen es, die Wahrheit zu erfahren.
    Ich selbst möchte die Wahrheit auch wissen.“
    Sie schloss die Augen, wägte sämtliche Optionen ab.
    „Ich finde schon einen anderen Weg zum Turm.“ Cristof klang entmutigt.
    „Haltet einfach den Mund und lasst mich in Ruhe nachdenken.“
    Ein kurzer Flug. Einmal hoch und wieder zurück. Sie konnte behaupten, nichts von Cristofs Suspendierung gewusst zu haben. Oder davon, dass er per Haftbefehl gesucht wurde.
    Cristof brauchte sie. Er hatte ihr geholfen, den Angreifern zu entkommen, die es auf ihre Flügel abgesehen hatten, sein Mittagessen mit ihr geteilt und ihr sein Taschentuch, seine Uhr und seinen Mantel geliehen.
    Der Erhabene war ein aufbrausender Mann mit scharfer Zunge und hatte zugegeben, neidisch auf seinen Bruder gewesen zu sein, weil der mit ihr geflirtet hatte.
    Taya schlug die Augen auf und funkelte Cristof wütend an. Der wirkte gerade seltsam unentschlossen, das schmale Gesicht ganz spitz vor Kälte.
    „Ihr nervt immer noch bis in die Schwanzspitzen, Cristof!“, stöhnte sie. „Aber ich schaffe Euch da hoch und vertraue auf Viera. Die wird mich schon aus der Haftanstalt holen.“
    „Sie würde dich nicht im Stich lassen.“
    „Wo werdet Ihr heute nacht hingehen?“
    „Ich weiß nicht. Vermietet deine Wirtin Zimmer?“
    „Da bereiten Euch die Liktoren einen wärmeren Empfang.“
    „Dann schlafe ich irgendwo in Tertius“, sagte er resigniert.
    Sie sah ihn an. „Bleibt. Ich bin gleich wieder da.“ Sie rannte zurück in den Horst, winkte Gwen kurz zu, und stürzte in Cassis Zimmer.
    „Was ...?“ Verschlafen drehte Cassi sich im Bett um.
    „Ich bin es. Schlaf weiter.“ Taya schnappte sich Cassis Handtasche und stürzte die Treppe wieder hinunter.
    Als sie auf die Veranda kam, hockte Cristof dort zitternd in einer Ecke. Sein dünner Handwerkeranzug bot keinen Schutz gegen die Kälte.
    „Oh! Das tut mir leid!“ Rasch zog Taya den Mantel aus und reichte ihn weiter, ehe sie in der Handtasche wühlte. „Genau was wir brauchen! Setzt Euch hin.“
    Cristof schlang den Mantel um sich, hockte sich auf die Brüstung und betrachtete sie neugierig. Als er sah, wie sie ein Schminkdöschen nach dem anderen hervorzog, blitzte Verstehen in seinen Augen auf.
    Taya hatte sich für ein Töpfchen entschieden. „Genau das Richtige!“, meinte sie befriedigt.
    „Das ist jetzt aber nicht deine Grundierung, oder?“, fragte er, als sie ihm das kupferfarbene Make-up über den blauen Wellen auf seinen Wangen verrieb.
    „Nein. Die meiner Freundin Cassi. Warum?“
    „Überhaupt nicht dein Farbton.“
    „Dann seid Ihr also auch noch Kosmetikexperte – nicht nur Uhrmacher und geheimer Liktor? Lebt Ihr sonst noch ein Geheimnis, von dem ich wissen sollte?“
    Cristof schüttelte den Kopf, woraufhin Taya Missbilligend mit der Zunge schnalzte.
    „Ich muss meine Kastenzeichen nicht zum ersten Mal verstecken“, erklärte er.
    „Zu schade. Ich kenne einen Schneider, der zu gerne einen Erhabenen als Kunden hätte.“ Sie stöpselte die Flasche wieder zu und zog die Kappe von einem Kajalstift. „Was wollt Ihr sein: Kardinal oder Plebejer?“
    „Plebejer. Ich gehe zurück nach Tertius.“
    Sie beugte sich über ihn und zeichnete ihm ein Famulaten-Kastenzeichen auf die Stirn.
    „Perfekt ist das nicht, aber es müsste reichen.“ Sie trat zurück, um ihr Werk zu bewundern. „Dass ihr mir das jetzt bloß nicht anfasst!“
    „Bestimmt nicht.“ Er nahm ihre Hand und wärmte ihre Finger einen Augenblick lang zwischen seinen Händen. „Danke.“
    Die Geste traf Taya unvorbereitet. Sie starrte ihn an. Selbst jetzt,

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