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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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anbehalten. Eure Sachen könnt Ihr zusammenfalten und mit rausbringen, wir schließen sie in meinem Schrank ein. Als nächstes suchen wir Euch dann ein Geschirr.“
    Er nickte, und sie ließ ihn allein, um im Frauenumkleideraum in den eigenen Fliegeranzug und das Geschirr zu schlüpfen. Eine Viertelstunde später zeigte sie ihm bereits, wie er mit dem komplizierten System aus Gurten und Schnallen umzugehen hatte, aus dem das Geschirr bestand. Cristof hatte sich Mühe gegeben, dennoch war sein Fliegeranzug an den Armen und Beinen ein paar Zentimeter zu kurz und über der Brust und den Schultern ein wenig zu weit. Er hatte den Inhalt seiner Manteltaschen in den Taschen verstaut, mit denen der Anzug ausgestattet war, was ihm insgesamt ein eher stämmiges Aussehen verlieh. Taya musste wieder einmal an eine Krähe mit aufgeplustertem Gefieder denken.
    „Die Nadelpistole kann ich ja noch verstehen, und dass Ihr Eure Identitätspapiere dabeihaben wollt auch, aber ist das hier wirklich lebensnotwendig?“ Taya hielt Cristofs kleinen ledernen Werkzeugbeutel in die Höhe.
    „Man weiß nie, wann man einen Schraubenzieher braucht.“ Kopfschüttelnd sah Taya zu, wie der Erhabene auch den Lederbeutel im Anzug verstaute. So hatte eben jeder seine Vorlieben – Cassi ihre Schminktöpfchen, Cristof sein Werkzeug.
    „Ihr seid wirklich der reine Zahnradschädel!“
    „Vorsicht: Unter uns Zahnradschädeln gilt das als Kompliment!“
    Belustigt knöpfte ihm Taya den Kragen bis hoch unter das Kinn zu. Missmutig drückte er ihn wieder ein Stück herunter.
    „Lasst den Kragen, wo er ist“, befahl sie streng. „Klar fühlt sich das jetzt eng an, aber glaubt mir, man möchte wirklich nicht, dass einem beim Fliegen die kalte Luft unter das Leder kriecht.“
    „Er ist nicht unbequemer als Roben und eine Maske.“ Cristof ließ die Hände sinken, um seine Koppel enger zu schnallen. „Allerdings ist das alles schwerer, als ich dachte, besonders die Stiefel. Irgendwie wirkst du nicht groß genug dafür, ein solches Gewicht den ganzen Tag mit dir herumzuschleppen.“
    „Ich bin stärker, als ich aussehe“, verkündete Taya mit einem gewissen Stolz, „und das Ondium der Flügel sorgt später dafür, dass sich alles leichter anfühlt. Die Stiefel sind so schwer, weil sie Stahlkappen haben, und auch wegen der dicken Sohlen. Trotzdem halten sie nicht lange, wir müssen sie dauernd ersetzen. Wobei mir einfällt ...“ Sie kramte ein paar bewegliche Knieschützer hervor und kniete sich damit vor Cristof hin, befestigte sie an den Geschirriemen, die um seine Beine herumführten. Die Verschlüsse zog sie fest, indem sie sich mit einer Hand auf seinem Oberschenkel abstützte. „Mit einer aufrechten Landung versuchen wir es gar nicht erst. Ihr werdet auf den Knien landen und so lange rutschen, bis Ihr anhalten könnt.“
    Während sie arbeitete, trat er verunsichert von einem Bein auf das andere, und schließlich räusperte er sich.
    „Ich habe oft beobachtet, wie kleine Ikarier so landen. Ich hielt das immer für ein Spiel.“
    „Das ist die erste Art zu landen, die man uns lehrt. Nicht elegant, aber manchmal bringt man nichts Besseres zustande. Besonders wenn ein scharfer Wind weht oder der Anflugwinkel ungünstig ist.“ Ermutigend klopfte sie ihm auf den Schenkel und stand wieder auf. „Der Beruf ist echt Gift für die Gelenke.“
    „Ich fühle mich, als trüge ich eine Rüstung.“ Cristof ging ein paar Schritte. „Entschuldige!“ Er wandte sich ab, um die Riemen an seinen Oberschenkeln zu richten.
    „Achtet darauf, dass sie nicht kneifen!“ Taya lächelte. „Denkt dran: Die Riemen sitzen sehr straff, sobald Ihr die Flügel angelegt habt.“
    „Na wunderbar!“, murmelte er, immer noch mit dem Rücken zu ihr.
    „Während Ihr das klärt, hole ich schon mal einen Flugapparat und Gewichte“, sagte sie mit einem leisen Kichern. „Wieviel wiegt Ihr?“
    „Ungefähr achtzig Kilo.“
    „Ganz schön schwer.“
    Er warf ihr über die Schulter hinweg einen Blick zu.
    „Die Leute fanden mich mein Leben lang eher zu mager.“
    „Ganz schön schwer für einen Ikarier, hätte ich vielleicht sagen sollen. Aber Ihr seid ja auch ganz schön groß für einen Ikarier. Ich brauche ungefähr zehn Minuten, dann bin ich wieder da.“
    Nachdem sie ein Paar Besucherflügel gefunden hatte, besorgte sich Taya auch gleich noch einen Drahtkorb mit Ausgleichsgewichten aus Ondium. Als sie zur Umkleide zurückkam, ging Cristof gerade im Raum hin und her

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