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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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da der Erhabene halb auf der Verandabrüstung hockte, befand sich sein Gesicht noch gute zwei Zentimeter über dem ihren.
    Kantig. Mager. Wie eine Krähe.
    Aber unter dem Strich gar kein so übler Typ.
    „Dazu sind Freunde da“, sagte sie endlich.
    Er erwiderte nichts, sah sie einfach freundlich an, ohne ihre Hand freizugeben. Taya kam sich vor wie eine Maschine, deren Mechanismus er verstehen wollte. Sie zwang sich zum Lachen, um die Spannung abzubauen, die zwischen ihnen entstanden war.
    „Ich warne Euch! Unsere Freundschaft wird ein jähes Ende finden, wenn Ihr mich weiterhin mitten in der Nacht aus dem Bett holt!“
    Er ließ sie los und stand auf.
    „Das werde ich mir merken. Gute Nacht, Taya Ikara.“
    „Gute Nacht.“
    ***
    Drei Stunden später klopfte Gwen erneut an Tayas Tür. Diesmal hielt die unmögliche Frau eine Nachricht aus der Hochschule in der Hand.
    Taya öffnete sie, stöhnte und schob sie sich unter das Kopfkissen.
    Damit würde sie sich am Morgen befassen.

Kapitel 12

    T aya vermochte kaum die Hand vor den Augen zu sehen, als sie zu den Landebahnen hinabeilte. Der morgendliche Diispirahatte noch nicht eingesetzt, aber es war auch so derart kalt, dass ihr der Atem beim Laufen als kleine Wolke vorauseilte.
    Cristof tauchte auf, eine schmale, dunkle Gestalt, die neben dem Tor zur Landebahn frierend von einem Bein auf das andere trat.
    „Es ist abgeschlossen!“, sagte er, sobald sie nahe genug herangekommen war.
    „Natürlich ist es das.“ Taya zog einen Schlüssel aus der Tasche, jagte Cristof durchs Tor und eilte ihm nach. „Ondium ist teuer. Habt Ihr letzte Nacht noch einen Schlafplatz auftun können?“
    „Mehr oder weniger.“
    „Was heißt das?“
    „Der Boden war sauberer als die Matratze. Gut habe ich nicht geschlafen.“
    „Steife Glieder?“
    „Nicht allzu dramatisch.“
    „Gut.“ Sie führte ihn über das offene Übungsgelände hinweg zu dem Haus, in dem sich die Ikarier vor dem Flug umzogen. „Ich bekam letzte Nacht noch eine Nachricht von Kyle.“
    „Was sagt er?“
    „Das mechanische Herz hat tatsächlich mit seinem Programm die Maschine der Universität beschädigt. Ich habe das so verstanden: Sobald das Programm läuft, hindert es die Sicherheitsprogramme daran, den Zugang zur Maschine oder zur Speichertrommel zu unterbinden. So in der Art zumindest. Kyle schien das für wichtig zu halten. Er schickt jedenfalls heute morgen einen Bericht an den Dekan der Universität und an die Liktoren.“
    „Oh, Herrin!“ Bestürzt lehnte sich Cristof gegen die Wand des Umkleidehauses. „Was hat Alister getan?“
    „Das werden wir herausfinden.“ Taya schloss die Tür auf und zündete, sobald sie im Haus standen, ein Streichholz an. Kerzen und Laternen lagen gleich hinter der Tür. Sie reichte eine Lampe an Cristof weiter und behielt eine für sich. Jetzt erst erkannte sie, dass er sich das Make-up abgewaschen hatte und seine Kastenzeichen deutlich zu erkennen waren. „Dann habt Ihr also beschlossen, wieder Erhabener zu sein?“
    „Könnte sich als Vorteil erweisen, falls wir erwischt werden.“
    „Prima Idee. Vorteile können wir weiß die Herrin tonnenweise gebrauchen.“ Resolut dirigierte sie ihn zum Umkleideraum für Männer.
    Taya hatte an diesem Morgen noch, in aller Eile und soweit sie konnte, eigene Vorkehrungen getroffen. Sie hatte Cassi Kyles Nachricht in die Handtasche gesteckt, dazu einen Brief, in dem stand, wohin sie unterwegs war und weswegen. Sie konnte nicht ahnen, was Cassi tun würde, wenn sie die beiden Nachrichten fand, aber kein Ikarier flog los, ohne irgendwo einen Flugplan zu hinterlassen.
    Außerdem sollten ihre Freunde wissen, dass sie keine Verbrecherin war – falls die Liktoren sie verhafteten.
    „Sorge dich nicht zu sehr.“ Cristof klopfte sich auf die Manteltasche, die eine deutliche Wölbung aufwies. „Du kannst immer noch behaupten, ich hätte dich mit vorgehaltener Pistole gewaltsam in dieses Abenteuer gelockt.“
    „Das könnt Ihr vergessen! Dann fragen die mich nur, warum ich Euch nicht einfach fallenließ, sobald wir in der Luft waren.“ Sie öffnete den Spind mit den Fliegeranzügen. „Wie groß seid Ihr?“
    „Einen Meter siebenundachtzigeinhalb.“
    „Oh.“ Skeptisch musterte sie die aufgereihten Klüfte. „Ich weiß nicht – seht zu, dass Ihr einen Anzug findet, der halbwegs passt ... und Stiefel. Der Anzug soll eng sitzen, aber nicht so eng, dass er irgendwo drückt. Darunter dürft ihr nur Eure Leibwäsche

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