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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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ihn exekutieren. Den Mord an einem Dekatur vergibt der Rat ihm nie.“
    „Hat er ihnen etwas anzubieten? Einen Handel?“ Taya dachte an Dekatur Neuillan, der geblendet und ins Exil verbannt worden war. Ob Alister dieses Schicksal einer Hinrichtung vorzog? Aber da beantwortete Cristof ihre Fragen auch schon mit einem eindeutigen Kopfschütteln.
    „Ich wüsste nicht, wie das gehen sollte. Das Gesetz ist in dieser Frage vollkommen eindeutig.“
    „Tut mir leid.“
    „Mir auch.“ Cristof schwieg einen Augenblick. „Viera nicht. Sie will, dass er stirbt.“
    Taya nickte. Es fiel ihr nicht schwer, sich Vieras Wut auszumalen. Es musste schrecklich sein zu erfahren, dass Ehemann und Lieblingscousin mitnichten Opfer desselben Unglücks geworden waren, sondern vielmehr der Lieblingscousin den Gatten umgebracht hatte. Fieberhaft suchte sie nach ein paar aufmunternden Worten.
    „Wisst Ihr, jetzt trauert sie noch und ist entsprechend aufgebracht. Aber Viera ist kein herzloser Mensch, sie wird ihre Meinung schon noch ändern.“
    „Vielleicht. Aber für Alister wird das keine Rolle spielen.“ Cristof zog die Hand zurück. „Ich war letzte Nacht noch bei ihr, weil ich dachte, ich sei es ihr schuldig. Ich wollte ihr persönlich mitteilen, was wir herausgefunden haben. Aber sie wurde so wütend, dass ich gehen musste. Ich konnte es nicht mehr ertragen, sie so schreien zu hören – wie sie ihm den Tod wünscht. Ich möchte nämlich nicht, dass er stirbt. Selbst nach allem, was passiert ist, möchte ich nicht, dass er jetzt noch einmal stirbt.“
    „Natürlich nicht“, meinte Taya ruhig. „Sonst wäret Ihr ja kein Mensch.“
    „Er hat versucht, mich umzubringen.“
    „Ich glaube nicht, dass er da klar denken konnte.“
    Cristof ließ sich in seinen Stuhl zurücksinken und massierte sich die Stirn, auf der sich tiefe Sorgenfalten gebildet hatten. Ähnliche Falten zeichneten sich auch um seinen Mund herum ab. „Ich frage mich, ob er je klar denken konnte. Manchmal glaube ich, wir tragen irgendein Gift in unserem Blut. Alister ist wie sein Vater: charmant, charismatisch und gewalttätig.“
    Taya biss sich auf die Lippen.
    „Aber was am schlimmsten ist: Alles ist so wirr, ohne Sinn und Verstand“, fuhr er fort. „Er hätte überhaupt niemanden umbringen müssen! Pins wusste nicht, wer der Ankäufer für die Lochkarten war, und Casters Stimme hätte nicht unbedingt die Abstimmung im Rat kippen lassen. Alister war ein einflussreicher Mann, auf dem besten Weg, sich unter den Dekaturen eine Gefolgschaft aufzubauen. Warum konnte er nicht warten? Selbst wenn sich der Rat bei einer ersten Abstimmung gegen ihn entschieden hätte, hätte er es doch immer wieder probieren können und wäre in ein paar Jahren vielleicht auch erfolgreich gewesen.“
    Das sah Taya anders. „Ich glaube nicht, dass man seine Ideen je übernommen hätte. Er denkt, man könne Menschen kontrollieren wie kleine analytische Maschinen, die tun, was man will, wenn man sie nur richtig programmiert.“
    „Alister war schon immer gut darin zu bekommen, was er wollte. Aber bislang hat er nie etwas getan, was anderen schadete. Seine Strebsamkeit hielt ich immer für den Beweis seiner Führungsqualitäten. Ich habe ihm unser Anwesen überlassen, weil ich glaubte, er würde seine Sache besser machen als ich.“
    „Fangt jetzt nicht an, die Schuld bei Euch zu suchen“, schalt Taya ihn liebevoll. „Ihr seid für die Entscheidungen Eures Bruders nicht verantwortlich.“
    „Was, wenn meine Entscheidungen die seinen beeinflussten?“
    „So dürft Ihr nicht denken! Davon werdet Ihr nur verrückt!“
    „Verrücktsein liegt mir wohl im Blut.“
    „Das ist Quatsch“, blaffte sie. „Ihr seid nicht verrückt. Ihr seid nicht wie Alister, in keiner Weise. Ihr seid weder charmant noch charismatisch oder gewalttätig.“
    Mit einem Ruck kehrte Cristofs Blick, der in weite Ferne geschweift war, zu ihr zurück. Taya reckte das Kinn.
    „Ihr nervt einen bis in die Schwanzspitzen, und manchmal – äußerst selten – zeigt Ihr, dass Ihr auch richtig nett sein könnt. Aber verrückt seid Ihr nicht.“
    Er starrte sie an, die unterschiedlichsten Gefühle lieferten sich einen Wettstreit auf seinem Gesicht. Schließlich siegte ein schiefes, freudloses Lächeln.
    „Nur äußerst selten?“
    „Höchstens.“
    „Ich verstehe.“ Er schloss die Augen und kniff sich in den Nasenrücken. „Verzeih. Ich rede zuviel über mich. Ich hatte nicht vor, herzukommen und zu

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