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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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fliegt hoch und sieht viel. Wenn dir zwischen den Drähten irgend etwas Verdächtiges auffällt, dann berichtest du mir doch davon, hoffe ich?“
    Typisch Liktor: vage Andeutungen über kriminelle Aktivitäten von sich zu geben, bis man ganz nervös wird, und diese Verunsicherung zu eigenen Zwecken zu missbrauchen! Verdächtigungen und Misstrauen gehörten beim Militär zum täglichen Brot, und immer baten diese Leute die Ikarier, ihnen bei ihren Ermittlungen zu helfen!
    Eine Bitte, zu der man am besten Ja und Amen sagte, und dann sah man zu, dass man sich schnellstmöglich aus dem Staub machte.
    „Natürlich“, versprach Taya brav. „War das jetzt alles?“
    Amcathra warf einen Blick auf das Fluggeschirr. „Brauchst du Hilfe beim Anlegen?“
    „Nein.“ Wieder musste Taya beim Aufstehen ein leises Stöhnen unterdrücken, so sehr schmerzten Rücken und Arme.
    „Sicheren Flug, Ikarierin.“ Amcathra nickte ihr zu und verließ das Zimmer.
    „Danke.“
    Seufzend machte sich Taya an die Arbeit. Es dauerte wesentlich länger als sonst, sich den Apparat umzuschnallen, hatten das metallene Exoskelett sowie die Lederriemen des Geschirrs doch überall auf ihrem Körper Druckstellen und blaue Flecke hinterlassen. Ein schönes, langes, heißes Bad wäre jetzt genau das Richtige gewesen. Wenn alles gutging, blieb ihr auch noch Zeit dazu, ehe sie sich auf den Weg zur Hochzeit machte.
    Sobald sie das Fluggeschirr angelegt hatte, half das leichte Ondium ihren schmerzenden Muskeln ein wenig. Nur waren Tayas Beine vom langen Sitzen ganz steif geworden und mochten sich nur ungern bewegen.
    Draußen auf der Straße hielten Liktoren die Schaulustigen in Schach, während Ingenieure über die Türme der Drahtfähre krochen und zwischen ihnen, einem riesigen Sicherheitsnetz gleich, unzählige Kabel spannten, die verhindern sollten, dass das Trägerwrack auf den Boden krachte.
    Einen Moment lang stand Taya auf den breiten Treppenstufen der Wache und fragte sich, wie lange es wohl dauern mochte, den geborstenen Stützpfeiler sicher zu Boden zu lassen. Sie war froh, dass sie auf ihren Wegen von einem Sektor zum anderen nicht auf die Drahtfähre angewiesen war. Sicher musste man jetzt viele Kabinen umleiten, um die Unfallstelle zu umgehen, und eine Menge wichtiger Leute würden sich auf ihrem Heimweg drastisch verspäten.
    Ein paar Schaulustige begannen zu jubeln. Sie sah sich um und erkannte, dass man ihr zuwinkte! Peinlich berührt hob sie die Hand, eine Geste, die schwachen Applaus hervorrief.
    Taya, der es unangenehm war, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, humpelte hastig zum Grundpfeiler eines Drahtfährenturms hinüber. Sollte sie auf Pyke warten? Aber wusste sie denn, wie lange der für seine Aussage brauchte? Sie grinste. Bekamen die Liktoren erst einmal mit, was ihr Freund von Amtspersonen hielt, dann beschlossen sie vielleicht, ihn über Nacht dazubehalten!
    Die Liktoren am Fuß des Turms erlaubten ihr, auf die unterste Plattform zu steigen, die sich gerade einmal fünfzehn Meter über dem Boden befand. Hoch genug. Taya ließ ein letztes Mal die Schultern kreisen, um die Muskeln zu lockern, streifte Fliegerhaube, Schutzbrille und Handschuhe über und schob unter heftigem Protest sämtlicher beteiligter Muskeln die Arme in die Flügel. Nachdem sie die Schwingen mit einer raschen, rückwärts gerichteten Schulterbewegung entsichert hatte, rannte sie zum Rand der Landefläche.
    Die Bürger unter ihr klatschten, als hätten sie noch nie eine Ikarierin losfliegen sehen. Taya verzog das Gesicht, klappte die Flügel weit auf und suchte nach einem Thermalwind, der sie in die Lüfte heben sollte, weit weg von geborstenen Pfeilern und neugierigen Blicken.

Kapitel 3

    T ayas Vater leitete drunten im Tertius eine Eisenhütte, und ihre Schwester heiratete einen seiner Chefingenieure. Zur Hochzeit waren zusammen mit Freunden und Nachbarn der beiden Familien auch sämtliche Fabrikarbeiter geladen, von denen die meisten auch gekommen waren.
    Taya, die einen Becher mit dünnem Punsch in der Hand hielt, sah Katerin beim Tanzen zu, ein weißer, wirbelnder Fleck inmitten all der schwarzen Kleider und Anzüge, die von den übrigen Anwesenden getragen wurden.
    „Nicht mehr lange, dann tanzt du da unten!“ Ihr Vater war neben sie getreten. Taya schreckte auf, lächelte dann aber, als sie erkannte, von wem die Bemerkung kam.
    „Ich habe es nicht eilig, Papa.“
    „Zu sehr mit der Arbeit beschäftigt, was? Hast du schon von der

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