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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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fahren wir?“, wollte sie wissen.
    „Rodanthe in Primus. Die Fahrt ist schon bezahlt, inklusive Trinkgeld.“ Er grinste freundlich. „Eine Ikarierin fahre ich heute zum ersten Mal. Kommt einem immer seltsam vor, einen von euch ohne Flügel zu sehen, nicht wahr? Mein Stadtplan behauptet, ich käme zur Regentenstraße, wenn ich die Klippenstraße hier weiterfahre, aber ich dachte immer, die Klippenstraße endet bei den Landebahnen. Wer hat denn jetzt recht: mein Stadtplan oder ich?“
    „Eigentlich ihr beide. Die Klippenstraße teilt sich an einer Stelle. Wenn du bei der Gabelung links abbiegst, kannst du bis zur Regentenstraße durchfahren. Die Klippenstraße heißt ab der Stelle allerdings anders, ich glaube Catamount.“
    „Was meinst du, ist es da breit genug für uns?“
    „Die Lieferwagen fahren da auch, die Straße wird also breit genug sein“, versicherte sie ihm. „Sie ist allerdings nicht beleuchtet.“
    „Ich habe Laternen. Na, dann hüpf mal rein, und vielen Dank auch noch für die Wegbeschreibung.“
    „Gern geschehen.“ Taya schlüpfte in die Droschke, beugte sich aber noch einmal vor, als der Chauffeur die Tür schließen wollte. „Wie heißt du?“
    „Gregor. Meine Stute heißt Blitz. Tagsüber fahren wir Stadtrundfahrten, aber man kann uns auch privat mieten, indem man bei einer der Kutschenstationen eine Nachricht hinterlässt.“
    „Das merke ich mir“, versprach Taya, woraufhin der Mann einen Finger an die Mütze legte und die Tür zufallen ließ. Wenig später fuhr die Kutsche mit einem Ruck an.
    Eine Kutschfahrt, beschied Taya nach zehn Minuten, war um einiges unbequemer als ein Fußmarsch und wesentlich uneffektiver als Fliegen.
    Die meisten Leute in Ondinium gingen zu Fuß. Die Stadt war so dicht besiedelt und die Straßen waren so eng und steil, dass nur wenige Pferdefuhrwerken die Lizenz hatten, in den Sektoren zu verkehren. Das waren in der Regel Lieferfahrzeuge oder Droschken für ältere und gehbehinderte Bürger. Die Erhabenen bedienten sich des Drahtfährensystems oder eigener, leichter Fahrzeuge, und Ikarier flogen natürlich. Sie lieferten die Post aus und dienten generell als Boten und Kuriere, um allen anderen den beschwerlichen Weg von einem Sektor zum nächsten zu ersparen.
    Die Kutschbetriebe lebten hauptsächlich vom Transport von Ausländern. Wer nicht in Ondinium aufgewachsen war, dem fehlte in der Regel die nötige Lungenkapazität für die steilen Aufstiege der Stadt, die den Einwohnern selbstverständlich waren.
    Als die Kutsche die weniger unebenen Straßen von Primus erreichte und endlich anhielt, fühlte sich Taya gründlich durchgerüttelt und war entsprechend gelaunt. Ein wenig missmutig kletterte sie aus dem Wagen, um sich erst einmal ausgiebig zu recken.
    „Alles in Ordnung?“, erkundigte sich Gregor besorgt.
    „Das ist jetzt nicht persönlich gemeint, aber das nächste Mal fliege ich lieber.“
    „Innerhalb der einzelnen Sektoren ist die Fahrt nicht so holperig“, entschuldigte sich der Kutscher. „Diese Catamount sollte wirklich mal gepflastert werden.“
    „Dazu wird sie wahrscheinlich nicht oft genug benutzt.“ Taya musterte die Fassade des Hauses, vor dem sie ausgestiegen war. In dieser Straße befand sie sich zum ersten Mal, obwohl die Gaststätte im Geschäftsteil Primus ’ beheimatet war. Gaslaternen erleuchteten Fassade und Namensschild. „Kennst du das Restaurant?“, erkundigte sie sich beim Kutscher. „Wie ist es so?“
    „Ich war selbst noch nie drin, aber es ist ziemlich beliebt. Alle Klassen kommen hierher. Ich muss häufiger mal Leute aus Sekundus hier hochfahren, man trifft sich im Lokal gern zu Geschäftsessen. Ich soll dich in zweieinhalb Stunden wieder abholen. Wenn du noch nicht draußen bist, warte ich. Wenn du vorher gehen möchtest, nimmt dich auch jede andere Kutsche mit, aber dann sag bitte dem Mann an der Tür Bescheid. Sonst sitze ich hier die ganze Nacht, und du kommst nicht.“
    „Mach dir keine Sorgen.“ Taya schmunzelte. Zweieinhalb Stunden – das klang beruhigend geschäftsmäßig. „Ich glaube allerdings, ich gehe lieber zu Fuß nach Hause.“
    „Viel zu unsicher, meine Liebe, außerdem wärst du bis auf die Knochen durchgefroren, ehe du im Horst anlangst, selbst in deinem schicken Leder. Warte auf mich, dann sorge ich auch dafür, dass du auf der Rückfahrt nicht so durchgerüttelt wirst.“
    „Gut. Dann sehen wir uns in ein paar Stunden, Gregor.“
    Der Kutscher verabschiedete sich mit einem Finger

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