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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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gleiche gilt für dich.“
    Das warme Gefühl wurde stärker. Taya wollte ihm die Hand entziehen, aber Alister gab sie nicht frei.
    „Warum weichst du immer vor mir zurück?“
    Sie schluckte.
    „Ihr seid ein Erhabener“, antwortete sie mit unsicherer Stimme. „Wir ...“ Hilflos deutete sie mit der freien Hand auf sein Büro, das ihr alles, ihre ganze Situation darzustellen schien.
    „Ich weiß, dass die Dinge momentan sehr verwirrend sind. Aber sie werden nicht so bleiben.“ Alister zog sie näher zu sich. Sofort kam ihr der Fliegeranzug viel zu beengend vor, erst recht das Geschirr. Mit rasendem Herzen legte sie ihm die freie Hand auf die Brust, wollte ihn auf Distanz halten. Wie hart sich seine Muskeln unter der Robe anfühlten! Sie musste sich zusammenreißen, sonst hätte sie es nie geschafft, ihn sanft von sich zu stoßen und zurückzutreten.
    „Nicht jetzt!“, sagte sie leise. „Ihr seid wütend.“
    „Ja, und?“ Alister ließ ihre Hand los.
    Taya richtete sich kerzengerade auf. „Es ... es fühlt sich nicht richtig an. Vielleicht gerät Euer Bruder durch mich in Schwierigkeiten. Auf mich solltet ihr wütend sein, nicht auf ihn.“
    „Bin ich nicht, ich bin dir dankbar für die Warnung.“ Der Dekatur musterte sie aufmerksam. Bildete sie sich das nur ein, oder wirkte er enttäuscht über ihre Ablehnung? Taya jedenfalls fühlte sich enttäuscht.
    Aber sie wusste auch, dass sie sich korrekt verhalten hatte. Ein erster Kuss in dieser Situation, nach diesen Neuigkeiten? Das wollte sie nicht. An ihrem ersten Kuss sollte nicht der Makel all dessen, was jetzt kommen mochte, haften.
    „Sprecht zuerst mit Cristof!“, bat sie.
    Seufzend sah Alister aus dem Fenster. „Vielleicht ist das unter diesen Umständen wirklich das Klügste.“
    „Danke!“ Mit leisem Bedauern betrachtete sie sein Profil, sah zu, wie das Morgenlicht in den Juwelen und dem Gold in seinen Haaren blitzte, wie es seinen Hals und die Hände leuchten ließ. Ein Muskel spannte sich unter der dunklen Welle auf seiner Wange.
    „Wie sehr wünschte ich, du hättest mir statt dieser Neuigkeiten ein Paar Flügel gebracht.“
    „Tut mir leid.“ Taya trat noch einen Schritt zurück. „Werdet Ihr mir Nachricht geben, wenn Ihr mehr wisst?“
    „Ja.“ Er schwieg einen Augenblick. „Sicheren Flug, Taya.“
    „Danke. Seid auch Ihr vorsichtig.“ Taya verbeugte sich und verließ leise das Zimmer.

Kapitel 8

    S ie hatte Alister nicht angelogen; sie würde ihr Versprechen nicht brechen.
    Taya hatte fest vor, sich von Cristof fernzuhalten.
    Nur nicht von seinem Laden.
    Sie holte sich in der Verteilerstelle einen zweiten Beutel Arbeit ab, verbrachte anderthalb Stunden mit dem Verteilen der Päckchen und Nachrichten und flog, sobald alles erledigt war, zum Gryngothplatz. Dort landete sie neben der Statue, von wo aus es nicht weit bis zu Jayces Laden war.
    Cassis Neffe war gern bereit, ihre Flügel eine Weile in seinem Laden zu beherbergen, hielt sie allerdings eine geschlagene halbe Stunde mit Fragen nach der Feier auf. Erst als sie ihm für einen anderen Tag einen ausführlichen Bericht bei einem gemeinsamen Mittagessen in Aussicht stellte, gelang es ihr, seinen bohrenden Fragen zu entkommen. Vorher borgte sie sich rasch noch einen Umhang, unter dem sie ihren Fliegeranzug verstecken wollte.
    „Das wären dann jetzt schon zwei!“, rief Jayce ihr nach, als sie zur Tür eilte.
    „Ich bringe sie dir beide morgen vorbei“, rief Taya, „und das Kleid auch. Versprochen!“
    „Das Kleid ist heil geblieben?“ Jayce klang enttäuscht.
    „Na ja, es war knapp“, gestand Taya. „Vielmehr: Es hätte knapp werden können. Aber die Erhabene Viera Octavus hat über meine Tugend gewacht.“
    „Mist!“ Jayce jagte sie aus dem Laden, um sich wieder seiner Schneiderpuppe widmen zu können. „Streng dich nächstes Mal mehr an.“
    Sie streckte ihm die Zunge heraus und ging, wobei sie mit leichtem Bedauern an den Kuss dachte, der nicht stattgefunden hatte. „Nächstes Mal weiche ich nicht zurück!“ Mit diesem Versprechen im Sinn machte sie sich auf den Weg hinunter nach Tertius.
    Auf dem Marktplatz verbarg sie Gesicht und Haare unter der Kapuze ihres geliehenen Capes, ging zu Cristofs Laden und sah sich um. Das Schild an Cristofs Tür verkündete, der Laden sei geöffnet, die Tür selbst jedoch war fest verschlossen, um die kalte Herbstluft und den Ruß der Straße auszusperren. Taya fand direkt gegenüber Schutz im Eingang zu einer Seitengasse, wo

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