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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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passt auf Euch auf?«, fragte er ernst. Er legte Grey seine große, warme Hand in den Nacken und beugte sich nieder, um ihm suchend ins Gesicht zu sehen. Der Blick des Hannoveraners war voller Unruhe, und kleine Sorgenfalten umgaben seine grauen Augen.

    »Das werde ich«, sagte Grey und gab sich alle Mühe, beruhigend zu lächeln.
    Drei Möglichkeiten, dachte er und holte tief Luft, um das Schwindelgefühl zu bezwingen, als er eine Droschke bestieg. Das Büro der Ostindischen Handelsgesellschaft in Westminster. Trevelyans Geschäftsführer, ein Mann namens Royce, der sein Büro in Blackfriars hatte. Oder Neil, das Flittchen.
    Die Sonne war fast untergegangen, und der abendliche Nebel dämpfte ihr Leuchten wie der Rauch, der eine frisch abgeschossene Kanonenkugel umwabert. Das vereinfachte ihm die Wahl; er konnte nicht darauf hoffen, Westminster zu erreichen, bevor alle Feierabend gemacht hatten. Doch er wusste, wo Stapleton wohnte; nach dem beunruhigenden Gespräch mit Bowles hatte er gesteigerten Wert darauf gelegt, es herauszufinden.
    »Ihr wollt was?« Stapleton hatte geschlafen, als Grey an seine Tür hämmerte; er war barfuß und im Hemd. Er rieb sich das eine verquollene Auge, während er Grey mit dem anderen ungläubig betrachtete.
    »Die Namen und Abfahrtsdaten aller Schiffe unter Lizenz der Ostindischen Handelsgesellschaft, die England in diesem Monat verlassen. Sofort.«
    Jetzt hatte Stapleton beide Augen offen. Er blinzelte langsam und kratzte sich am Ohr.
    »Woher soll ich denn so etwas wissen?«
    »Ich gehe nicht davon aus, dass Ihr es wisst. Aber irgendjemand, der für Bowles arbeitet, wird es schon wissen, und ich denke doch, dass Ihr herausfinden könnt, wo sich die Information befindet, ohne dass unnötige Zeit verloren geht. Die Sache ist dringend.«

    »Ach, ist sie das?« Neil verzog den Mund und schob ein wenig die Oberlippe vor. Sein Gewicht verlagerte sich kaum merklich, sodass er plötzlich dichter bei Grey stand. »Wie… dringend?«
    »Viel zu dringend für Spielchen, Mr. Stapleton. Zieht Euch bitte an; meine Kutsche wartet.«
    Neil antwortete nicht, sondern lächelte und hob eine Hand. Er berührte Greys Gesicht, umfasste seine Wange und fuhr ihm mit dem Daumen langsam unter dem Mund entlang. Er war sehr warm und roch nach seinem Bett.
    »So eilig ist es doch bestimmt nicht, oder, Mary?«
    Grey ergriff die Hand und entfernte sie aus seinem Gesicht. Dabei drückte er so fest zu, dass die Fingerknöchel in seiner Umklammerung knackten.
    »Ihr werdet sofort mit mir kommen«, sagte er sehr deutlich, »oder ich werde Mr. Bowles offiziell von den Umständen in Kenntnis setzen, unter denen wir uns das erste Mal begegnet sind. Versteht Ihr mich, Sir?«
    Er starrte Stapleton Auge in Auge an. Der Mann war jetzt wach, die blauen Augen brennend und voll Zorn. Er befreite sich mit einem Ruck aus Greys Griff und trat einen halben Schritt zurückt, zitternd vor Rage.
    »Das würdet Ihr nicht.«
    »Ihr könnt es gern darauf ankommen lassen.«
    Stapletons Zunge huschte über seine Oberlippe - nicht als Flirtversuch, sondern aus Verzweiflung. Das Licht erlosch jetzt, doch es war noch nicht so dunkel, dass Grey nicht Stapletons Gesicht deutlich sehen und die abgrundtiefe Angst erkennen konnte, die unter der Wut lag.
    Stapleton sah sich um, um sicher zu gehen, dass niemand sie hören konnte. Er ergriff Grey am Ärmel und zog
ihn in den Schutz des Eingangs. Jetzt, da er so dicht bei ihm stand, war es nicht zu übersehen, dass der Mann nichts unter seinem Hemd trug; Grey konnte seine glatte Brust unter dem Halsausschnitt sehen, deren goldene Haut in den verlockenden Schatten weiter unten abfiel.
    »Wisst Ihr, was mit mir geschehen kann, solltet Ihr so etwas tun?«, zischte er.
    Grey wusste es. Verlust der Anstellung und gesellschaftlicher Ruin waren das Mindeste; Einkerkerung, öffentliche Auspeitschung und der Pranger waren wahrscheinlich - und falls sich herausstellte, dass Stapletons irreguläre Affären zu einer Verletzung seiner Schweigepflichten geführt hatten - und genau dazu forderte Grey ihn gerade auf -, so konnte er von Glück reden, wenn er nicht wegen Hochverrats gehängt wurde.
    »Ich weiß, was mit Euch geschehen wird, wenn Ihr nicht tut, was ich Euch sage«, sagte Grey kalt. Er entzog ihm seinen Ärmel und trat zurück. »Beeilt Euch; ich habe keine Zeit zu verlieren.«
     
    Es dauerte nicht mehr als eine Stunde, bis sie ein heruntergekommenes Sträßchen erreichten und vor einem schäbigen

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