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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wirklich eine Schönheit, dachte Grey - und das wusste er auch.
    Ober versuchen sollte, Stapleton zu warnen?, fragte er sich. Er war nicht ohne Schuldgefühle über die Art, wie er den Mann benutzt hatte - und doch, ihn zu warnen, dass Bowles zweifellos über seine wahre Natur im Bilde war, würde nichts nutzen. Die Spinne würde dieses Wissen für sich behalten und es hüten, bis und falls sie beschloss, es zu benutzen. Und wenn er das tat - ganz gleich, zu welchem Zweck -, konnte keine Macht der Erde Stapleton aus dem Netz befreien.
    Die Kutsche kam vor Stapletons Quartier zum Halten, und der junge Mann stieg wortlos aus, warf Grey jedoch noch einen einzigen, wuterfüllten Blick zu, bevor sich die Kutschentür zwischen ihnen schloss.

    Grey klopfte gegen die Decke, und die Fahrerklappe glitt zur Seite.
    »Zur Jermyn Street«, befahl er und blieb den Rest der Rückfahrt still sitzen. Den Gestank der Fäkalien um ihn herum bemerkte er kaum.

17
    Nemesis
    Grey revoltierte offen dagegen, weiteres Eiklar zu sich zu nehmen. Tom Byrd leistete ihm hartnäckig Widerstand und ließ nicht zu, dass er Wein trank. Als sie die erste Wegstation erreichten, waren sie widerstrebend zu einem Kompromiss gelangt, und Grey speiste zur ausgesprochenen Belustigung seiner Mitreisenden wie ein Todkranker Brot und Milch zum Abendessen.
    Er ignorierte ihre Seitenhiebe genauso wie das fortgesetzte Rumoren in Kopf und Bauch und kritzelte heftig mit einem geborgten, zerfetzten Federkiel und verdorbener Tinte vor sich hin, während er in der anderen Hand einen milchdurchtränkten Brotklumpen hielt.
    Zunächst eine Note an Quarry, dann an Magruder, für den Fall, dass die erste verloren ging. Er hatte keine Zeit für eine Verschlüsselung oder sorgfältige Wortwahl - nur die nackten Fakten und die Bitte, so schnell wie möglich Verstärkung zu schicken.
    Er unterzeichnete die Noten, faltete sie zusammen und versiegelte sie mit rußigen Kerzenwachstropfen, in die er den lächelnden Halbmond seines Rings drückte. Dabei musste er an Trevelyan und seinen Smaragdring denken,
in den der Rabe Cornwalls eingraviert war. Würden sie noch rechtzeitig kommen?
    Zum tausendsten Mal zermarterte er sich das Hirn und überlegte, ob es einen schnelleren Weg gab - und zum tausendsten Mal kam er widerstrebend zu dem Schluss, dass es keinen gab. Er war kein schlechter Reiter, doch die Chancen, dass er in seinem gegenwärtigen Zustand einen Höllenritt von London nach Southampton zuwege brachte, waren fast gleich null, selbst wenn er ein gutes Pferd zu seiner Verfügung gehabt hätte.
    Es musste Southampton sein, beruhigte er sich zum hundertsten Male. Trevelyan hatte um drei Tage gebeten; nicht genug, um eine Verfolgung zu verhindern - es sei denn, er hatte Greys Tod einkalkuliert. Doch wenn das der Fall war, warum um Zeit feilschen? Warum ihn nicht einfach vergessen, wenn man wusste, dass er bald nicht mehr zur Verfolgung imstande sein würde?
    Nein, er musste mit seiner Vermutung Recht haben. Jetzt konnte er nur noch die Postkutsche zur Eile beschwören und hoffen, dass er sich bis zu ihrer Ankunft genug erholt haben würde, um das Nötige tun zu können.
    »Fertig, Mylord?« Tom Byrd tauchte neben ihm auf und hielt seinen Gehrock bereit, um ihn um Grey zu legen. »Es ist Zeit zum Aufbruch.«
    Grey ließ das Brot spritzend in seine Schüssel fallen und erhob sich.
    »Seht zu, dass diese Briefe nach London geschickt werden, bitte«, ordnete er an und reichte dem Kellner die Noten und eine Münze.
    »Wollt Ihr das nicht aufessen?«, fragte Byrd mit einem strengen Blick auf die Schüssel, die noch halb voll Brot
und Milch war. »Ihr werdet Eure Kraft brauchen, Mylord, wenn Ihr vorhabt -«
    »Schon gut!« Grey ergriff eine letzte Scheibe Brot, tunkte sie hastig in die Schüssel und stopfte sie auf dem Weg zur wartenden Kutsche im Gehen in den Mund.
     
    Die Nampara war ein Ostindienfahrer, dessen Silhouette hoch vor einem Himmel voll dahinrasender Wolken aufragte. Ihre Masten ließen den Rest des Schiffsverkehrs zwergenhaft erscheinen. Viel zu groß, um am Kai anzulegen, lag sie weit draußen vor Anker; der Mann, der Grey und Byrd auf seinem Dory zu dem Schiff ruderte, rief einem entgegenkommenden Skiff etwas zu und bekam ein unverständliches Bellen quer über das Wasser zur Antwort.
    »Weiß nicht, Sir«, berichtete der Ruderer und schüttelte den Kopf. »Sie wollte bei Ebbe auslaufen, und die fängt jetzt an.« Er hob eines seiner triefenden Ruder und wies kurz

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