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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wollte er Wasser lassen, ein anderer schlenderte auf diesen zu. Grey spürte auch jemanden in seiner Nähe und drehte sich abrupt um; er spürte den Mann hinter sich zögern, dann ein pustendes Ausatmen, wie ein hörbares Schulterzucken, als der Fremde sich abwandte.
    Besser, wenn er weiterging. Doch er hatte sich kaum wieder auf den Weg gemacht, als er ein paar Meter hinter sich im Schatten einen erschrockenen Ausruf hörte, der von den Geräuschen eines kurzen Gerangels gefolgt wurde.
    »Oh, Ihr unverschämter Kerl!«
    »Was wollt - hey! Mmpf!«
    »Oh? Nun, wenn’s dir anders lieber wäre, Schätzchen …«

    »He! Loslassen!«
    Grey standen die Nackenhaare zu Berge, als er die aufgeregte Stimme erkannte. Er fuhr auf dem Absatz herum und bewegte sich automatisch auf die Auseinandersetzung zu, bevor sein Verstand begriffen hatte, was er im Begriff war zu tun.
    Zwei schattenartige Gestalten rangen schwankend miteinander. Er packte die größere von ihnen knapp oberhalb des Ellbogens und drückte fest zu.
    »Lasst ihn in Ruhe«, sagte er im Soldatenton. Dessen Härte ließ den Mann zusammenfahren und zurücktreten, und er schüttelte Greys Hand ab. Der blasse Mondschein gab ein langes Gesicht preis, das zwischen Verwirrung und Wut gefangen war.
    »Oh, aber ich hab’ doch nur -«
    »Lasst ihn in Ruhe«, wiederholte Grey, leiser diesmal, aber nicht weniger drohend. Das Gesicht des Mannes veränderte sich, und er setzte eine Miene voll verletzter Würde auf, während er seine Hose schloss.
    »Tut mir wirklich Leid. Wusste ja nicht, dass Ihr schon ein Auge auf ihn geworfen hattet.« Er wandte sich ab und rieb sich demonstrativ den Arm, doch Grey beachtete ihn nicht, da er anderweitig beschäftigt war.
    »Was in Gottes Namen macht Ihr hier?«, fragte er mit leiser Stimme.
    Tom Byrd schien ihn nicht gehört zu haben; der Mund in seinem runden Gesicht stand vor Erstaunen offen.
    »Dieser Kerl ist einfach so angekommen und hat mir sein Ding in die Hand gedrückt!« Er starrte seine offene Handfläche an, als erwartete er, das fragliche Objekt immer noch in seinem Griff vorzufinden.

    »Oh.«
    »Ja! Ich schwör’s bei meiner Christenehre, das hat er getan! Und dann hat er mich geküsst und hat mir die Hand in die Hose geschoben und mich an den Eiern gepackt! Warum in aller Welt hat er das wohl gemacht?«
    Grey war versucht zu antworten, dass er nicht die geringste Ahnung hätte, doch stattdessen nahm er Byrd beim Arm und zog ihn außer Hörweite der Neugierigen auf der Brücke.
    »Ich wiederhole - was macht Ihr hier?«, fragte er, als sie die Zuflucht eines Hauses erreichten, dessen Tor von zwei Goldregenbüschen geschützt war, deren Blüten im Mondschein weiß leuchteten.
    »Oh, ah.« Byrd erholte sich rasch von seinem Schrecken. Er rieb sich die Handfläche an seinem Oberschenkel ab und richtete sich kerzengerade auf.
    »Nun, Sir - Mylord, meine ich …, ich habe Euch aus dem Haus gehen sehen und dachte, vielleicht hättet Ihr gern Rückendeckung. Ich meine -«, er warf einen raschen Blick auf Greys unorthodoxe Aufmachung, »- ich dachte, Ihr wärt bestimmt irgendwohin unterwegs, wo es gefährlich werden könnte.« Er blickte hinter sich in Richtung der Brücke und hatte offensichtlich ganz den Eindruck, dass die jüngsten Ereignisse dort seinen Verdacht bestätigten.
    »Ich versichere Euch, Tom, dass ich mich nicht in Gefahr befinde.« Byrd dagegen schon; die meisten der Männer hier wollten sich zwar nur amüsieren, doch ging es an solchen Orten auch oft genug rau zu, und so mancher ließ sich nicht mit einem Nein abspeisen - von ganz normalen Straßenräubern gar nicht zu reden.

    Grey blickte die Straße entlang; er konnte den Jungen nicht an den Wirtshäusern vorbeischicken, nicht allein.
    »Nun gut, dann kommt mit mir«, sagte er kurz entschlossen. »Ihr könnt mich zu dem Haus begleiten; von dort werdet Ihr nach Hause gehen.«
    Byrd folgte ihm ohne Widerrede; er war gezwungen, den jungen Mann am Arm zu nehmen und ihn an seine Seite zu ziehen - sonst ging der Junge automatisch hinter Grey her, und das war hier zu gefährlich.
    Ein Mann in den mittleren Jahren, der einen Hut schräg in der Stirn trug, schlenderte an ihnen vorbei und warf Byrd einen durchdringenden Blick zu. Grey spürte, wie der Junge den Blick auffing und dann abrupt die Augen abwandte.
    »Mylord«, flüsterte er.
    »Ja?«
    »Diese Kerle hier in der Gegend. Sind das… Sodomiten?«
    »Viele von ihnen, ja.«
    Byrd stellte keine weiteren Fragen. Nach

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