Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
Vom Netzwerk:
kümmern.
    »Du wärst zurückgekommen.« Was redete ich denn da? Das war nicht der Moment, um gemein zu sein. Ich sollte mich dafür entschuldigen, dass ich ihn angeschrien hatte. »Ich meine, ich bin froh, dass es dir gut geht.«
    Sein Mundwinkel zuckte in die Höhe, und er strich mit den Daumen unter meinen Augen entlang, ohne die Verbrennung an meiner Wange zu berühren. »Deine Hände müssen wirklich wehtun. Darf ich dir helfen?«
    »Deswegen weine ich nicht.« Mist. Das hatte ich auf den Schnee schieben wollen. »Es macht mich nur alles so wütend. Die Sylphen. Li. Du.«
    »Warum ich?« Er ließ mein Gesicht los und griff in eine Tasche auf seinem Schoß. Verbände, Salben, Schmerzmittel: Es wäre schön gewesen, wenn ich die vorher gesehen hätte. »Soweit ich weiß, habe ich nur versucht, dir aus der Klemme zu helfen.«
    »Genau.« Ich ließ die Füße von der Bank gleiten, damit ich normal sitzen konnte. Sam hielt mich an der Schulter gepackt, falls ich das Gleichgewicht verlieren sollte, aber ich tat es nicht und warf ihm einen zornigen Blick zu.
    Meine Hände waren dunkelrot und voller Blasen. Vielleicht war ich dauerhaften Muskelschäden entgangen, weil all meine Nerven pflichtschuldigst panische Schmerzsignale aussandten,
aber es spielte ohnehin keine Rolle. Das verkohlte Fleisch und die zu Staub zerfallenden Knochen einer großen Sylphenverbrennung würden irgendwann kommen.
    »Es ist deine Schuld, dass ich sterben werde.« Ich stellte mir vor, wie die Brandwunden meine Handgelenke und Arme hinaufkrochen, bis sie mich ganz verzehrten.
    »Irgendwann wirst du sterben, aber noch lange nicht, vorausgesetzt, du hörst auf, dich jeden Tag in Gefahr zu stürzen.«
    Ich starb , und er besaß die Frechheit, mich zu verspotten? Ich hatte Mühe, mich zwischen all den wütenden Antworten zu entscheiden, aber dann sagte ich nur: »Li hat gesagt, Sylphenverbrennungen würden nicht heilen. Sie würden nur schlimmer werden.«
    Sams Stirn verdüsterte sich, während er ein Päckchen aus seiner Tasche nahm und es aufriss. »Sie hat gelogen.«
    »Oh.« Natürlich hatte sie gelogen. Sie log immer. Visionen meines Dahinscheidens verschwanden. »Und meine Hände?«
    »Werden heilen, um noch mehr Unfug anzustellen. Jetzt lass sie mich mal ansehen.« Er drehte die Handflächen nach oben, als wollte er mein verbranntes Fleisch halten, aber er berührte mich kaum. Meine Hände sahen widerlich aus. »Sie in den Schnee zu stecken war eine gute Idee.«
    Der Schmerz blühte jetzt so auf, dass mir sein Lob egal war. Ich biss die Zähne zusammen, um jeden Laut zu ersticken, als Sam ein Stück Mullbinde über das legte, was von meiner Haut übrig geblieben war. Etwas so Zartes sollte mir nicht so wehtun, und ich wollte nur, dass der Schmerz aufhörte. Schwindel erfasste mich, schwarzer Nebel hüllte mich ein.
    Eine Ewigkeit später holte Sams tiefe Stimme mich zurück. »Fertig.«
    Als ich zu mir kam, froren Tränen auf meinem Gesicht fest,
und meine Hände waren in Mull verbunden. Schmerz schoss durch meine Unterarme. Selbst der Druck der Verbände war zu viel.
    »Du warst sehr tapfer. Wir sind fertig.« Er zog mir die Kapuze über die Ohren und strich das Haar darunter glatt. Kälte färbte seine Nase und seine Wangen rot, als er eine Hand voll Tabletten aus dem Verbandskasten fischte. »Die sind gegen die Schmerzen. Sie werden sie nur ein wenig lindern können, weil ich nichts Stärkeres habe, aber sie sind besser als nichts.«
    Fünf weiße Pillen lagen auf seiner Hand, dann wanderte eine nach der anderen in meinen Mund. Er hielt mir eine Feldflasche an die Lippen, und ich trank.
    »Meine Hütte ist auf der anderen Seite des Friedhofs. Kannst du gehen?« Er packte alles wieder in seine Tasche und hängte sich den Riemen über die Schulter. »In den Wänden ist Eisen, also können keine Sylphen hineinkommen.« Er sprach leise. »Das Reich ist dynamisch. Es war nicht immer so groß wie jetzt, und die Grenzen können sich von Jahreszeit zu Jahreszeit ändern. Dieser Bereich ist zwar nicht immer sicher vor Sylphen gewesen, aber ich dachte …« Dunkelbraune Augen sahen mich an. »Ich dachte, es sei zurzeit sicher. Es tut mir leid.«
    Es hatte keinen Sinn, sich für etwas zu entschuldigen, wofür er nichts konnte. Ich stand taumelnd auf und verlor das Gleichgewicht. Er hielt mich am Ellbogen fest.
    Ein Dutzend gepflasterte Pfade wanden sich über den großen Friedhof und führten zu Mausoleen mit verschnörkelten Eisentoren,

Weitere Kostenlose Bücher