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Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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gegen einen Baum zurück.
    Meine Finger schlossen sich um das Ei, aber ich hatte kaum ein Gefühl in meinen verbrannten Händen. Es war glatt, fast zu rutschig, um es zu halten, doch ich drehte das Gerät ein letztes Mal und ließ den Deckel aufschnappen, als die Sylphe sich mit einem entsetzlichen Kreischen auf Sam stürzte.
    Ich stieß das Ei in den brennenden Schatten, und Rauch zeichnete Rußfahnen auf das Messing, als ich es fallen ließ. Hitze durchfuhr mich, und meine ganze Welt wurde zu heiß, um darin zu leben. Ich fühlte mich, wie der legendäre Phönix sich gefühlt haben musste, von seinen eigenen Flammen verzehrt, damit er wiedergeboren werden konnte.
    Aber ich war kein Phönix.
    Nur eine Seelenlose mit geschwärzten Händen.

    Hinter dem Sylphenei stand ein junger Mann, der aussah, als wäre er in meinem Alter, es aber nicht war. Er mochte wieder meinen Namen gesagt haben. Ich konnte es durch das Rauschen in meinen Ohren nicht hören, als ich zu der nächsten Schneeverwehung rannte und die Hände hineinstieß.
    Ich würde nicht weinen. Auf keinen Fall.
    Einen Augenblick später kniete Sam vor mir. »Hey.«
    »Geh weg.« Ich biss die Zähne zusammen und versuchte, nicht in sein mitleidiges Gesicht zu sehen. Natürlich kannte er Sylphenverbrennungen. Er wusste, wie sie sich ausbreiten und mich verschlingen würden, und bald würde ich tot sein. Wahrscheinlich für immer. Wenigstens war ich in der Nähe eines Friedhofs.
    »Zeig mir mal deine Hände.« Er sprach leise, als würde das meine Meinung ändern. »Bitte.«
    »Nein.« Ich rutschte weg und drückte die Hände in ein frisches Fleckchen Schnee. Sie brannten, ganz gleich, wie viel Schnee ich auf sie draufpackte. Wenn ich sie herauszog, würden sie schwarz sein, und die Hautfetzen würden abblättern wie Holzkohle. Die Brandwunde auf meiner Wange schmerzte genauso. »Lass mich in Ruhe.«
    »Ich will dir nur helfen.«
    Er hörte einfach nicht. Es war ihm egal, was ich wollte. »Nein! Geh einfach nur weg. Ich brauche dich nicht. Ich wünschte, du hättest mich nie gefunden.« Mir war heiß und kalt, und ich hatte es so satt, dass mir alles wehtat. Für jemanden, der schon hundertmal gestorben war, verstand er wirklich herzlich wenig, was hier vorging. »In den letzten zwei Tagen hat mir meine eigene Mutter einen schlechten Kompass gegeben, damit ich mich verlaufe, ich bin zweimal von Sylphen angegriffen und verbrannt worden, und ich wäre beinahe in einem eiskalten See ertrunken. Du hättest mich dort
lassen sollen. Alle wären glücklicher gewesen, wenn sie mich hätten vergessen können.« Ich brach zusammen und weinte. »Ich hasse dich. Ich hasse alle.«
    Schließlich ging er.

KAPITEL 4
Feuer
    Nachdem ich mich ausgeweint hatte, hörte ich hinter mir Hufe trappeln und dann verstummen. Sam hob mich hoch, nahm mich auf die Arme, und die Schneeklumpen fielen von meinen Händen. Ich versuchte, sie festzuhalten, aber das Greifen tat zu weh. Als ich Sam den Ellbogen in die Brust grub, veränderte er nur meine Lage und trug mich durch das eiserne Tor des Friedhofs. »Geh weg.« Mein Hals schmerzte von der Kälte und vom Weinen.
    »Nein.« Er wischte Schnee von einer Steinbank, ließ mich darauf nieder und setzte sich neben mich. »Du hättest hier reingehen sollen, als ich es dir gesagt habe.«
    Ich kniff die Augen fest zu, zog die Beine an die Brust und vergrub das Gesicht in den Ärmeln. Der Wechsel von heiß und kalt in meinen Händen ließ das Ertrinken im See wie ein gemütliches Bad im Sommer erscheinen. »Du hörst einfach nicht, oder? Geh weg.«
    »Quatsch.« Eiskalte Hände schlossen sich um meine Wangen, als er mein Gesicht zu sich drehte. Er konnte mich jedoch nicht dazu bringen, ihm in die Augen zu sehen, ich hielt den Blick gesenkt. »Du bist diejenige, die nicht hört«, erwiderte er.
    Warum konnte er nicht einfach gehen? Ich würde ohnehin verbrennen, von einem Feuer, das meine Arme hinaufkroch, um mich zu verzehren. Meine Augen schmerzten von frischen Tränen, dabei hasste ich es zu weinen.

    »Aber wenn du zugehört hättest«, murmelte er, »dann wäre ich jetzt tot.«
    Ich schaute auf, und er wirkte ernst. Sanfte Züge verzogen sich vor Sorge, als ich nur dasaß, die Hände zitternd. Vielleicht fielen sie ja ab.
    »Danke, dass du mich gerettet hast.« Er klang, als meinte er es ernst, als hätte ich tatsächlich etwas Gutes und Wertvolles getan. Aber jetzt würde ich einen langsamen und feurigen Tod sterben. Das schien ihn nicht zu

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