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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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Superman.«
    »Er ist ziemlich sportlich.« Ich starrte in Richtung der Ecke, wo er gerade verschwunden war, und dachte an die vielen beim Laufen, Schwimmen, Rudern, Wandern und Segeln verbrachten Stunden.
    »Er wird sich doch nicht etwa was tun?«, fragte Michelle aufgeregt.
    »Offen gestanden, habe ich mehr Angst um seinen Gegner.« Ich betrachtete seine Laptoptasche, die neben uns auf den Stufen stand, und hob sie auf.
    Wir warteten weiter. Doch es war nichts zu sehen und zu hören.
    »Wenn er in dreißig Sekunden nicht zurück ist, sollten wir nachschauen«, meinte Michelle besorgt.
    Aber noch während sie sprach, kam Julian um die Ecke. Allein. Er ging schnell und strich sein Sakko glatt.
    »Was ist passiert?«, rief ich und lief ihm entgegen.
    »Er ist geflohen. Hat sich in Luft aufgelöst.«
    »Wirklich? Er hat es geschafft, dir zu entwischen?«
    Julian zuckte mit den Schultern. »Er hatte genug Vorsprung und war an der Ecke 66. Straße plötzlich verschwunden.« Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Ich würde mir nicht den Kopf über ihn zerbrechen. Hat keinen gefährlichen Eindruck gemacht. Ich bezweifle sehr, dass er dich noch einmal belästigen wird.«
    Ich runzelte die Stirn. Das klang überhaupt nicht nach Julian. »Okay«, meinte ich zögernd, »wenn du das sagst.«
    Er nahm meine Hand. »Komm, wir wollen reingehen. Michelle, alles in Ordnung?«
    Sie schüttelte sich. »Klar. Ich bin so viel Dramatik nur nicht gewohnt.«
    Ich auch nicht, Michelle, ich auch nicht. Diese Worte stiegen unwillkürlich in mir auf, dicht gefolgt von: Aber wahrscheinlich sollte ich mich besser daran gewöhnen.

    Drinnen im Haus brachte Julian seine Laptoptasche in die Bibliothek, während ich die Kaffeebecher in die Küche trug, um sie wegzuwerfen. Als ich zurückkam, standen Julian und Michelle im Wohnzimmer am Bücherregal und suchten eine Bettlektüre für sie.
    »Latein? Du hast Bücher auf Latein?«
    Er lachte. »Kate hat etwas ganz Ähnliches gesagt, als sie das erste Mal hier stand.«
    »Ja«, kichernd warf sie mir einen Blick zu, »das kann ich mir denken. Und wow!« Sie tippte auf einen anderen Buchrücken. » Fanny Hill , was? Kate, du Glückspilz.« Sie zog das Buch aus dem Regal. »Ich glaube, das nehme ich, wenn es dich nicht stört. Habe es seit dem College nicht mehr gelesen.«
    Als ich verführerisch die Augenbraue hochzog, zwinkerte Julian mir zu.
    »Wisst ihr was«, sagte Michelle, »ich bin todmüde, und ihr beide habt wahrscheinlich eine Menge zu bereden. Also werde ich mich jetzt diskret zurückziehen. Gute Nacht, Liebes.« Sie umarmte mich und küsste mich auf die Wange. »Gute Nacht, Julian. Schön, dich kennengelernt zu haben.«
    »Ich mag sie«, meinte er, während ihre Schritte auf der Treppe verklangen.
    »Sie fürchtet, du könntest mir das Herz brechen.«
    Als er mich nachdenklich betrachtete, erkannte ich Erschöpfung in seinem Blick.
    »Oh, schau dich nur an«, flüsterte ich und berührte zärtlich seine Wangen. »Es tut mir leid. Du bist sicher völlig fertig.«
    »Ein bisschen«, gab er zu, schlang die Arme um meine Taille und drehte den Kopf, um meine Hand zu küssen. »Die letzten Tage waren ziemlich anstrengend, und zwar nicht nur wegen des Debakels in der Firma.«
    »Was kann ich für dich tun? Essen? Bad? Bett?«
    »Gegessen habe ich schon eine Kleinigkeit, aber die anderen beiden Angebote klingen ausgesprochen einladend.«
    Ich lächelte. »Stets zu Diensten. Komm mit.« Ich entschlüpfte seinen Armen, fasste ihn bei der Hand und führte ihn die Treppe hinauf ins Schlafzimmer.
    »Zieh den Anzug aus«, befahl ich über die Schulter. »Ich lasse dir ein Bad einlaufen.«
    »Du bist ein Engel.«
    Ich drehte die Wasserhähne auf und gab Badeöl mit Vanilleduft in die Wanne, bis duftender Dampf aus dem Wasser aufstieg. Als ich mich umdrehte, stellte ich fest, dass er hinter mir stand und an seinen Manschettenknöpfen herumnestelte. Sakko und Hose hatte er bereits weggelegt.
    »Lass mich«, sagte ich.
    Er streckte erst den einen, dann den anderen Arm aus. Ich drückte die Manschettenknöpfe aus den Knopflöchern und deponierte sie auf der Ablage. Dann fing ich an, sein Hemd aufzuknöpfen.
    Der letzte Knopf öffnete sich. Ich streifte ihm das Hemd über die Schultern und umfasste mit den Fingerspitzen den Saum seines weißen Unterhemds. Er hob gehorsam die Arme, damit ich es ihm über Brust und Kopf ziehen konnte. Seine Haut schimmerte wie Honig und Alabaster, bedeckt mit feinen blonden

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