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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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in einer skurrilen Familienkomödie. »Also lass uns reden«, meinte ich, als wir endlich, jeder eine Kaffeetasse in der Hand, auf dem Sofa saßen.
    »Worüber?«, gab er zurück und trank vorsichtig einen Schluck Kaffee. Freudige Überraschung zeigte sich auf seinem Gesicht.
    »Siehst du? Nicht schlecht, was?«, sagte ich stolz. »Ein Geschenk zur Wohnungseinweihung von meinem Bruder.«
    »Erzähl mir von deinem Bruder.«
    »Kyle? Nun, er wohnt in Wisconsin und geht noch aufs College. Dieses Jahr macht er seinen Abschluss. Er ist sehr nett und studiert im Hauptfach Wirtschaftsprüfung.«
    »Steht ihr euch nahe?«
    Ich überlegte kurz. »So wie die meisten Geschwister eben. Das heißt, ich schütte ihm nicht mein Herz aus, weiß aber, dass er immer für mich da sein wird, wenn ich ihn brauche. Wir mailen uns oft.«
    Lächelnd spielte Julian an seiner Kaffeetasse herum. »Und deine Eltern?«
    »Das Übliche.« Ich zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht so recht, was ich darauf antworten soll. Sie sind eben Eltern. Mein Vater verkauft Versicherungen. Meine Mutter war früher Lehrerin und springt noch hin und wieder ein, wenn in der Erkältungszeit Not am Mann ist.« Ich trank einen Schluck Kaffee.
    »Da hast du Glück gehabt.«
    »Was ist mit deinen Eltern. Wie waren sie denn so?« Ich versuchte beiläufig zu klingen.
    »Meine Eltern.« Er warf mir einen Seitenblick zu und hob die Tasse zum Mund. »Ich bin nicht sicher, ob ich das richtig erklären kann.«
    »Geheimagenten, was? Du bist das heimliche Kind von James Bond und Moneypenny.«
    Er verschluckte sich an seinem Kaffee. »Verdammt. Ist es denn so offensichtlich?«
    »Ich habe eine DNA-Probe genommen. Pass auf«, fügte ich hinzu und stellte mit einer raschen Bewegung die Tasse ab. »Hast du etwas dagegen, wenn ich mich umziehe?«
    »Ja, habe ich«, sagte er feierlich. »Mir gefällt dieses Kleid nämlich. Aber lass dich davon nicht abhalten. Wahrscheinlich ist es ein größeres Vergnügen, es zu betrachten als es zu tragen.«
    »So ähnlich. Bin gleich zurück.«
    Ich flüchtete mich den kurzen Flur hinunter in mein Zimmer. Es stimmte zwar, dass ich mich umziehen wollte, denn das Kleid war nicht unbedingt bequem, doch viel dringender war, dass meine Blase nach all dem Champagner und der Aufregung kurz vor dem Platzen war. Also verrenkte ich mich, um den Reißverschluss zu öffnen, zog einen BH an und schlüpfte in meine übliche Abenduniform, bestehend aus ärmellosem T-Shirt, Yogahose und Strickjacke. Dann ging ich ins Bad und musterte überrascht mein eigenes Spiegelbild. Ich sah aus wie elektrisiert. Meine Haut strahlte, und meine sonst so langweilig grauen Augen leuchteten beinahe silbern.
    Als ich zurückkam, stand Julian am Fensterbrett und betrachtete die dort aufgereihten Fotos. »Das bin ich mit meinen besten Freundinnen«, erklärte ich. »Michelle und Samantha. Im Sommer nach dem College haben wir eine Europareise gemacht. Ich glaube, das war in Paris.«
    »Ja, Paris«, erwiderte er leise, drehte sich um und blickte mich an. »Jetzt komme ich mir richtig albern vor«, beklagte er sich.
    »Du kannst die Fliege abnehmen.«
    »Das verbietet mir meine gute Erziehung«, entgegnete er, öffnete aber dennoch Fliege und obersten Hemdknopf, so dass die Kragenspitzen des Frackhemds auseinanderklafften. Dann griff er in die Innentasche seiner Jacke und holte einen Umschlag heraus. »Für dich«, sagte er.
    »Was ist das?«
    »Ich war gerade noch rechtzeitig vor dem Ende der stummen Auktion da«, erwiderte er. »Ich hatte das Gefühl, dir für mein Benehmen letztes Weihnachten mehr zu schulden als nur eine Bitte um Verzeihung.«
    »Du schuldest mir gar nichts.« Argwöhnisch beäugte ich den Umschlag. »Wehe, wenn es die Sache mit Tiger Woods ist. Ich stehe nämlich nicht auf Golf.«
    Er lachte. »Ist es nicht. Mach es auf.«
    Zögernd nahm ich den Umschlag und fuhr mit dem Finger unter die Lasche. »O nein!«, rief ich aus und spürte, wie ich erbleichte. »Du wirst mir keine – ich wiederhole, keine – Anteile an einem Flugzeug schenken!«
    »Es dient einem guten Zweck«, wandte er ein.
    »Darum geht es nicht. Du kannst mir nicht einfach so teure Geschenke machen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich nicht zu dieser Sorte Mädchen gehöre«, stieß ich hervor und drückte ihm das Kuvert wieder in die Hand.
    Er zuckte entsetzt zusammen. » So habe ich es nicht gemeint! Ich erwarte doch nicht …«
    »Nein, daran liegt es nicht. Ich weiß, dass du nicht …

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