Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
Vom Netzwerk:
die Tastatur der Alarmanlage ein.
    »Ich habe Hunger«, verkündete ich.
    Zu meiner Überraschung lachte er auf. »Das kann ich mir denken. Die Küche ist unten.«
    »Kannst du ein Omelett machen?«, fragte ich.
    »Nicht sehr gut.«
    Die moderne, gut ausgestattete Küche befand sich im hinteren Teil des Hauses. Die Arbeitsflächen aus Marmor schimmerten im warmen Licht der zahlreichen eingelassenen Deckenstrahler. Sie war etwa achtmal so groß wie die Küche in meiner Wohngemeinschaft. »Benutzt du sie überhaupt?«, erkundigte ich mich, während ich den fleckenlos funkelnden Edelstahlherd von Wolf bewunderte.
    »Ja«, erwiderte er gekränkt. »Haferbrei und so. Außerdem habe ich eine Haushälterin, die ein paarmal die Woche kommt, wenn ich im Büro bin. Sie kocht für mich vor.«
    Ich öffnete den Kühlschrank und spähte hinein. Auf dem mittleren Regal standen einige Aufläufe. Milch, Orangensaft und Ketchup waren auch da. »Ausgezeichnet«, sagte ich, »sie hat Eier gekauft.«
    Eine weitere Suche förderte ein Stück teuren Käse und eine Tomate zutage. Ich schubste die Kühlschranktür mit dem Absatz zu und kramte Bratpfanne und Rührschüssel aus dem Schrank. »Du solltest deine Haushälterin bitten, Tomaten nicht im Kühlschrank aufzubewahren«, schlug ich vor. »Das nimmt ihnen das Aroma.«
    »Hör zu, Kate«, begann er, »es tut mir leid …«
    »Nein, nicht jetzt. Mit leerem Magen kann man kein vernünftiges Gespräch führen. Kannst du mir bitte die Butter geben? Sir, jetzt mache ich dir das beste Omelett, das du je gegessen hast.«
    »Ja, Ma’am«, erwiderte er bescheiden und holte die Butter, während ich die Eier schaumig schlug und einen Spritzer Wasser dazugab. »Das tust du gern, stimmt’s!«, stellte er fest und sah zu, wie ich die Mischung in die Pfanne goss.
    »Ich koche nicht oft, aber meine Omeletts sind berühmt. Mein Vater hat es mir beigebracht. Mum schlief am Samstagmorgen immer aus, und wir haben uns dann um das Frühstück gekümmert.« Ich lächelte ihn an. »Eine schöne Zeit. Wo sind denn die Teller?«
    Er brachte Teller und Gabeln. Als die Omeletts fertig waren, ließ ich sie sanft auf die Teller gleiten. »Hier«, sagte ich. »Iss und weine vor Rührung.« Wir setzten uns an die Theke und fingen gemütlich zu essen an wie ein altes Ehepaar. Gabeln klapperten auf Porzellan. »Jetzt besser?«, fragte ich nach ein paar Bissen.
    »Viel besser. Das ist ein wunderbares Omelett.«
    »Nun, wenn du lieb bittest, mache ich dir irgendwann wieder eines.« Als ich nach meinem Wasserglas griff, hielt er mich am Arm fest.
    »Ist das von neulich nachts?«, fragte er leise.
    Ich drehte meinen Ellbogen herum. Es war nur noch ein einziges Pflaster übrig, das den schlimmsten Kratzer bedeckte. »Es heilt.« Ich zuckte mit den Schultern.
    Sanft strich er mit dem Finger darüber. »Das tut mir leid. Sonst irgendwelche Verletzungen?«
    »Ein paar blaue Flecke. Wenn du Glück hast, zeige ich sie dir heute vielleicht.«
    Er lachte auf. »Glück? Inzwischen hilft mir vermutlich nur noch göttlicher Beistand, richtig?«
    Nachdem wir aufgegessen hatten, stellte ich das Geschirr in die Spülmaschine. »Und jetzt«, verkündete ich und drehte mich zu ihm um, »gehen wir nach oben und reden.«
    Er stand dichter bei mir, als ich gedacht hatte. Ich spürte seine Körperwärme, und sein Atem kitzelte mich an der Nase. Er streckte die Hände aus, streifte meine Ohren und liebkoste mit den Daumen den äußeren Rand meiner Wangenknochen, ohne mein Gesicht zu umfassen. »Was für eine wundervolle Frau du bist«, seufzte er.
    »Es war doch nur ein Omelett«, erwiderte ich mit zitternder Stimme.
    Bevor ich auch nur Luft holen konnte, beugte er sich vor, hob mich hoch und trug mich die Treppe hinauf in die Bibliothek, wo er mich aufs Sofa setzte und sich vor mich auf den Teppich kniete.
    »Hör zu«, flüsterte ich. »Ich habe keine Ahnung, was da vorhin passiert ist, und es interessiert mich auch nicht. Es ist mir auch egal, ob wir jemals zusammen ausgehen. Für mich zählt nur, dass du mich nicht wieder auf diese Weise ausschließt. Nie wieder. Solange wir zusammen sind. Wenn du genug von mir hast, mach den Mund auf. Ich werde dir nicht zur Last fallen. Aber sei nicht so kalt zu mir.«
    »Ich bin Brite. So sind wir nun einmal.«
    Ich richtete mich auf. »Jetzt sind wir in Amerika. Und wenn du auf meinem Terrain bist, gelten meine Regeln. O Julian«, sprach ich mit sanfterer Stimme weiter und strich ihm über die Wange,

Weitere Kostenlose Bücher