Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
Vom Netzwerk:
denn reagiert, als du es ihnen gesagt hast?«, fragte Merlin leise.
    »Ich weiß es nicht. Ich habe es ihnen nicht mal richtig gesagt, nur angedeutet, wenn man so will, und dann bin ich geflüchtet.«
    »Darum habe ich also heute Nacht die Ehre?«
    »Ist dir - Sex - ist dir das so wichtig?«, fragte David und wartete mit geschlossenen Augen auf die Antwort.
    »Wir müssen nicht, wenn du nicht willst«, sagte Merlin. »Ich dachte nur, dass es vielleicht eine nette Idee wäre. Also, ich meine, du hast doch noch nicht, oder?«
    »Nein«, sagte David wahrheitsgemäß.
    »Bist du nicht neugierig?«
    »Doch, schon - aber ich - hab irgendwie ...«
    »Schon okay«, sagte Merlin und streichelte ihm über den Kopf. Auch wenn diese Geste nett gemeint war und ihn wohl beruhigen sollte, fühlte sich David plötzlich wie ein kleines Kind.
    »Du hast noch nicht auf meine Frage geantwortet«, sagte er schließlich, um die Situation zu beenden.
    Merlin schwieg wieder eine Weile. Dann sagte er endlich: »Sex ist nicht so wichtig, dass ich nicht auf dich warten könnte.«
    David dachte über die Worte nach. Das klang fast so, als müsste Merlin sich doch schon anstrengen. Mit einem Mal waren wieder die Ängste da, die ihn auch schon vor diesem ominösen Christian gewarnt hatten.
    »Aber es ist dir schon wichtig«, stellte David fest.
    Merlin druckste ein wenig rum. »Ja, natürlich«, sagte er endlich. »Ich meine, es gehört doch schon irgendwie dazu, oder?«
    »Wie lange würdest du denn warten?«
    Merlin kicherte. »Irgendwie klingst du jetzt gerade wie ein Mädchen, sorry.«
    David drehte sich von Merlin weg. Das hatte gesessen. Dabei wollte er doch nur herausfinden, was Merlin so dachte. Am liebsten würde er jetzt aufstehen und rübergehen. Doch das wäre albern. Das käme einer Amputation gleich, nur weil man sich den Knöchel verstaucht hatte. Am schlimmsten empfand er, dass er Merlins Aussage nicht mal vor sich selbst widerlegen konnte.
    Merlin legte eine Hand auf seinen Rücken und streichelte ihn. »Bist du jetzt beleidigt?«, fragte er vorsichtig.
    »Nein«, log David. Natürlich war er es, aber noch schlimmer als alles andere wäre es, das auch noch zugeben zu müssen.
    »Ich möchte gern mit dir schlafen«, sagte Merlin nach einer Weile. »Ich will, dass du weißt, wie das ist. Ich habe Lust, es dir zu besorgen.« Merlin lachte auf. »Nein, ach - ich bin doof.«
    David drehte sich wieder um und versuchte im schwachen Schein der Straßenlaternen, die von draußen spärlich hereinleuchteten, Merlins Gesicht auszumachen.
    »Ich will einfach, dass du Spaß hast und weißt, dass du mir vertrauen kannst«, versuchte es Merlin noch mal.
    David nahm Merlins Hand. »Und das weiß ich erst, wenn ich mit dir gepoppt hab?«
    Sie lachten beide.
    »Mensch, du bist genauso einfühlsam wie ich«, stellte Merlin schließlich fest.
    »Meinst du, ich kann öfter bei dir schlafen?«, fragte David.
    Merlin zögerte. Dann sagte er: »Klar, warum nicht?«
    »Was hältst du davon, wenn wir es einfach morgen machen?«
    »Du willst dich also jetzt mit mir zum Poppen verabreden?«, fragte Merlin mit gespielter Fassungslosigkeit.
    »Genau«, bestätigte David. Dann fügte er an: »Jetzt gerade geht mir einfach zu viel im Kopf rum.«
    »Das wird morgen sicher nicht besser«, sagte Merlin leise und schob sich an ihn heran. »Aber wenn du morgen willst, dann morgen.« Er küsste ihn und diesmal zog er sich nicht zurück, als David seine Lippen öffnete.

Montag

    Immer wieder

    Er setzt seinen Samen
    In mich
    Um zu verderben
    Was noch nicht
    Verdorben
    Ohne Erbarmen
    Immer wieder
    Will ich sterben

    M. Nagy

    73

    Die Vögel zwitscherten durch das offene Fenster. David öffnete angestrengt die Augen. Er lag mit dem Kopf an Merlins Brust und hörte seinen ruhigen Herzschlag, der ihn langsam in die Realität holte. So wollte er immer aufwachen, dachte er. Irgendwie konnte er es noch gar nicht richtig glauben, dass er jetzt tatsächelich mit Merlin zusammen war. Es war ein unglaubliches Gefühl, ihm so nah zu sein. Niemals hätte er sich träumen lassen, dass überhaupt irgendwer bereit sein würde, sich auf ihn einzulassen und sowas, wie er jetzt gerade erlebte, mit ihm zu teilen. Es hatte etwas von einem Traum, der jeden Moment vorbei sein konnte. David hob vorsichtig den Kopf und betrachtete Merlin, der weiterhin tief und fest schlief. Er konnte einfach nicht anders, als dieses Gesicht zu bewundern und sich immer wieder zu fragen, ob er tatsächlich

Weitere Kostenlose Bücher