Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
Vom Netzwerk:
Haken«, sagte Merlin plötzlich. »Er kann dich nicht leiden. Warum sollte er dir eine Arbeit anbieten?«
    »Warum sollte er seine Meinung über mich nicht ändern?«, fragte David und bemerkte den trotzigen Unterton in seiner Stimme.
    Merlin ließ sich aufs Bett fallen. »Ich glaube, es ist nicht richtig.« Er winkte David zu sich ran.
    Widerwillig legte sich David ebenfalls auf das Bett.
    »Ich habe Angst«, flüsterte Merlin und drehte sich zu ihm. »Mir kommt das irgendwie - unheimlich vor.« Seine Hand glitt wie selbstverständlich über Davids Bauch.
    »Ich versteh das alles nicht«, sagte David. In der Tat fühlte er sich seit Betreten des Hauses vollkommen verwirrt. Normalerweise empfand er Merlins Zuhause als eine Art Zuflucht, wo er sich sicher fühlen konnte.
    »Er will, dass ich mich von dir trenne.« Merlin rückte näher an ihn heran. »Was macht es da für einen Sinn, wenn er dich bei sich arbeiten lässt?«
    David schluckte. »Also ...« Er sprach seine Befürchtung nicht aus. In ihm tobte es. Plötzlich fühlte er sich, als wäre er in etwas hineingeraten, das ihm deutlich mehr Angst machen müsste, als ein Gespräch mit seinen Eltern.
    »Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen«, sagte Merlin leise. »Heute ist der letzte Tag. Wenn ich ihm heute nicht sage, dass er gewonnen hat, wird er es meiner Mutter erzählen.« Merlin schluckte. »Also habe ich die Wahl. Entweder ich rede selbst mit ihr, oder ich spiele ein Spiel.«
    Mit einem Mal kamen David seine eigenen Sorgen furchtbar unwichtig und klein vor. Zwar hatte er die ganze Zeit über von Merlins Problemen gewusst, doch er hatte sich nie wirklich tiefergehende Gedanken darüber gemacht, was das eigentlich alles für Merlin bedeutete. Jetzt rollte eine Welle des Entsetzens über ihn hinweg und er fragte sich wieder wie ganz zu Anfang, was das für ein Mensch sein musste, der sich auf solch eine Sache einließ, ohne sich über die Konsequenzen bewusst zu werden. Wer war Merlin überhaupt? Er sah ihm in die Augen, die groß und traurig zurückschauten. Konnte es wirklich sein, dass er vollkommen unschuldig in diese Situation reingerutscht war? Gab es hier überhaupt die Frage nach der Unschuld?
    »Wie hast du dich entschieden?«, fragte David.
    »Ich - ich weiß es nicht.« Merlin schloss die Augen. »Ich weiß nur, dass ich mit dir zusammen sein will.«
    David spürte Erleichterung in sich aufkommen. Aber wie auch schon zuvor, blieb dieses Gefühl nicht dauerhaft. Die ungewissen Fragen bohrten heimlich weiter. Er wusste, dass er lediglich das gehört hatte, was er hören wollte. Aber es war noch lange keine Entscheidung.
    »Ich habe Angst«, wiederholte Merlin.
    David ließ die Worte auf sich wirken. Dann drehte er sich zu Merlin und legte ihm seine Hand auf die Wange. Zärtlich streichelte er über die weiche Haut. Dennoch kämpften seine Gefühle gegeneinander. Auf der einen Seite konnte er einfach nicht verstehen, wie man in eine solche Lage geraten konnte. Immer wieder stellte er sich die Frage, ob Merlin nicht ein einziges Mal an seine Mutter gedacht hatte. Dann sah er wieder diese Augen, die ihn förmlich in Merlin hineinzerrten. Seine Aufrichtigkeit passte irgendwie so gar nicht zu Davids negativen Gedanken. Plötzlich schämte er sich für seine widerstrebenden Gefühle und gab Merlin einen stürmischen Kuss.
    »Hey«, sagte Merlin matt und lächelte. »Was wird das denn jetzt?«
    »Ich weiß nicht.« David wurde rot und rollte sich wieder auf den Rücken. Im Grunde wusste er natürlich schon, dass dieser Kuss eine Art Entschuldigung für seine Zweifel war. »Meinst du ...«, fing er an, brach aber sofort ab.
    »Was?«, fragte Merlin.
    »Ach, nichts.« David wollte seine Idee nicht mehr aussprechen, weil er befürchtete, es könne sich albern anhören. Er dachte wieder darüber nach, dass sie einfach vor ihren Problemen davonlaufen und irgendwo zusammen neu anfangen könnten. Aber das war in der Tat mehr als albern. Sowas kam in vielleicht Romanen oder Filmen vor, aber die Realität funktionierte anders. Wo sollten sie auch wohnen? Was war mit der Schule? Woher sollten sie das Geld nehmen?
    »Bitte sag es mir.« Merlin beugte sich über ihn. »Ich kann es nicht leiden, wenn man etwas einfach so abbricht.«
    David blinzelte. »Ich habe darüber nachgedacht, dass wir abhauen könnten. Aber - das ist Schwachsinn.«
    Merlin legte seinen Kopf auf Davids Brust. »Ja, leider.« Nach einer Weile fügte er noch an: »Außerdem weiß ich auch gar

Weitere Kostenlose Bücher