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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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er ihr sagen? Dass er mit David nicht mehr zusammen sein wollte, weil er selbst nicht treu sein konnte? Dann würde er nicht umhin kommen, ihr auch zu sagen, mit wem er eine Affäre hatte. Damit würde er sicher noch das letzte bisschen Achtung in ihren Augen verlieren. Auf der anderen Seite musste er sich wohl oder übel eingestehen, dass er nicht einen Funken Achtung mehr wert war. Was hatte er also zu verlieren?
    »Willst du es mir nicht sagen?«, fragte Linda ernst.
    Merlin blinzelte. Natürlich wusste er, was er noch verlieren konnte: Das Geheimnis gegenüber seiner Mutter. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er Linda diesbezüglich nicht trauen konnte. Frauen hielten zueinander. Sie würde ihn ganz sicher dazu bringen, seine Mutter aufzuklären und wenn nötig auch selbst aktiv werden.
    »Wovor hast du Angst?«
    »Ich - ich weiß nicht«, sagte er, obwohl er es natürlich genau wusste. Er wusste einfach nicht, ob er Linda in dieser Sache vertrauen konnte. Seine Befürchtung, dass sie gleich loslaufen und alles seiner Mutter erzählen könnte, war natürlich albern. Aber letztlich hatte er genau davor Angst.
    Er stellte sich vor, wie sie ihn ansehen würde. Der vorwurfsvolle Blick, die Sprachlosigkeit.
    »Hey, ich bin deine beste Freundin, schon vergessen?« Sie versuchte ihn mit einem breiten Grinsen aufzumuntern. »Mir kannst du doch alles sagen!«
    Merlin sah auf die Uhr. Jeden Moment würde die Pause vorbei sein. Jetzt lohnte es sich nicht mehr, ein großes Thema anzuschneiden. Dann schoss ihm die Idee durch den Kopf, dass Linda keine Möglichkeit haben würde, ihm unangenehme Fragen zu stellen, wenn er mit dem Klingeln das Geheimnis lüftete.
    »Ich weiß nicht«, murmelte er.
    »Was weißt du nicht?«
    Merlin sah Linda irritiert an. Er hatte nicht gemerkt, dass er seinen Zweifel laut ausgesprochen hatte. Er war sich unsicher, ob er Linda wirklich von Paolo erzählen sollte und kämpfte gegen den Drang, es doch zu tun. Er wollte mit ihr darüber reden, er wollte wissen, was sie zu all dem sagte. Er brauchte eine Verbündete. Doch die Furcht, dass sie nicht auf seiner Seite stehen würde, schreckte ihn ab.
    Sie runzelte die Stirn. »Merlin?«
    »Ja«, sagte er schwach. »Ich - ich bin ...«
    Es klingelte. Er sah auf die Uhr, dann auf das Gebäude, in dem sie gleich Unterricht haben würden. Massen von Schülern drängten sich vor den Eingängen.
    »Wenn du es mir nicht sagen willst, ist es okay«, sagte Linda. Sie konnte ihre Enttäuschung kaum verbergen.
    »Linda!« Merlin hielt sie zurück.
    Sie sah ihn mit einem strengen Blick an. »Was?«
    »Ich hab einfach Angst, dass du danach nicht mehr zu mir hältst«, presste er hervor.
    »Zu wem soll ich denn sonst halten, wenn nicht zu dir?«, fragte sie und klang dabei immer noch schnippisch. »Mensch, wir sind Freunde!« Sie schnappte nach Luft. Dann schüttelte sie ohne weiterzureden den Kopf.
    »Es ist halt nicht so einfach für mich.«
    »Das hoffe ich für dich.« Sie verzog das Gesicht zu einer grotesken Grimasse. »Denn wenn das nicht der dickste Knaller ist und du den ganzen Aufstand für nichts gemacht hast, dann raste ich aus!«
    Merlin musste lachen. Dann riss er sich zusammen und sagte schnell: »Ich gehe fremd.«
    Linda hielt inne. Es dauerte einen Moment, bis das Gesagte in ihrem Kopf ankam und verarbeitet war. Dann leuchteten ihre Augen auf.
    »Hallo?«, fragte sie vollkommen baff und lachte.
    Merlin wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Sehnsüchtig sah er auf den Eingang, der sich mittlerweile wieder gelichtet hatte. Wenn sie noch lange hier draußen herumstanden, würden sie zu spät kommen. Aber Linda schien das nicht im geringsten zu stören. Mit einem durchdringenden Blick sah sie ihn an.
    »Du meinst das ernst, oder?«
    Merlin nickte kaum merklich.
    »Okay, das ist - wirklich ein dicker Hund.« Ihre Mundwinkel zogen sich zu einem breiten Grinsen auseinander. »Mit wem?«
    Merlins Herz pochte in seinem Hals. Er schluckte, doch das Gefühl blieb.
    »Wir kommen zu spät«, sagte er und hoffte, dass Linda das als Grund für einen Aufschub gelten lassen würde. Er konnte ihr doch jetzt nicht die Wahrheit sagen!
    »Weiß er davon?«, fragte sie unbeirrt weiter.
    »Wer?«
    »Na, David natürlich!«
    »Oh.« Merlin nickte schnell.
    »Und? Was sagt er dazu?« Die Sensationslust hatte sich wieder von Lindas Gesicht verabschiedet. Jetzt sah sie lediglich besorgt aus und Merlin ahnte, dass diese Sorge dem Opfer des Betrugs galt, nicht ihm.
    »Ich

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