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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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hatten auch mit Problemen zu kämpfen. Und die Sterne standen letztlich wider Erwarten gut für sie.
    Sie sah auf die Uhr und runzelte die Stirn. Eigentlich hätte David schon längst wieder zu Hause sein müssen. Kurz überlegte sie, ob er womöglich doch in der Schule auf diesen Merlin gestoßen war. Aber das konnte sie sich kaum vorstellen. Sie hielt Selma zwar für alles andere als eine zuverlässige Mutter, doch dass sie ihren Sohn bei diesem Mann zurückließ, traute sie ihr dann doch nicht zu. Im Grunde fand Hanne sie ja sogar ganz nett, wenn da nur nicht die Sache mit dem Jungen wäre. Wie konnte sie sich einfach damit abfinden? Hanne schüttelte ihren Kopf. Nein, so durfte sie nicht denken. Sollten sie doch ihr Leben führen, wie sie wollten. Sie selbst hatte noch mal Glück erfahren. Der schlechte Einfluss war gebannt und David konnte sich von nun an wieder in die richtige Richtung entwickeln. Davon war sie überzeugt.
    Als David aber zehn Minuten später immer noch nicht nach Hause kam, wurde sie doch ein wenig nervös. Was war, wenn er diesen Merlin tatsächlich getroffen hatte und die beiden jetzt dort drüben - beieinanderlagen? Hanne überlegte, dass kein normaler Junge sich zu sowas hinreißen lassen würde. Hatte sie letztlich doch etwas falsch gemacht bei ihrer Erziehung? Vielleicht hätte sie ihn ein wenig mehr auf Mann trimmen sollen? Sie schüttelte wieder den Kopf. Komischer Gedanke. Dann erstarrte sie mitten in der Bewegung.
    Draußen fuhr der Nachbarswagen im Schritttempo vorbei. Hanne blinzelte und schon bog der Wagen auf den Stellplatz ein. War das David gewesen auf dem Beifahrersitz? Die Türen öffneten sich. Auf der Fahrerseite stieg der Kerl aus. Ein widerlicher Mann, dachte Hanne. Und dann sah sie David, wie er aus dem Auto sprang und die Tür zuwarf. Hanne hielt die Luft an. Was sollte das bedeuten? Sie rief sich ins Gedächtnis zurück, dass David ja nun einen Nebenjob bei Elco ausübte. Bisher hatte sie noch keinen Gedanken daran verschwendet, dass er damit nicht nur in Ansgars Firma arbeiten würde, sondern auch diesen Mann als Chef hatte. Aber das ergab noch immer keine Erklärung, weshalb David aus diesem Auto ausstieg und dann auch noch dort stehenblieb. Hanne lauschte am offenen Fenster. Die beiden redeten. Aber sie konnte nichts verstehen. Allerdings nahm sie mit Genugtuung zur Kenntnis, dass der Ton angespannt war. Trotzdem ließ ihr die Vorstellung, dass dieser Kerl mit dem Jungen rumgemacht hatte, keine Ruhe. Vielleicht dachte er ja, dass er auch bei David einen Versuch starten könnte. Aber da war er ganz falsch gewickelt. David würde ihm schon zeigen wo es lang ging. Das Bild von diesem Merlin und dem Kerl verließ trotzdem nicht ihren Kopf. Sie erinnerte sich daran, wie geschockt und sprachlos sie gewesen war. Nicht mal Ansgar hatte sie davon erzählen können. Es war ihr einfach zu unangenehm gewesen. Die Tatsache, dass David mit diesem Jungen auch noch verkehrt hatte, ließ ihren Mund trocken werden.
    Das Telefon schreckte sie aus ihren Gedanken. Automatisch sah sie noch mal zur Uhr. Sicherlich Ansgar, dachte sie düster, wahrscheinlich konnte er nicht zum Mittag vorbeikommen. Hanne blieb aber fassungslos stehen, weil der Mann auf der anderen Straßenseite gerade die Haustür aufschloss - und David ging mit hinein. Was wollte David denn da?
    Das Klingeln hörte nicht auf. Hanne riss sich endlich los. Fast befürchtete sie schon, dass das Telefon bei ihrer Ankuft wieder aufgehört haben würde. Doch es läutete beharrlich weiter, bis sie den Hörer abnahm.
    »Gessen, guten Tag«, sagte sie und lauschte erwartungsvoll.
    »Hanne!« Es war Ansgars Stimme, die ihr da völlig außer sich entgegenschlug.
    »Was ist los?«, fragte sie sofort. Augenblicklich befand sie sich in alarmbereitschaft.
    »Ist David bei dir?«
    »Warum?«
    »Ist David da?«, fragte Ansgar noch mal lauter. »Es ist wichtig!«
    »Nein«, sagte Hanne. »Was ist denn los?« Sie hörte Ansgar etwas Unverständliches sagen.
    »Hallo?«, rief sie in den Hörer.
    »Ich bin noch dran.« Plötzlich klang ihr Mann niedergeschlagen.
    »Was ist denn mit David?« Hanne hörte ihr Blut durch die Ohren rauschen.
    »Ich glaube - er ...« Ansgar brach ab.
    »Jetzt sag schon!«, schrie Hanne fast. Die Vorstellung, dass etwas nicht stimmte, machte sie verrückt. Aber sie hatte David gerade noch gesehen, daher machte sie sich nicht allzu große Sorgen. Wenn sie ihn nicht gerade noch beobachtet hätte, wäre sie jetzt

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