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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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beachten würde.
    Das Wohnzimmer lag dunkel vor ihm. Er trat langsam näher. Die Jalousie war heruntergelassen. David fand das seltsam. Als er eintrat und das Licht einschaltete, sah er die Playstation, die vor dem Fernseher aufgebaut war. Im ersten Moment dachte David, dass sie Merlin gehören musste, doch dann wurde ihm klar, dass Merlin nicht mehr hier wohnte und das Gerät sicher mitgenommen hätte. Also musste die Spielekonsole Paolo gehören. Irgendwie passte das wieder so gar nicht zu einem Firmenchef.
    Nach einer Weile entdeckte er das Telefon. Wie bei seinen Eltern stand es gleich neben dem Sofa auf einem kleinen Tisch. David ging hin und nahm sich das Büchlein, das davor lag. Gleich auf den ersten Seiten standen etliche Nummern. Aber die Handschrift sah nicht aus, als könnte sie Selma gehören. Auch die Namen machten eher den Eindruck, als handelte es sich hier um Geschäftspartner von Paolo. Aber würde ein Firmenchef sich wirklich die Nummern seiner Geschäftspartner neben sein Privattelefon zu Hause legen? Das alles war ziemlich seltsam.
    »Ich glaube, darin wirst du seine Nummer nicht finden«, sagte Paolo unmittelbar hinter ihm.
    David zuckte zusammen. Der Schreck zog ihm für einen Moment jegliche Kraft aus den Beinen. Wie hatte sich Paolo so anschleichen können?
    »Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.«
    David spürte eine Hand auf seinem Rücken. Augenblicklich wich er zur Seite.
    »Was sind das für Nummern?«, fragte er, nur um überhaupt etwas zu sagen.
    »Ich habe sie irgendwann aufgeschrieben«, antwortete Paolo. »Ein paar davon werde ich bald besuchen.«
    David runzelte irritiert die Stirn. Warum hatte er nur das Gefühl, dass Paolo kurz davor war, wahnsinnig zu werden? Er wirkte bei allem was er tat so überaus siegessicher und überlegen. Aber wenn man versuchte ihn zu verstehen, kam man auf keinen vernünftigen Nenner.
    »Das verstehst du nicht«, sagte Paolo. »Es ist eine Art Hobby.«
    Damit hatte Paolo recht, dachte David, er verstand gerade überhaupt nichts. Trotzdem wollte er prüfen, ob Merlins Nummer wirklich nicht darin stand. Er blätterte hastig weiter bis er die Seite mit dem Buchstaben N für Nagy vor sich hatte. Schnell überflog er die Nachnamen, die Paolo hier in seiner gestochenen Schrift notiert hatte: Nehring, Heinz; Nette, Ursula; Nebel ... Merlins Name war nicht dabei. Schon wollte David das Büchlein wieder zuklappen, als er den letzten Namen noch mal betrachtete. Plötzlich wurde ihm kalt. Erschrocken sah er auf, aber Paolo stand nicht mehr vor ihm. David fuhr herum. Er war allein im Zimmer. Dann hörte er aus der Küche Geräusche. Erleichtert atmete er auf. Trotzdem blieb er nervös. Ungläubig schaute er noch mal auf den Eintrag: Nebel, Linda
    Das konnte doch nicht sein! Wenn das wirklich Paolos Telefonbuch war, dann ... David dachte an die Geschichte, die ihm Linda in der Pause erzählt hatte. Sie war regelrecht außer sich gewesen. Und jetzt sah er ihren Namen in diesem Büchlein, in das Paolo hobbymäßig die Namen irgendwelcher Leute eintrug. Irgendwas stimmte da doch nicht. Ob das ein Zufall war? Oder wollte Linda ihn irgendwie verarschen? Beides konnte David sich nicht so richtig vorstellen.
    »Hast du gefunden was du suchst?«, fragte Paolo plötzlich.
    Wieder zuckte David zusammen. Diesmal stand Paolo aber lediglich im Türrahmen. Er hatte sein Hemd aufgeknöpft und ließ die braungebrannte Brust hervorblitzen. Das zumindest musste David ihm lassen: Er sah toll aus.
    »Nein«, antwortete er und legte das Telefonbüchlein wieder auf den Tisch zurück. Dabei bemerkte er, dass seine Hände zitterten. Das alles war einfach zu viel für den Augenblick. Linda, die durchdrehte, Paolos Annäherungen, Merlins Auszug, das überraschende Auftauchen seines Vaters, und irgendwo dazwischen er selbst mit all seinen Fragen und Ängsten.
    »Du siehst ziemlich angespannt aus«, bemerkte Paolo. »Vielleicht brauchst du etwas, das dich wieder lockerer macht?«
    David schüttelte den Kopf. »Nein, ich gehe jetzt.« Aber genau in diesem Moment fiel ihm ein, dass er noch gar nicht in Merlins Zimmer nachgeschaut hatte. »Oder ...« Er zögerte.
    »Ja?« Paolo lächelte aufreizend und schob sich eine Hand unters Hemd.
    »Darf ich hoch in Merlins Zimmer?«
    Augenblicklich benahm sich Paolo wieder ganz nüchtern. »Natürlich.«
    David drängte sich an Paolo vorbei. Er wollte nur so schnell wie möglich rauf. Als er aber vor Merlins Zimmer angekommen war, hielt er

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