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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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Natürlich hatte Christian recht. Wie oft hatte er schlaflose Nächte verbracht, weil er nicht wusste, wie er seiner Mutter beibringen sollte, dass er mit Paolo schlief, ohne dass alles gleich aus dem Ruder laufen musste? Allein dafür lohnte es sich doch ein neues Kapitel aufzuschlagen, oder nicht? Er seufzte. Sein Hauptproblem blieb aber David. Doch daran wollte er im Augenblick überhaupt nicht denken. Er musste sich daran gewöhnen, dass sein neues Leben ohne David stattfinden würde. Wenn er mit seiner Mutter nach Berlin ging, dann kannte er plötzlich niemanden mehr außer sie. Als Kind war ihm sowas nicht so schwergefallen. Doch er war kein Kind mehr. Zweifelnd überlegte Merlin, ob nicht genau das der Plan war, den seine Mutter sich für ihn ausgedacht hatte.
    »Stößchen!«, rief Christian und hielt ihm sein Glas hin.
    Merlin nahm es gedankenverloren. Dann sah er Christian an, der einen kräftigen Schluck Wodka Lemon trank. »Würdest du einfach so nach Berlin gehen?«
    »Warum nicht?« Christian zwinkerte ihm zu. »Da gibt es eine Menge knackiger Typen.«
    Merlin schnaufte. »Schon gut.«
    »Mensch, ich weiß es doch nicht«, sagte Christian. »Ich wohne in Köln und ich gehe davon aus, dass ich in den nächsten Jahren nicht meinen Standort ändern werde.« Er stellte sein Glas ab. »Egal was ich jetzt sage, es kann doch nur falsch sein. Wenn ich dir Berlin schmackhaft mache, bist du am Ende sauer auf mich, weil es doch nicht so toll ist. Wenn ich sage, du sollst hier bleiben, stelle ich mich gegen deine Mutter und bin Schuld daran, dass du eins von ihr auf den Deckel bekommst.«
    Merlin trank gierig sein halbes Glas aus. Dann sagte er: »Ich hab einfach nur Schiss.«
    »Wer hätte das nicht an deiner Stelle?« Christian sah ihn mütterlich an. »Du hast einen riesigen Bock geschossen, Kleiner, das geht nicht ohne Verluste ab. Du kannst nur versuchen das Beste draus zu machen.«
    »Wahrscheinlich hast du recht«, sagte Merlin, »aber ich finde das alles momentan ein wenig komisch. Ich meine, woher soll ich denn wissen, dass das mit meiner Mutter wieder ins Reine kommt?«
    »Sie hat dich doch immerhin angerufen und nach Berlin beordert, oder?«
    »Ja, das ist noch so ein Ding. Sie kann ihren Vater nicht leiden!« Merlin schüttelte den Kopf. »Es sieht ihr überhaupt nicht ähnlich, dass sie zu ihm ziehen will. Das macht mich irgendwie wahnsinnig.«
    »Was sollte sie denn sonst deiner Meinung nach tun?« Christian räusperte sich. »Und du solltest bedenken, dass sie sich in einer Ausnahmesituation befindet.«
    »Danke dass du mich daran erinnerst, fast hätte ich es vergessen.« Schnell kippte Merlin die andere Hälfte seines Drinks hinunter und knallte das Glas auf den Tisch. »Trotzdem kann ich es nicht fassen. Sie mag ihren Vater nicht und jetzt sollen wir zu ihm ziehen. Das passt doch irgendwie nicht.«
    »Du hast Panik deinen Opa kennen zu lernen, was?«
    Merlin schwieg eine Weile. Christian lag mit seiner Vermutung mal wieder genau richtig. Natürlich war es ihm unheimlich mit fast achtzehn Jahren seinen Großvater kennenzulernen, von dem seine Mutter kaum mehr erzählt hatte, als dass er ein schlechter Mensch war.
    »Er ist ein Fremder für mich«, sagte Merlin schließlich. »Die Bilder, die ich von ihm gesehen habe, sind alle mindestens hundert Jahre alt. Meine Mutter hat mir irgendwann erzählt, dass er mich mal gesehen hat als ich zwei oder so war. Hallo? Das ist doch abgefahren oder nicht?«
    Christian nickte.
    »Was mache ich denn, wenn es mit ihm auch Probleme gibt?«
    »Du willst doch nicht mit ihm ...«, entfuhr es Christian.
    »Nein, verdammt!« Merlin musste lachen. »Du denkst auch nur an das Eine, was?«
    »Bei dir doch kein Wunder.« Christian zwinkerte.
    Merlin blieb das Lachen im Hals stecken. »Ich meinte damit, dass er wahrscheinlich ein Problem damit haben wird, dass ich auf Jungs stehe.«
    »Klar«, sagte Christian und riss sich zusammen. Verlegen nippte er an seinem Wodka.
    »Ich wünschte, ich könnte einfach hier bleiben«, sagte Merlin wehmütig.
    »Kannst du doch!« Christian strahlte mit einem Mal. »Du bleibst einfach hier. Wir schaffen das schon irgendwie.«
    Merlin lächelte matt. Natürlich musste Christian ihm das jetzt anbieten. Er wollte wohl den blöden Scherz von gerade wiedergutmachen und hatte zudem noch Alkohol im Blut.
    »Nein, das geht nicht«, sagte Merlin niedergeschlagen.
    »Was ist denn eigentlich mit deinem Freund?«
    Merlin dachte an David. Sollte er

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