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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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spät nehmen, damit wir gemeinsam essen können. Das ist doch großartig, oder nicht?«
    David lächelte angestrengt. »Großartig«, sagte er, »ich bin sofort unten.«
    Seine Mutter nickte und verschwand. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Bisher galt immer nur das Wochenende als Pflichtprogramm, was das gemeinsame Mittagessen anging. Aber jetzt arbeitete sein Vater nur ein paar Minuten entfernt, da war es doch fast logisch, dass er zum Essen nach Hause kam und sie selbstverständlich alle zusammen bei Tisch sitzen mussten. Missmutig trottete er hinunter. Am liebsten würde er gleich klarstellen, dass er keine Lust hatte, auch noch mitten in der Woche diesen Familienpflichten, wie seine Mutter es immer nannte, nachzukommen.
    »Da bist du ja endlich. Ich habe dir schon was aufgetan«, sagte seine Mutter und winkte ihn an den Tisch. »Komm, dein Vater hat nicht ewig Zeit.«
    »Machen - machen wir das jetzt immer so?«, fragte David vorsichtig an. Er wollte seiner Mutter nicht schon wieder auf die Füße treten.
    »Hier zusammen essen?« Seine Mutter strahlte über das ganze Gesicht. »Es ist doch wirklich schön, dass wir das jetzt können, oder nicht?«
    Sein Vater räusperte sich. »Also meinetwegen musst du nicht mit uns zusammen essen«, sagte er. »Es reicht, wenn deine Mutter und ich ...«
    »Ach, natürlich isst David mit. Das passt doch alles wunderbar.« Damit fegte seine Mutter das Thema vom Tisch und David beschloss zumindest für heute nichts mehr dazu zu sagen. »Aber jetzt erzähl doch mal, wie es an der neuen Schule war«, drängelte sie.
    »Gut«, antwortete David und stopfte sich den Mund mit Kartoffeln voll, in der Hoffnung, so vielleicht nicht mehr reden zu müssen.
    »Jetzt hör sich einer das an«, sagte seine Mutter. »Gut! Mehr nicht.«
    »Schulen werden sich nicht sonderlich unterscheiden«, sagte sein Vater. »Ob man nun in Hamburg was lernt, oder hier, ist doch völlig gleich.«
    »Trotzdem würde ich gern mal ein paar Worte hören. Es interessiert mich.«
    »Paps hat recht«, sagte David schließlich, damit nicht wieder Streit aufkam. »Im Großen und Ganzen ist alles wie immer. Außer, dass ich jetzt in die Elfte gehe und in zwei Jahren mein Abitur habe.«
    »Und wie sind deine Mitschüler?«
    »Jetzt nerv den Jungen nicht, Hanne, das Essen wird noch kalt vor lauter Fragerei.«
    Einen Moment lang überlegte David, ob er seinen Eltern erzählen sollte, dass der Nachbarsjunge ausgerechnet in seine Klasse ging. Aber er entschied sich dagegen. Sicher würde sein Vater ihm raten, sich von dem Jungen fernzuhalten, und seine Mutter würde es absolut interessant finden und ihn mit etlichen weiteren Fragen löchern.
    »Eins ist aber wirklich anders«, sagte David stattdessen. »Wir dürfen hier in den Pausen nicht im Gebäude bleiben. Hat irgendwas mit dem Brandschutz zu tun oder so. Das ist mal wirklich albern.«
    »Also ich finde das gar nicht mal schlecht«, sagte seine Mutter sofort. »So kommt ihr wenigstens an die frische Luft. Und wenn es sicherer ist, dann sollte man absolut nicht dagegen sein, oder was meinst du, Ansgar?«
    »Ich hoffe, die haben wenigstens einen Aufenthaltsraum für euch«, sagte sein Vater, ohne auf die Frage zu reagieren. »Sonst wird es sicher ungemütlich im Winter.«
    »Gibt es wohl. Soll aber ziemlich klein sein«, sagte David.
    »Na, noch ist es ja nicht kalt«, lachte seine Mutter und beendete damit das Gespräch.
    Als David wieder oben in seinem Zimmer ankam, schnappte er sich als erstes das Fernglas und spähte auf die andere Seite. Noch immer konnte er nichts von Merlin sehen. Irgendwie frustrierte ihn das. Aber was hatte er sich erhofft? Wenn, dann würde er eh lediglich einen Jungen sehen, der an seinem Schreibtisch saß und die Aufgaben erledigte, die sie heute für Mathe aufbekommen hatten. Aber das würde ihm schon reichen. Im Grunde war das aber mehr als absurd. In der Schule saß er doch gleich neben Merlin. Er konnte ihn aus nächster Nähe beobachten. Also stellte er das Fernglas weg und packte sein Mathematikbuch aus. Eigentlich gab es für ihn nicht wirklich was zu lernen. Die einfachen Ableitungen hatte er bereits in Hamburg als Abiturvorbereitung durchgenommen. Hier in Neuss schienen sie noch nicht so weit zu sein. Trotzdem schlug er sein Buch auf und schrieb die Aufgaben sorgfältig in sein Heft. Bei dem Gedanken, dass Merlin ihn wieder auf seine Handschrift ansprechen könnte, musste er grinsen. Vielleicht sollte er sich gerade deshalb besonders

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