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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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Mühe geben? Nach zwanzig Minuten stand er wieder auf und ging zum Fenster. Doch auch ohne Fernglas wusste er, dass er nichts sehen würde. Ratlos blieb er stehen und betrachtete den blauen Himmel. Was sollte er jetzt machen? Allein raus und durch die Stadt? Er würde beizeiten die Gegend auskundschaften müssen. Aber heute hatte er keine Lust dazu. Vielleicht würde er sich mit einem Buch ins Bett legen. Doch gerade, als er das Fernglas aus der Hand legen wollte, öffnete sich gegenüber die Haustüre und Merlin kam heraus - mit seiner Sporttasche. Mensch, warum hatte er ihn denn nicht gesehen? Dummerweise musste er wohl genau die Augenblicke abgepasst haben, in denen sich Merlin gerade nicht in seinem Zimmer befunden hatte. Er betrachtete die Kehrseite des Jungen, während dieser die Tür abschloss. Dann ging Merlin lässig die Straße hinunter. Erst als er außer Sicht war, wandte sich David vom Fenster ab. Gelangweilt ließ er sich auf sein Bett fallen. Jetzt, da er wusste, dass er Merlin gegenüber nicht mehr beobachten konnte, schien ihm die Welt noch trostloser als zuvor. Irgendwie seltsam, denn in Hamburg hatte er auch niemanden gehabt, mit dem er sich beschäftigen konnte. Vielleicht sollte er sich einfach ein neues Hobby suchen. Eins, das nichts mit Lesen oder Fernsehen oder Computer zu tun hatte. Ruckartig setzte er sich auf. Er hatte wieder Merlins Sporttasche vor Augen. Vielleicht sollte er ihm einfach folgen und sich dann ebenfalls dort anmelden. Weniger aufreibend wäre es natürlich, wenn er Merlin einfach fragte, ob er ihn nicht mal mitnehmen könnte. Zufrieden ließ sich David wieder zurückfallen.

    11

    Als es draußen dämmerte, lag David wieder auf der Lauer. Da er nicht wusste, wie lange Merlin für gewöhnlich Sport trieb, hatte er sich zur Vernunft gezwungen. Warten brachte absolut gar nichts, außer, dass er am Ende seine Zeit vertrödelte. Also hatte er mehr oder weniger interessiert in einem Buch gelesen. Nun aber brannte drüben wieder Licht. Merlin saß an seinem Schreibtisch und schrieb. Erst hatte David vermutet, dass er die Hausaufgaben für Mathe machte, aber es musste doch etwas anderes sein, denn mit denen hätte er sich längstens eine halbe Stunde aufhalten dürfen. David überlegte. Was könnte Merlin sonst schreiben? Gestern hatte Merlin auch schon dagesessen und geschrieben. Er hatte gedacht, der Junge würde sich für den heutigen Tag vorbereiten, aber nachdem er diesen ja gewissermaßen mit ihm zusammen verbracht hatte, wusste er, dass sich Merlin absolut gar nicht auf den Schulstart vorbereitet hatte. Dummerweise würde er ihn auch nicht fragen können, was er denn da in seiner Freizeit zu schreiben hatte. Vielleicht einen Brief? David legte das Fernglas weg. Das Spannen machte ihn unausgeglichen. Einerseits verspürte er eine ihm völlig unbekannte Faszination, andererseits hatte er das Gefühl, einfach nicht genug zu erfahren. Dabei hatte er mittlerweile für sich herausgefunden, weshalb er sich mehr für das Nachbarzimmer als für das Fernsehprogramm interessierte. Es war der Einblick in ein Privatleben, in das er normalerweise nicht hineinschauen konnte. Dass er Merlin jetzt auch richtig kennenlernte, nahm der Sache dabei wider Erwarten nicht die Spannung. Er würde vergleichen können, wie sich Merlin verhielt, wenn er allein war und wie, wenn er in der Schule war. Das war eine ungeheuer spannende Sache. Zumindest für die erste Zeit. Wenn der Junge weiterhin nur an seinem Schreibtisch sitzen würde, wäre ihm die Spannerei sicher auch bald zu langweilig.
    David nahm das Fernglas wieder zur Hand. Ein Blick zu Merlin bestätigte, dass dort nichts sonderlich Aufregendes passierte. Doch dann trat plötzlich die rothaarige Frau ins Zimmer und sagte etwas. Merlin antwortete, ohne sich umzudrehen. Danach schloss sich die Zimmertür wieder und die Frau war verschwunden. Gerade wollte David das Fernglas wieder beiseitelegen, als sich die Haustüre unten öffnete und Merlins Mutter, wie er vermutete, hinaustrat. Sie hielt eine Sporttasche in der Hand. Verdammt sportliche Familie, dachte David und bekam automatisch ein schlechtes Gewissen. Was würde Merlin wohl zu seiner schlechten Verfassung sagen, wenn er zum ersten Mal mit ihm zum Sport ging? Sport war für David seit jeher nicht sonderlich interessant gewesen - erst recht nicht an der Schule. Vielleicht wäre es besser, wenn er sich doch ein anderes Hobby suchte, oder ein eigenes Fitnesscenter. Sicher würde er sich vor

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