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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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letztlich hätte er sich doch auch verweigern können. Die gleiche Geschichte wie bei Merlin selbst.
    »Und was hältst du von David?«, fragte Merlin.
    Selma zögerte. »Ich hab wirklich gedacht, dass ihr für einander geschaffen seid. Aber du hattest ja offenbar ...« Sie brach den Satz ab. Doch Merlin wusste genau, dass sie sich die Anspielung auf Paolo verkniff.
    »Das meine ich nicht«, sagte er schließlich. »David hat mit Paolo geschlafen.«

    124

    Paolo rollte sich von David herunter. Für einen Moment blieb David erschöpft liegen, doch dann brach die Leere in ihn ein. Die Leidenschaft hatte den Orgasmus nicht überlebt und alles was blieb war dieses Nichts, das er nun spürte. Eigentlich sollten jetzt zärtliche Berührungen folgen, sollten sie sich in den Armen liegen und er ein Gefühl von Geborgenheit wahrnehmen. Doch stattdessen war es trotz der Hitze kalt. Plötzlich kam er sich benutzt vor, wie er hier so breitbeinig auf dem Bett lag. Schnell drehte er sich zur Seite und zog das Bettlaken über seinen nackten Körper. Doch Paolo sah ihn nicht mal an. Er saß auf der Bettkante und zog genüsslich an einer Zigarette. David hatte nicht mal gewusst, dass Paolo rauchte. Im Grunde kannte er diesen Mann überhaupt nicht. Er wusste nur, wie sich die paar Minuten anfühlten, wenn er mit ihm schlief. Es war aufregend, aber wenn danach die Ernüchterung kam ...
    Es klingelte. David fuhr auf.
    »Keine Panik«, sagte Paolo tonlos. »Sicher nur der Postbote.« Er stand auf und streckte sich. Dann verließ er das Zimmer.
    David wusste nicht genau, was er erwartet hatte, aber das war ihm definitiv zu wenig. Dafür stellte er sich gegen seine Eltern? Dafür hatte er Merlin betrogen? Er schluckte schwer. Sein Herz krampfte sich in der Brust zusammen.
    Wieder ertönte die Türglocke.
    »Es ist dein Vater!«, rief Paolo von unten.
    Noch bevor David etwas sagen konnte, hörte er Paolo, wie er seinen Vater begrüßte. Geschockt blieb David im Bett sitzten. Paolo hatte ihm tatsächlich die Tür aufgemacht! Paolo hatte seinen Vater hereingelassen, obwohl er noch vollkommen nackt hier oben ... Eilige Schritte polterten die Treppe hinauf, während Paolo irgendwas rief. Hastig sprang David auf. Ein Wimmern drang aus seiner Kehle, weil er nicht wusste, was er tun sollte.
    »David!«, schrie sein Vater.
    Panisch zerrte David das Laken hoch und wickelte es um sich. Dann stand sein Vater auch schon in der Tür und sah ihn mit aufgerissenen Augen an.
    »Was ist los, verdammt?«, brüllte er. Sein Gesicht war wieder dunkel vor Zorn.
    David sah sich vor der gleichen Situation wie gestern. Nur hatte diesmal er selbst seinen Vater provoziert. Und Paolo öffnete ihm natürlich bereitwillig die Tür. David spürte die Verzweiflung in sich toben. Es gab keine Möglichkeit, dem Desaster zu entfliehen.
    »Ich weiß es nicht«, krächzte er. Dann kippte er aufs Bett zurück und schluchzte unbeherrscht los. Plötzlich sah er alles so klar vor sich. Wie hatte er nur jemals nicht wissen können, auf welche Seite er gehörte? Seine Eltern hatten gewusst, dass dies der verkehrte Weg für ihn war. Aber er musste es erst selbst erfahren. Die Leere in ihm brannte noch immer.
    »David«, sagte sein Vater nur. Aber David konnte ihn nicht ansehen. Er fühlte nichts als die Niederlage, die er sich selbst zugefügt hatte. Ja, seine Eltern hatten recht!
    »Es - tut mir - leid«, schluchzte er schließlich und hatte das Gefühl, an jedem dieser Worte zu ersticken.
    »Zieh dich an und komm runter«, sagte sein Vater. Kurz darauf hörte er Schritte auf der Wendeltreppe.
    Mit geschlossenen Augen, das Gesicht in die Matratze gedrückt, blieb David noch eine Weile liegen und wartete, bis er wieder halbwegs normal atmen konnte. Dann dreht er sich langsam zur Seite und schaute zur Tür. Paolo stand da und rauchte. Gekonnt bildete er einen Kringel aus Zigarettenrauch und zwinkerte ihm zu.
    David schluckte. Wieder fragte er sich, wie Paolo bei all dem so gelassen bleiben konnte. Warum regte er sich nicht auf? Immerhin hatte er doch gerade mitbekommen, dass David nicht bei ihm bleiben würde. Dann dachte er an den Vertrag.
    »Du - hast deinen Vertrag gebrochen«, sagte David mit Genugtuung. Plötzlich war er vollkommen hasserfüllt.
    Paolo schmunzelte.
    David schob sich wieder aus dem Bett, wobei er darauf achtete, dass das Laken ihn stets verhüllte. Paolo sah ihn belustigt an. Einen Moment stand David hilflos da und wartete, dass Paolo sich von ihm abwandte. Doch

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