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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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sofort wieder vergessen.«
    Merlin fühlte sich mit einem Mal so leicht, dass er schon befürchtete, jeden Moment abzuheben. »Ich - ich weiß.«
    »Wieso?«, fragte Selma überrascht. »Erzähl mir, was habt ihr gemacht?«
    »Ach, nicht deswegen.« Merlin lachte. Irgendwie hatte er das Gefühl, immer genau das Falsche zu sagen.
    »Egal, erzähl es mir!«, sagte Selma.
    »Wir haben hier auf dem Bett gelegen.«
    »Und?«
    »Hausaufgaben gemacht. Weißt du doch.«
    »Ja, ja, ja. Aber das wird doch wohl nicht alles gewesen sein.«
    »Er hat beide Cocktails getrunken«, lachte Merlin. »Dabei waren sie mehr als grausam.«
    »Er ist in dich verknallt«, stellte Selma fest.
    »Und das leitest du jetzt von dem Gesöff ab?«
    Selma lachte. »Vertrau mir doch mal!«
    »Ja«, sagte Merlin leise. »Ich glaube, du hast recht.«
    »Natürlich habe ich recht, und jetzt erzähl endlich weiter!«
    »Na, er war von deinen Superdrinks ein wenig benebelt und hat sich hingelegt. Irgendwann hat er seine Hand zu mir rübergestreckt und ich hab sie genommen.«
    »Oh«, machte Selma.
    »Ma! Ich habe meine Hand auf seine gelegt, mehr nicht.«
    »Ach so.« Sie kicherte.
    »Am Ende hätten wir uns fast geküsst«, sagte Merlin und seufzte. »Dann ist Paolo reingeplatzt.«
    »Verdammt. Er ist manchmal echt ein Trottel.« Selma grinste. »Aber ich glaube nicht, dass sich David davon abschrecken lässt.« Sie zwinkerte ihm zu.
    »Bist du dir sicher?« Merlin kniff die Augenbrauen zusammen. »Er schien das Ganze nicht so locker zu nehmen.«
    »Ich weiß«, sagte Selma. »Natürlich habe ich Paolo auch schon ausgequetscht. Das war ja wohl das Mindeste.«
    »War klar.«
    »Trotzdem, er ist in dich verliebt. Das hört nicht einfach so auf, nur weil jemand ins Zimmer kommt und ...«
    »Aber ich glaube, er hat echt ein Problem damit, schwul zu sein.« Merlin ließ sich wieder nach hinten ins Kissen fallen.
    »Dann hilf ihm«, sagte Selma. »Es ist gut, wenn man einen Verbündeten hat.«
    »Ja«, stimmte Merlin zu. »Ma?«
    »Was ist?«
    »Ich muss langsam wirklich zur Schule. Die zweite Stunde ist gleich zu Ende.«
    »Natürlich.« Sie erhob sich und ging zur Tür. Dann drehte sie sich noch mal um. »Ach, und zieh frische Bettwäsche auf. So viel Zeit hast du noch!«
    Merlin wurde rot.

    41

    Es klingelte zur Pause. Lustlos packte David sein Material in die Tasche und sah verstohlen zu Linda hinüber. Sie schien ihn aber zu ignorieren. Trotzdem wartete er, bis sie den Klassenraum verlassen hatte, um ihr dann sicherem Abstand auf den Schulhof zu folgen. Dort stellte er sich völlig verloren an den Eingang zum Hauptgebäude. Das war also seine erste Pause, die er mangels Kontaktfreudigkeit allein verbringen musste. Er beobachtete eine Weile die zahllosen Schüler, die sich hier draußen versammelt hatten. Die meisten Mädchen waren richtig aufgetakelt, als müssten sie sich für einen Wettbewerb profilieren. Aber auch die Jungs sahen bisweilen aus, als wollten sie ihren Idolen Konkurrenz machen. David konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er eine Gruppe cooler Typen sah, die alle eine Beckham-Frisur zur Schau trugen. Irgendwie wirkte es albern. Aber genau darum ging es doch eigentlich: Einen Trend mitzumachen, um sich in eine Gruppe einfügen zu können. Wie wertvoll das letztlich war, stand nicht zur Debatte, Hauptsache sie mussten ihre Pausen nicht allein verbringen.
    David entschied sich, in die Cafeteria zu gehen. Er hatte zwar weder Hunger noch Geld, aber irgendwas musste er in den zwanzig Minuten tun. Wieder fiel ihm auf, wie bescheuert die Vorschrift war, dass die Schüler ihre Pause nicht in den Klassenräumen verbringen durften. In dieser Zeit hätte er sich locker auf die nächste Stunde vorbereiten oder Hausaufgaben machen können. Für die nächste Pause würde er auf jeden Fall seine Bücher mit runternehmen.
    Plötzlich legte sich eine Hand auf seine Schulter. »Hi, David.«
    David fuhr überrascht herum. Sein Blick fiel unmittelbar in die braunen Augen von Merlin. Für einen Moment dachte er, dass etwas an diesem Anblick nicht stimmte. Doch dieser Gedanke war so schnell wieder in den unteren Regionen seines Bewussteins verschwunden, dass es ihn kaum irritierte.
    »Hi«, sagte er nur. Innerlich blühte er aber förmlich auf. Merlin war da! Und er sprach ihn an!
    »Mensch, ich hab volle Kanne verschlafen«, sagte Merlin und lachte. »Ist mir schon lang nicht mehr passiert.«
    David schluckte. Das war also der Grund. Und er hatte

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