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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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er wusste genauso, dass David nicht wollte, dass er ging. Und er wollte es auch nicht. Merlin setzte sich wieder aufs Bett und sah sich im Zimmer um. Hier lebte David also. Er legte sich zurück und roch kurz an der Bettwäsche. Ein frischer Duft ging von ihr aus. Sofort musste er daran denken, dass er gern mit David in diesem Bett aufwachen würde. Aber das war wohl mehr als unmöglich. Selbst wenn er es wollte, an seiner Mutter kamen sie wohl nicht vorbei. Wahrscheinlich hatte sie sogar noch etwas dagegen, wenn David bei ihm übernachtete. Plötzlich meldete sich ein unangenehmer Gedanke. Nicht nur Davids Mutter hatte etwas dagegen, auch mit Paolo war das letzte Wort sicher noch nicht gesprochen. Hastig richtete er sich auf und holte sein Mathebuch aus dem Rucksack. Über alles konnte er jetzt nachdenken, nur bitte nicht über Paolo. Er schüttelte den Kopf und hoffte, dass er ihn damit loswurde.
    »Na, du bist ja weit gekommen«, sagte David, als er wieder herein kam. Er ließ sich neben Merlin aufs Bett fallen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Merlin, ohne auf die kleine Spitze zu reagieren.
    »Ich glaub schon.« David sah ihm in die Augen. »Ich hab gesagt, dass wir heute Abend einen Film gucken werden und ich deshalb nicht mit zum Essen kann.«
    Merlin konnte den erstaunten Blick nicht zurückhalten. Einerseits fühlte er sich überrumpelt, dass er doch so lange bleiben sollte, andererseits freute er sich auf den gemeinsamen Abend mit David. »Und sie findet das okay?«, fragte er unsicher.
    »Mir egal«, antwortete David knapp. »Ich glaub, sie wird noch so einiges nicht okay finden.«
    Merlin grinste. »So gefällst du mir. Aber du musst jetzt nicht alles überstürzen, lass dir Zeit.«
    David betrachtete seine Hände. »Werde ich auch.« Er schwieg einen Moment, dann fügte er leise an: »Ich hab nämlich tierisch Schiss.«
    Merlin legte seinen Arm um David. Er spürte den warmen Rücken, der sich hob und senkte. Dann sah David plötzlich auf und erwiderte seine Umarmung. Stumm saßen sie da, die Oberkörper aneinander gepresst. Merlin spürte das Herz in der anderen Brust schlagen. Es tat gut, so nah bei David zu sein. Trotzdem empfand er die Umarmung nach einer Weile unbequem und auch ein wenig peinlich. Normalerweise müssten sie sich jetzt streicheln und küssen. Aber es passierte nichts. Sie drückten sich lediglich aneinander. Wahrscheinlich, dachte Merlin, ließ David ebenfalls nicht los, weil er sich vor dem Moment fürchtete, in dem sie sich wieder in die Augen sehen mussten.
    Vorsichtig löste sich Merlin. David schniefte. Erst jetzt wurde Merlin bewusst, dass der Junge geweint hatte. Plötzlich tat es ihm leid, die Umarmung gelöst zu haben und streichelte David unbeholfen durchs Haar.
    »Wird schon«, sagte er.
    »Danke«, murmelte David. Dann lachte er plötzlich. »Entschuldige, ich wollte dich nicht vollheulen.«
    »Schon okay.«
    Plötzlich klopfte es an der Tür und David sprang auf. Hastig wischte er sich mit seinem T-Shirt übers Gesicht. Merlin betrachtete neugierig den flachen Bauch. Eine dünne Haarspur führte vom Bauchnabel hinunter in die Hose.
    »Ja?«, sagte David endlich.
    Die Tür ging auf. »Hast du deinem Gast auch mal was zu Trinken angeboten?«, fragte seine Mutter.
    »Ja, hab ich«, log David.
    Seine Mutter sah sich noch einen Augenblick im Zimmer um, als wollte sie überprüfen, ob noch alles am rechten Fleck stand und nichts gestohlen worden war.
    »Du möchtest also nichts trinken?«, fragte sie schließlich an Merlin gewandt.
    »Nein«, sagte Merlin sofort. »Danke.«
    Misstrauisch zog sich Hanne wieder zurück.
    David wartete. Dann sagte er: »Damit können wir wohl jetzt den ganzen Tag über rechnen. Sicher fallen ihr noch ein paar Dinge ein, die sie ganz spontan mal fragen muss.«
    Merlin nickte. »Okay.« Dabei wusste er nicht, ob er es tatsächlich in Ordnung fand. Immerhin würde das ein Näherkommen erheblich erschweren. Unter den Voraussetzungen war es fast ein Wunder, dass David sich überhaupt hatte umarmen lassen. Aber, durchfuhr es ihn, bei ihm selbst war es kaum besser, wenn er an die Cocktailaktion seiner Mutter dachte und vor allem an Paolos Auftritt.
    »Was meinst du, wie sie reagieren werden?«, fragte er ein wenig später.
    David hatte sich inzwischen an seinen Schreibtisch gesetzt und sah gedankenverloren nach draußen. »Ich weiß nicht.« Er schluckte. »Ich weiß es echt nicht.« Dann sah er ihn an. »Ich glaub, sie werden ausrasten.«
    Merlin wusste

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