Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
Vom Netzwerk:
schnell!«
    Merlin tauchte wieder im Türrahmen auf. »Keine Sorge, ich will eh mit dir reden.«
    »So?« Selma grinste. »Seit wann willst du denn freiwillig mit mir reden?«
    »Ma, lass den Mist«, sagte Merlin und sah sie ernst an. Der fröhliche Eindruck war mit einem Mal verschwunden. »Ich weiß nicht, ob das alles was wird.«
    »Was?«, fragte Selma, obwohl sie genau wusste, dass Merlin seine Beziehung zu David meinte.
    »Seine Mutter hasst mich!«, platzte es aus Merlin heraus. »Sie kommt andauernd ins Zimmer, um zu kontrollieren, dass ich mich auch nur ja benehme oder so.«
    »Aber da müsstet ihr doch seit gestern dran gewöhnt sein, oder?« Selma konnte sich den kleinen Scherz nicht verkneifen. Trotzdem ahnte sie schon, dass die Geschichte ab sofort eine Sprosse auf der Schwierigkeitsleiter gestiegen war.
    »Ma, bitte!« Merlin sah sie flehendlich an. »Ich brauche deine Hilfe.«
    Selma schwieg einen Moment, dann sagte sie ruhig: »Ich glaube nicht, dass du meine Hilfe brauchst. Du hast dich schon entschieden und willst von mir hören, dass es richtig war, dich so zu entscheiden.« Sie stellte sich ans Fenster und sah in den blauen Himmel hinauf. »Ich sage dir, du hast dich richtig entschieden.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Egal welchen Weg du gehst, es ist der Richtige. Vorausgesetzt, du hast das mit deinem Gefühl abgestimmt. Stell dir vor, ich sage dir jetzt, was du machen sollst, und du machst es, obwohl dein Herz einen anderen Weg gehen will.« Sie sah ihn wieder an. »Dann hätte ich dich unglücklich gemacht.«
    »Aber du sagst mir doch auch sonst, was ich tun soll!«, rief Merlin empört. »Wenn du es nicht drauf angelegt hättest, wäre ich jetzt wohl kaum in dieser Lage!«
    »Weißt du das sicher?«
    »Ja, verdammt!« Merlins Brustkorb hob und senkte sich schnell. »Ich - ach ...« Seine Stimme wurde wieder ruhiger. »Ich weiß einfach nicht, ob es richtig ist, all das mitzumachen.«
    »Wovor hast du Angst?«
    Plötzlich sah Merlin sie erschrocken an. »Ich - ich hab keine Angst.«
    »Warum kümmerst du dich dann um seine Mutter?«
    »Weil ...« Merlin stockte. »Sie stört.«
    »Dann bring ihn einfach mit rüber. Ihr müsst doch nicht drüben bleiben.«
    »Ma, ich - das alles ist irgendwie nicht so einfach.« Er seufzte. »Ich glaube, David ist ein echter Schlappschwanz.« Diese Worte sprach er mit einem schmerzverzerrten Gesicht aus.
    »Aber du doch nicht, oder? Zumindest habe ich dich nicht so erzogen.«
    Merlin schüttelte zaghaft den Kopf.
    »Also gib ihm etwas von deiner Kraft ab.« Sie blätterte in einem Kräuterbuch, das auf der Anrichte lag. Schon die ganze Zeit suchte sie nach einem Rezept, an das sie sich nur noch dunkel erinnern konnte. »Willst du einen Tee? Der wird dich wieder auf den Teppich holen.«
    »Ich habe mir gedacht, dass ich gleich zum Sport gehe. Das hilft auch.«
    »Wie du meinst.« Sie sah wieder auf. »Lin, ich habe dir doch gesagt, dass er es nicht so leicht hat wie du. Wenn du einfach du selbst bist, kannst du nichts falsch machen. Versetz dich in seine Situation und sei geduldig mit ihm.«
    »Schon klar«, sagte Merlin und ließ den Kopf hängen. »Aber ich weiß nicht - also, ob ich das alles wirklich will.«
    »Du meinst, weil es nicht so leicht ist?«
    Merlin antwortete nicht.
    »Wenn du alles gleich geschenkt haben willst, dann frage ich mich, warum du nicht einfach auf eine Schwulenparty gehst und dir nimmst, was du willst.«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Oder«, vermutete Selma, »ist da vielleicht noch was?« Plötzlich hatte sie das ungute Gefühl, dass Merlin ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte. Irgendwas schien an ihm zu nagen, was er ihr bislang nicht anvertrauen wollte.
    »Nein«, sagte er schnell. Dann sah er auf. »Ich geh jetzt zum Sport.« Schon war er verschwunden.
    »Lin?«, rief sie hinterher. Sie wartete einen Moment und lauschte in die Stille. Dann tauchte Merlin wieder im Türrahmen auf.
    »Du weißt was du willst. Gib nicht zu schnell auf, okay?«
    Er nickte.
    »Was machst du heute noch?«
    »Ich gehe zum Sport, duschen und wieder rüber. Wir werden uns einen Film angucken. Seine Eltern sind zum Glück nicht da.« Trotz der guten Nachricht klang seine Stimme bedrückt.
    »Das hört sich doch vielversprechend an«, sagte Selma. »Oder nicht?«
    »Ja«, murmelte er.
    »Mensch, Lin! Lass dich nicht von der Schreckschraube in die Flucht schlagen! Du willst nicht sie, sondern ihren Sohn!«
    »In der Tierwelt kann diese

Weitere Kostenlose Bücher