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Das Meer wird dein Leichentuch

Das Meer wird dein Leichentuch

Titel: Das Meer wird dein Leichentuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Maine
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Pfeifen geschwängerten Luft zurückziehen konnte.
     
    Auf dem Weg zu meiner Kabine stand Damian de Armand plötzlich wie aus dem Boden gewachsen vor mir. Ich hatte ihn weder im Speisesaal noch im Rauchsalon bemerkt. Obwohl mich sein plötzliches Erscheinen aus der Dunkelheit erschreckt hatte, war ich froh, ihn zu sehen. Ich gestand vor mir selbst ein, dass ich Damian sehr vermisst hatte. Warum das so war, darüber war ich mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht recht im Klaren.
     
    „Sie haben während des Tages versucht, mich in meiner Kabine zu besuchen, Danielle?“, begann Damian de Armand ein Gespräch. Seine Stimme war wie leise, einschmeichelnde Musik.
     
    „Woher wissen Sie das? Hat einer der Stewards geplaudert?“ fragte ich erschrocken.
     
    „Ich weiß es eben. Das muss genügen!“ Damians Stimme ließ keinen Widerspruch zu. „Sagte ich Ihnen denn nicht, dass ich mich am Tage zurückziehe? Meine Welt öffnet sich erst, wenn die Nacht ihre Schatten über die Welt wirft.“
     
    „Ja, ich erinnere mich.“ nickte ich. „Auch, wenn ich das nicht richtig verstehen kann. Aber es erinnert mich so an einen Schauerroman, der vor einigen Jahren erschienen ist. Ein gewisser Graf Dracula, der am Tage in seinem Sarg schläft. In den Nächten dringt durch die Fenster in die Schlafzimmer der Frauen. Denn er ist ein Vampir, der ihnen das Blut aussaugt. Ich habe mich ordentlich gegruselt, als ich das Buch gelesen habe.“
     
    „Und jetzt fürchten Sie, dass ich so ein Vampir sein könnte?“ Damian wirkte belustigt.
     
    „Die Beschreibung stimmt jedenfalls“, erklärte ich eifrig. „Im Buch trägt Graf Dracula schwarze Kleider und einen schwarzen Umhang. Und es umwittert ihn ein Geheimnis wie ... wie das Geheimnis, das Sie umgibt, Damian.“
     
    „Meine Kleidung ist die Ausstattung eines wahren Gentleman. Wenn sie Ihnen auch etwas altmodisch erscheint, Danielle.“ Es war das erste Mal, dass ich Damian de Armand lachen hörte. „Sie sollten sich nicht vor Dingen fürchten, die ein Schriftsteller erfindet, um seine Leser das Gruseln zu lehren. Auch wenn dieser Graf Dracula tatsächlich gelebt hat und es über Vampire sehr viele Sagen und Legenden gibt.“
     
    „Gibt es den so etwas, dass sich Tote aus dem Grabe erheben und in der Mitternachtsstunde umher wandeln?“, fragte ich leise. Da waren wir doch schon wieder bei so einem Thema, das mir Angst machte. Aber gleichzeitig liebte ich dieses wohlige Gruseln, das den Menschen beschleicht, wenn er Geschichten aus der Jenseits-Welt hört.
     
    „Fragen Sie mich besser nicht danach, Danielle.“ Damians Stimme klang warnend. „Der Mensch soll nicht versuchen, den Schleier der Nacht und des Grauens hinweg zu ziehen, mit dem Gott diese Dinge verhüllt hat.“
     
    „Ja, man soll Gott nicht versuchen und nicht herausfordern.“ nickte ich ganz ernsthaft. „Und doch hat es Mr. Astor heute getan, ohne dass der Allmächtige ein sichtbares Zeichen seines Zorns gegeben hätte. Nicht einmal Gott könne die Titanic versenken - hat er gesagt.“
     
    Für einen Augenblick herrschte tiefe Stille, die nur vom ständigen Brummen der Maschinen viele Stockwerke unter uns unterbrochen wurde. Mächtige Heizkessel glühten wie der Vorraum zur Hölle und schufen dem Dampf für die drei gigantischen Schiffsschrauben, die uns in Richtung New York schoben.
     
    „Blasphemie! Gotteslästerung!“ flüsterte Damian de Armand tonlos. „Doch so wie Astor redete, einst auch ein anderer, hochfahrender Mann. Auch er forderte den Allmächtigen heraus. Und schwer wurde er dafür gestraft. Bis zum jüngsten Tage muss er die Ozeane befahren. Erst wenn alle Toten auferstehen, ist es ihm vergönnt, im Nichts zu vergehen!“
    „Der Fliegende Holländer! “, flüsterte ich leise.
     
    „Sie haben vom Fliegenden Holländer gehört, Danielle?“, erkundigte sich Damian.
     
    „Ich habe eine Aufführung der Oper von Richard Wagner in Paris gesehen.“ gestand ich. „Die Musik und das Thema haben mich mitgerissen und innerlich aufgewühlt. Der arme Mann. Nur die Liebe einer Frau, die ihm treu ist bis in den Tod, kann in von seinem grausamen Schicksal erlösen.“
     
    „Und noch keine hat dem Fliegenden Holländer die Treue gehalten. Stets musste der Unglückliche aufs Neue die Anker lichten. Der Holländer muss immer wieder in See stechen, während der johlende Chor seiner Geistermannschaft schauerlich über den Ozean klingt.“ flüsterte Damian.
     
    „Das Schicksal des Fliegenden

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